Robots & Dragons: Die Enttäuschungen der Redaktion 2019

Das Jahr 2019 hatte neben Highlights auch einige Enttäuschungen zu bieten. Nachdem wir in unseren Redaktions-Jahresrückblicken zunächst unsere Höhepunkte im vergangenen Jahr gekürt haben, geht es nun um Serien und Filme, die uns eher enttäuscht zurückgelassen haben. Dabei muss es sich wohlgemerkt nicht notwendigerweise um wirkliche Flops handeln. Es geht auch um Dinge, die einfach nicht so gut waren, wie wir uns das erhofft hatten.

Florian Rinke

Eine Welt, die fantasielose Filme wie Terminator: Dark Fate hervorbringt, ist vielleicht schon längst und ohne es zu merken von Maschinen überrannt worden. Der Beginn in Mexiko war durchaus gelungen und bei der Flucht in die USA übten die Macher sogar verdeckte Kritik an der US-Grenzpolitik. Aber leider kam dann der Auftritt von Arnold Schwarzenegger. Er gab einige reaktionäre Statements zum Waffenbesitz von sich und durfte dann in endlosen Actionszenen (wie lange kann ein Flugzeug bitte abstürzen?) beweisen, dass er zu alt für diesen Job ist.

Hellboy hätte wirklich gut werden können. Anders als Guillermo del Toro orientierte sich Regisseur Neil Marshall enger an der Vorlage von Autor und Zeichner Mike Mignola. Nur leider versuchte er die Handlung von zu vielen Comicbänden in dem Reboot unterzubringen – die Entstehungsgeschichte im Film enthielt auch gleich Hellboys finalen Kampf aus den Comics. Hinzu kamen schlechte Effekte und von den Darstellern konnte auch nur Sasha Lane als Alice Monaghan restlos überzeugen.

Wer sich einen Godzilla-Film anschaut, erwartet auf der Leinwand meist drei Dinge: Ein großes Monster, weitere riesige Kaijūs und das Aufeinandertreffen des ersten Monsters mit den anderen Giganten. Godzilla: King of Monsters hätte also der Blockbuster des Jahres für Kaijū-Fans werden können. Schade, dass man die Monster zu oft im Nebel versteckt und diese Suppe mit esoterischem Gelaber würzt. Da sollte man sich lieber Frankensteins Monster im Kampf gegen Ghidorah anschauen. Die Japaner hatten 1964 nur einen Bruchteil der heutigen Tricktechnik zur Verfügung (Marionetten und Gummianzüge), aber sie schafften es neben ordentlichen Monsterkämpfen auch noch eine Handlung um mysteriöse Aliens, eine magische Prinzessin und fiese Agenten einzubauen.

Nele Bübl

Game of Thrones. Muss ich mehr schreiben? Dabei fand ich die finale Staffel noch nicht einmal komplett miserabel, bei "A Knight of the Seven Kingdoms" und "The Last of the Starks", ja selbst in den letzten Minuten des Finales gab es für mich genug Emo-Punkte. Leider hat man die Geschichte - oder vielmehr die Charaktere - dennoch einfach mit ordentlich Kawumm vor die Wand gefahren.

Dass ich Carnival Row und The Walking Dead hier auf dieser Liste nenne, ist eigentlich unfair. Ersterer merkt man die aufwendige Produktion an und TWD ist objektiv betrachtet mit dem Showrunner-Wechsel wieder ziemlich gut geworden. Ein klassischer "Es liegt nicht an dir, sondern an mir"-Fall. Auf Carnival Row als mögliche neue Serien-Affäre gefreut und mit den Zombies auf erneutes Aufflammen der alten Liebe gehofft - aber bei beidem funkte leider einfach nichts.

