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In diesem Jahr ist wahrscheinlich niemand um Videospiele herumgekommen. So erhaschte im Juli Pokémon Go für kurze Zeit globale Aufmerksamkeit. Nintendos kostenloses Mobilespiel erreichte mehr als eine halbe Milliarde Downloads und hatte sogar kleine gesellschaftliche Folgen. Städte sperrten Straßen und Plätze für die achtlosen Smartphonenutzer, öffentliche Einrichtungen sprachen Verbote aus.
Besonders gut ist das Spiel jedoch nicht und der Trend endete ebenso schnell wie die Schlagzeilen. Dennoch machte Pokémon Go wieder einmal deutlich, wie viele Spieler doch existieren. Nintendos Experiment war erfolgreich, der Börsenkurs stieg. Doch auch fernab vom Casual-Gaming erschienen dieses Jahr viele Besonderheiten. Wir haben unsere Highlights in einer handlichen Liste zusammengetragen.
Platz 10: Inside (Playdead)
Limbo war vor sechs Jahren ein viel gefeierter Indietitel, der mit minimalen Mitteln und schönen Rätseln eine herzergreifende Geschichte erzählte. Die Erwartungen an den geistigen Nachfolger waren natürlich hoch, aber wie will man ein beinahe perfektes Spiel in seiner Art wiederholen? Eine Kopie hätte nicht gereicht, aber ähnlich soll es natürlich trotzdem sein.
Diesen Drahtseilakt haben die Entwickler von Playdead mit Bravour gemeistert, Inside erzählt mit wenigen Mitteln die spannende Geschichte eines Jungen in einer scheinbar fremden Welt. Die Narrative wird von der Spielwelt getragen, sodass dem Spieler überlassen bleibt wie er bestimmte Dinge interpretiert.
Platz 9: Tokyo Mirage Sessions #FE (Atlus)
Das lang erwartete Crossover der japanischen Franchises Shin Megami Tensei und Fire Emblem ist endlich da! Der merkwürdig klingende Titel für die Wii U ist aber selbst für bei den JRPGs eine Nummer für sich.
Die Protagonisten sind tagsüber TV-Stars und Sänger, die nachts in einer Paralleldimension mit kosmischen Wesen, den Mirages, gegen von verfeindeten Mirages besessene Medienmogule kämpfen. Das Ganze kombiniert mit einem tiefen taktikschen Kampfsystem und schrägen Charakteren ergibt ein überraschend gut funktionierendes Spiel. Herausgeber Atlus darf sich jetzt aber nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen und gerne etwas intensiver der Veröffentlichung von Persona 5 im Westen widmen.
Platz 8: Titanfall 2 (EA)
Hier kommt sie, die erste große Überraschung auf dieser Liste. Während in Titanfall noch eine Singleplayer-Kampagne fehlte, wurde sie im Sequel nachgereicht. Glücklicherweise, denn die Geschichte bringt dringend benötigten frischen Wind ins Genre.
In einer Mischung aus Half Life, Portal und Mirror's Edge kämpfen ein Soldat und sein eiserner Roboterfreund gegen einen gesamten Planeten voller Bösewichte. Abwechslungsreiche Passagen funktionieren fantastisch und werden wohl noch viele Jahre in Erinnerung bleiben. Schade nur, dass dank schwachen Verkaufszahlen ein Nachfolger unwahrscheinlich ist.
Platz 7: Hitman Season 1 (Square Enix)
Ein neues Hitmanspiel im Episodenformat? Das kann doch nicht funktionieren. Zugegeben waren auch wir anfangs sehr misstrauisch, aber glücklicherweise haben wir uns getäuscht! Das erste Jahr an neuen Hitman-Leveln könnte man zweifelsfrei als den besten Teil der gesamten Reihe bezeichnen.
Ja, die Geschichte funktioniert mehr schlecht als recht. Aber es fühlt sich gut an, seine Ziele in allen Ländern der Welt auf die unterschiedlichsten Arten zum Schweigen zu bringen. Dank dieser Vielfalt kann man jeden Level dutzende Male spielen und immer etwas Neues entdecken. Square Enix hat bereits ein weiteres Jahr mit neuen Leveln versprochen.
Platz 6: XCom 2 (2K Games)
Zum Strategieklassiker XCom gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Unter schwierigsten Umständen kämpft man mit einem kleinen Team gegen hoch entwickelte Außerirdische. Die rundenbasierten Züge sind ein wenig wie Schach und genauso erbarmungslos. Nur haben hier alle verlorenen Bauern ein Gesicht und Namen.
