Wolf Man.jpg
Monster wie Dracula, Frankenstein, Dr. Jekyll und Mr. Hyde oder Der Unsichtbare gehören seit den frühen Tagen zu den fest etablierten Figuren des Hollywood-Studios Universal Pictures. Kein Wunder also, dass diese missverstandenen Heldinnen und Helden bereits mehrere Remakes durchlebt haben. Zu den erfolgreichsten gehört wohl der Blockbuster Die Mumie von 1999 mit Brendan Fraser und Rachel Weisz in den Hauptrollen, auf den immerhin zwei Fortsetzungen folgten.
Ein weiterer Versuch kam 18 Jahre später mit einem gleichnamigen Reboot, in dem Tom Cruise die Hauptrolle übernahm. Dieser Film sollte den Auftakt für ein erzählerisches Universum mit übergeordneter Handlung bilden, das dem Marvel Cinematic Universe nachempfunden war. Der Film floppte und was von dem ehrgeizigen Projekt übrigblieb, war ein Promobild der Stars Tom Cruise, Russell Crowe, Johnny Depp, Javier Bardem und Sofia Boutella, die verschiedene Monster-Rollen in dem sogenannten Dark Universe spielen sollten. Nachhaltig in Erinnerung bleibt das absehbare erfolglose Unterfangen nur, weil das Bild fast jährlich durch die sozialen Netzwerke geistert, um dessen Jubiläum mit angemessenem Spott zu feiern.
Neue Hoffnung schöpfte das Studio mit dem Remake des Films Der Unsichtbare, inszeniert von Schauspieler, Autor und Regisseur Leigh Whannell. Der Film entstand in Zusammenarbeit mit der erfolgreichen Blumhouse Horror-Produktionsfirma und verstand es, die Originalgeschichte erfolgreich ins moderne Zeitalter zu übertragen und in einem aktuellen gesellschaftlichen Kontext einzubetten. Nun wagt sich Whannell an ein weiteres ikonisches Monster: den Wolf Man.
Nach einer rauen und gefährlichen Kindheit hat der arbeitslose Autor Blake (Christopher Abbott) die Waldhütte und Jagdgründe seines mittlerweile seit mehreren Jahren verschwundenen Vaters Grady (Sam Jaeger) hinter sich gelassen. Doch als Grady offiziell für tot erklärt wird, kehrt Blake gemeinsam mit seiner erfolgreichen Ehefrau Charlotte (Julia Garner), einer Lektorin, und ihrer jungen Tochter Ginger (Matilda Firth) zu dem verlassenen Grundstück zurück. Blake plant, den Hausstand seines Vaters aufzulösen und die angespannten Beziehungen in der Familie fernab des hektischen Großstadtlebens wieder zu stärken. Auf dem Weg dorthin kommen sie jedoch mit ihrem Umzugswagen von der Straße ab und werden von einer rätselhaften Kreatur attackiert, die Blake am Arm verletzt. Obwohl sie sich schließlich zum Familienhaus retten können, wird schnell klar, dass die wahre Gefahr nicht nur draußen lauert.
Regisseur Whannell gelingt es nur mäßig, seinen modernen Ansatz Tiefe zu verleihen. Themen und Motive wie Familientraumata und Ängste, die von einer Generation an die nächste weitergegeben werden, schneidet er bestenfalls nur oberflächlich an, ohne dass er und sein Co-Autor Corbett Truck einen tieferliegenden Kern herausarbeiten. Das Familiendrama bleibt entsprechend wenig überzeugend, was auch an der sparsamen und oft zweidimensionalen Figurenzeichnung liegt – eine Schwäche, die selbst die talentierten Hauptdarsteller nicht kompensieren können. Selbstverständlich ist kein Horrorfilm verpflichtet, gesellschaftliche oder familiäre Themen in den Mittelpunkt zu rücken. Doch wenn sich Filmemacher diesen Anspruch selbst auferlegen, sollten sie auch ein grundlegendes Interesse und erzählerisches Werkzeug mitbringen, um diese Inhalte substanziell zu vertiefen.
Überzeugender wirken die Horrorelemente und die trashig angehauchten Spezialeffekte, die der Regisseur bereits in Filmen wie Insidious – Chapter 3, dem B-Movie-Science-Fiction-Actionfilm Upgrade und zuletzt Der Unsichtbare erfolgreich eingesetzt hat. Auch in Wolf Man setzt er auf lange, stille Einstellungen und Kamerafahrten durch die Umgebungen der Protagonisten, um Spannung aufzubauen, bevor der Terror zuschlägt. Whannell versteht – wie viele andere Horror-Spezialisten – dass unsichtbarer Schrecken oft wirkungsvoller ist als erkennbare Bedrohungen.
Während diese Strategie in Der Unsichtbare clever umgesetzt wurde, verliert Wolf Man nach den ersten Auftritten der tierischen Titelfigur schnell an Schrecken. Die Body-Horror-Effekte, die die Verwandlung eines Menschen in ein Geschöpf der Wildnis beschreiben, sind zwar handwerklich gelungen, können aber nicht über die letztlich vorhersehbaren Schreckmomente hinwegtäuschen.
Fazit:
Für routinierte Horrorfans bietet der Film nur wenig Überraschendes und schafft es kaum, nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. So bleibt Wolf Man ein stellenweise unterhaltsamer, aber weitgehend vergesslicher Film, der für die Wiederbelebung des klassischen Monsterfilms wenig Hoffnung macht.