Anne Jerratsch

Gebrochene Figuren gehören zum Einmaleins der Filmgeschichte. Schade nur, dass es 2019 so viele flach erzählte Exemplare davon gab. Auch in der überraschend zur Trilogie angewachsenen Eastrail 177-Reihe von M. Night Shyamalan wurden viele Chancen vertan. David Dunn (Bruce Willis), Superheld wider Willen, sucht seit dem 2000er-Überraschungserfolg Unbreakable seinen Endgegner, Mr Glass (Samuel L. Jackson). Im Jahr 2019 endlich durfte dieser mit Glass seinen Abschlussfilm bekommen. Leider war dieses Ende jedoch so schlapp erzählt wie ein Showdown in der Lindenstraße. Glass bot wenig überraschende Momente, dafür umso mehr Ego-Streicheleinheiten für den Regisseur. Auch blieben alle drei Hauptfiguren, unter ihnen auch der sonst so engagierte James McAvoy, absolut unter ihrem schauspielerischen Niveau. Da wäre mehr drin gewesen, wie beispielsweise ein spannendes Drehbuch. Mit Glass kam Shyamalan gute zehn Jahre zu spät.

Auch der Oscar-Kandidat Joker von Todd Philips muss zumindest in der Retrospektive in dieser Liste auftauchen. Mittlerweile gibt es einige Kritik an dem Film, oder vielmehr: Seiner Wirkungsmächtigkeit im kulturellen Kontext. Fördert dieser Film nun Radikalismus, feiert er ihn gar? Diese Fragen sind zu komplex, um sie hier zu beantworten. Klar ist jedoch: Joker hätte auch ohne die Batman-Komponente wunderbar funktioniert. Vielleicht wäre er ohne die manchmal etwas störenden Anleihen sogar der bessere, intensivere Film geworden. Klar ist auch: Wer The Dark Knight und vor allem die Darstellung von Heath Ledger als Vorbild hat und sich mit ihm messen muss, der muss zwangsläufig enttäuschen. Auch, wenn Phoenix dennoch vielleicht verdienterweise den Oscar für seine Leistung in Händen halten darf.

Jugendserien mit Dystopie-Touch gefällig? Unser aller Streaming-Anbieter Netflix hat davon gleich eine ganze Reihe in petto. Von Dark über Umbrella-Academy bis hin zur vor flachen Charakteren und Handlungslöchern nur so strotzenden dänischen Produktion The Rain gibt es hier jede Menge Auswahl. Ein kleiner Lichtblick im Dystopie-Dunkel schien 2019 The Society zu sein: Eine Gruppe Jugendlicher aus einer Kleinstadt stellt fest, dass nicht nur sämtliche Eltern verschwunden (woraufhin man erst einmal eine riesige Party veranstaltet), sondern, dass sie auch von der Welt abgeschnitten sind. Internet, Streaming (Hallo, Meta-Ebene!) oder mal eben die neuesten Youtube-Clips abrufen ist passé (was die Party nicht gerade einfacher macht: Auf einmal müssen die Teens aus Papis Plattenregal zurückgreifen, ohje ohje.). Doch natürlich bleibt da noch die titelgebende Frage, wie man sich gesellschaftlich organisiert und dem Rätsel auf die Spur kommt. Es kommt zu Herr-der-Fliegen-ähnlichen Tumulten, Leute werden ausgeschlossen oder beäugt. Leider ist aus dem Konzept so schnell die Luft raus, dass ich kaum noch weiß, ob ich mehr als eine Folge gesehen habe. Das lag vor allem an den unerträglichen nervigen Teenie-Jungs, die ständig von den Mädels der Gruppe erzogen werden mussten. Fazit: Wenn ich Streit zwischen großmäuligen Kids sehen will, die in eine Welt entlassen werden, in der es nur sie selbst zu existieren scheinen, kann ich auch bei Instagram gucken oder mit Youtube-Kommentare durchlesen. Als Serie braucht das kein Mensch.

Was wäre, wenn es die Beatles nie gegeben hätte? So sehr, wie die Fab Four unsere Popkultur geprägt haben, mag man sich das kaum ausmalen. Ein junger Musiker, der sich als einziger noch an die Songs erinnert, nutzt die Gunst der Stunde und wird zum Weltstar. Die Enttäuschung des Sommers fußt eigentlich auf einer guten Idee. Mit entsprechend hohen Erwartungen musste sich Yesterday von Kultregisseur Danny Boyle herumschlagen, um dann alle Hoffnungen in den Wind zu schlagen. Denn der Film traut seinem Konzept selbst nicht so recht. Alle gelungenen Ideen werden leider bereits im Trailer verraten, außerdem belastet sich der Film selbst mit einer allzu generischen und vollkommen überflüssigen Liebesgeschichte. Yesterday zeigt, dass aus einer halbwegs guten Idee, die mit zwei Sätzen erklärt ist, noch lange kein guter Film werden muss.