Im zweiten Teil des Erfolgsspiels gab es anfangs viele technische Probleme. Aber seitdem diese behoben sind, glänzt es mit rundum erneuerten Elementen und tollem Schwierigkeitsgrad. Der Einstieg fällt etwas schwer, aber wer dranbleibt, wird belohnt.
Platz 5: Overwatch (Blizzard)
Alles, was Blizzard anfasst wird massives Gold. Das gilt nun auch für das Genre der Teamshooter. Overwatch ist aus dem MMORPG Titan entstanden und zählt zu den meistverkauftesten Spielen des Jahres.
Der bunte Shooter eignet sich sowohl für Anfänger als auch für Veteranen, was etliche Profi-Ligen und eine sehr aktive Online-Community beweisen. Fans dürfen sich auf zahlreiche Updates und neue Inhalte in den nächsten Jahren freuen, aktuell läuft noch das Weihnachtsevent mitsamt Schneeballschlacht.
Platz 4: Dishonored 2 (Bethesda)
Das Stealth-Genre hat in den vergangenen Jahren wieder gewaltig an Fahrt aufgenommen, mit Dishonored 2 liefert Bethesda den Nachfolger zum Überrschungshit von 2012. Dieser erzählt zwar schon wieder eine etwas einfallslose Vendetta, erinnert sich aber gut daran, was den Vorgänger so gut gemacht hat.
Wer am Erscheinungstag noch technische Probleme hatte, gerade PC-Spieler waren betroffen, sollte dem Titel jetzt eine zweite Chence geben, viele Updates lassen das Spiel nun auf allen Systemen flüssiger laufen.
Platz 3: Dark Souls 3 (Bandai Namco)
Ah, hier ist er ja, der obligatorische From Software Titel, der bei jeder GotY-Liste ganz oben mit dabei ist. Schuld daran sind aber nicht massive Korruption bei Fachmagazinen, sondern einfach ziemlich gute Spiele.
Dark Souls 3 ist immer noch bockschwer und finsterste Fantasy, kann aber dank Game Director Hidetaka Miyazaki und sehr viel Fanservice die Vorgänger nochmal übertrumpfen. Langsam wird es aber mal Zeit für etwas Neues, oder dass sich ein anderes Studio dem Genre annimmt, denn der dritte Teil weißt auch einige Ermüdungerscheinungen auf.
Platz 2: Stardew Valley (Chucklefish Games)
Dass Pixelgrafik zeitlos ist und immer noch hervorragend funktioniert, zeigt der Indietitel Stardew Valley. Von einem einzigen Entwickler wurde der von Harvest Moon inspirierte Farmig-Simulator über viele Jahre beinahe ganz still entwickelt.
Im Spiel erhält der Protagonist eine alte Farm von seinem verstorbenen Großvater und somit die Chance im Leben neu anzufangen. Über mehrere Jahre hinweg kann nun eine Landwirtschaft aufgebaut und sich mit den etwa 30 Dorfbewohnern angefreundet werden. Dies haben hervorragend geschriebene Hintergrundgeschichten, welche man erkunden und sogar verändern kann. Die eigene Farm mit dem Lebenspartner zu bewirtschaften, war in keinem anderen Spiel liebevoller. Da kann sich das Original eine dicke Scheibe von abschneiden.
Platz 1: Doom (Bethesda)
Auf den ersten Blick sieht Doom aus wie ein für diese Zeit unangemessenes Reboot. Der Shooter schreibt Oldschool groß und dürfte eigentlich gar nicht existieren, so sehr wie er das von Call of Duty geprägte Genre ignoriert.
Das Spiel macht sich über die eigene Geschichte lustig, vergießt absurde Mengen an Blut und besteht eigentlich nur aus einem Element: Sturem Geballer. Warum steht es also hier? Doom perfektioniert alle diese Elemente, versetzt den Spieler mit einem grandiosem Soundtrack in einen Rausch, der erst wieder endet, wenn alle Gegner besiegt sind. Das Ganze funktioniert so flüssig, so elegant und so gutaussehend wie wenige andere Videospiele. Tutorials, Pausen und Erklärungen für jedes einzelne Feature sind manchmal eben doch zu viel, wenn Gamedesign auch so einfach sein kann.