Merkwürdige Sekten-Filme mit absolut toxischer Familienaufstellung scheinen ein Faible von Regisseur Ari Aster zu sein. So kommt nun auch der Hipster-Horrorfilm Midsommar mit einer großen Portion Unwohlsein daher. Allerdings schießt Aster weit übers Ziel hinaus: Aus der eigentlich bissig gemeinten Beziehungssatire wird ein absolut unnötig brutales Schlachtfest, das deutlich zu lang und absolut inhaltsleer geraten ist. Ritual reiht sich an Ritual und man will jede einzelne der Figuren schütteln und hoffen, dass nicht alle Austauschstudenten so hohl geraten sind wie in diesem Film.

Katrin Hemmerling

Game of Thrones - warum? Warum hast du binnen einer Staffel eine so großartige Serie kaputtgemacht? Ich war bis ungefähr Folge 3 noch in einer halbwegs erfolgreichen Verleugnungsphase mit der naiven Hoffnung, dass man das Ruder noch herumreißen würde. Aber dann die Entwicklung einzelner Figuren mit einer einzigen Entscheidung so dermaßen vor die Wand zu donnern ... nein, einfach nein. Da wird ein Jaime mühsam über mehrere Staffeln so aufgebaut, dass er sich von seiner Schwester löst, nur damit er zum Ende hin wieder heulend zurück zu ihr rennt - und dabei vorher Brienne noch das Herz bricht. Und das war nur das deutlichste Beispiel für Entscheidungen, die ich einfach nicht akzeptieren möchte. Danke, Game of Thrones, für nichts.

Wenn Darstellern in einem Press-Junket anzusehen ist, dass sie froh sind, künftig mit dem Franchise nicht mehr allzu viel am Hut haben zu müssen, sollten die Alarmglocken läuten. So geschehen bei X-Men: Dark Phoenix. Gut, wir hätten gewarnt sein sollen. Wenn es um Jean Grey geht, hatte Simon Kinberg noch nie ein gutes Händchen, man denke nur an X-Men: Der letzte Widerstand. Aber dass der Schuss so nach hinten los geht ... Sollte ich den Film mit zwei Worten beschreiben, würde ich "überladen" und "lustlos" wählen. Viel zu viel erzählt mit Darstellern, die erschreckend gelangweilte (Nicht-)Leistungen abliefern. Schade. So muss Jean immer noch einen Film warten, der ihrer würdig ist.

Endlich wieder eine Stephen-King-Verfilmung auf Netflix! Zwar hatte ich einige Grundskepsis bei Im hohen Gras, da sich mir nicht erschlossen hatte, ob die vergleichsweise dünne Vorlage genügend Substanz für einen kompletten Film liefern würde, aber bei Gerald's Game hatte es ja auch geklappt. Was mich aber dann erwartete ... sehr merkwürdige Änderungen von der eigentlichen Vorlage, eine Kulisse, die an Liebling, ich hab die Kinder geschrumpft erinnert sowie ein Ensemble, das nicht wirklich passend gewählt war. Um den Running Gag aus Es Kapitel 2 nochmal zu reiten: "Mir hat das Ende nicht gefallen!"

Tobias Maibaum

Gerade die faszinierenden Trailer zu Joker haben Hoffnung auf ein Joker mit der Herangehensweise eines cineastischen Indiefilms gemacht. Persönlich, tiefgründig und dramatisch hätte der Film werden können, aber statt eine willkommene Abwechslung zum Superhelden-Hype zu sein, gibt es nur eine wenig ausgegorene Origin-Story zu dem Clown-Prinzen. Delikate Themen werden ungenügend behandelt, Phoenix schauspielert zwar gut, aber seine ganze emotionale Palette schöpft er nicht aus. Stattdessen muss er tanzen und plötzliche Charakterentwicklungen durchmachen, die wenig Sinn ergeben. Ja, wenn er wahnsinnig ist, müssen nicht alle Handlungen auch Sinn ergeben, doch wer einen Film schreibt, der sich um die Charakterisierung dreht, kann sich damit nicht aus der Verantwortung ziehen. Außerdem: Bitte weniger von der Famile Wayne.

Bei allem Respekt und der ewigen Ermüdung von Star-Wars-Diskussionen, an dieser Stelle muss ich vielen Leuten auf die Füße treten. Hier schreibt ein Freund von Episode 8, weil sie überrascht und frischen Wind in das Franchise gebracht hat - genau das hat Rise of Skywalker zunichte gemacht. J.J. Abrams geht auf Nummer sicher, kombiniert den Stoff von zwei Drehbüchern in einer einzigen Laufzeit und gibt sich sichtlich Mühe, alles, was The Last Jedi etabliert hat, irgendwie zu retconnen oder überspielen. Neue und alte Charaktere kriegen zu wenig Zeit, die Handlung hechtet geradezu von einem Set zum nächsten und wer hat gedacht, es sei eine gute Idee, den Antagonisten offscreen zu etablieren? Am Ende ist es vielleicht gutes Popcornkino, aber eben auch sehr vergessenswert - Star Wars hat Besseres verdient.

Ja, bei den gigantischen Produktionsproblemen von der zweiten Staffel American Gods war schon absehbar, dass sie kein Geniestreich mehr wird, wie die Nummer Eins. Und deswegen ist sie auch die leichteste Enttäuschung auf dieser persönlichen Liste. Shadow Moons Weiterreise ist solide, macht sogar Lust auf mehr. Doch die erste Staffel war etwas wirklich Besonderes, was mir bei modernen Serien immer wieder in den Kopf kommt. Und das ist American Gods nun einfach nicht mehr. Es ist kein bitterer Geschmack, sondern der kühle Schatten der Enttäuschung, dass es besser sein könnte und um Haaresbreite gewesen wäre. Außerdem ist Gillian Anderson als Göttin Media und als David Bowie nicht mehr dabei. Niemand kann diese klaffende Lücke in meinem Herzen füllen.

Hannes Könitzer

Fallen wir direkt mit der Tür ins Haus: Die größte Enttäuschung des Jahres war die finale Staffel von Game of Thrones. Und dabei gehörte ich noch zu denjenigen, die relativ lange auf ein rundes Ende gehofft haben. Erst mit dem Ende der vierten Folge war dann auch bei mir das Tischtuch zerschnitte und was dann in Episode 5 zu sehen war, macht endgültig deutlich, dass es den Machern nur noch um die Optik und nicht mehr um Inhalte oder eine nachvollziehbare Charakterisierung ging. Wie unvergesslich hätte das Finale sein können, wenn der Inhalt auch nur ansatzweise das Niveau der technischen Umsetzung erreicht hätte.

In meinen Kritiken zu Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers habe ich es ja schon erwähnt, aber die ersten fünf Minuten von Episode IX sind für mich immer noch die erzählerische Frechheit des Jahres. Was danach folgt, kann ich schon irgendwie schauen und halbwegs als spaßige Unterhaltung akzeptieren (vor allem wenn ich nicht darüber nachdenke) aber der Auftakt des Films geht einfach nicht. Die Rückkehr des großen Gegenspielers im Star-Wars-Universum in den Lauftext zu packen, wer ist denn auf diese Idee gekommen? Selbst wenn man nur noch einen Film Zeit hatte, um den Imperator zurückzubringen, muss man das einfach besser lösen.

Zuletzt findet sich auch Spider-Man: Far from Home in meiner Liste der Enttäuschungen des Jahres. Die Fortsetzung zu Homecoming wollte für mich einfach irgendwie nicht so richtig zünden. Klar, es ist immer noch ein unterhaltsamer Film, aber irgendwie macht man fast in allen Belangen im Vergleich zum Vorgänger einen Schritt zurück. Zudem wirkt auch das Setting an sich meiner Meinung nach extrem gewollt und passt nicht mehr zu dem eher geerdeten Ansatz, der noch in Homecoming verfolgt wurde.

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