Kritik zu Logan - The Wolverine: Der alte Mann Logan

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Szenenbild aus Logan: Charles Xavier (Patrick Stewart) und Logan (Hugh Jackman)

Gerade versucht Logan (Hugh Jackman), sich damit abzufinden, dass er sein Leben als Chauffeur in einem Limousinenservice bewältigt, als er gebeten wird, ein Mädchen (Dafne Keen) zur kanadischen Grenze zu fahren. Allerdings sind auch private Sicherheitskräfte hinter dem Mädchen her, und so begeben sich Logan, sein Schützling und Professor Xavier (Patrick Stewart) auf eine Flucht Richtung Grenze.

Das Ende einer langen Beziehung

Wolverine zählt zu den beliebtesten Figuren im X-Men-Universum, und Hugh Jackman ist seit der ersten Verfilmung untrennbar mit ihm verknüpft. Doch auch Mutanten und ihre Schauspieler altern – Jackman ist Jahrgang 1968 – und nach acht Filmen, in denen der Mutant zumindest einen Auftritt hatte, soll nun mit dem neunten ein Abschluss der Figur gefunden werden. Und, soviel sei verraten, das klappt wirklich gut.

Superhelden sind im Prinzip eigentlich langweilig. Mit ihren Superkräften sind sie beinahe unbesiegbar, vor allem eine Figur wie Wolverine, die sich auch noch selbst heilen kann. Interessant werden sie dann, wenn sie menschlich und damit verletzlich werden. Besonders Wolverine bot diesen Zugang: Er gilt als zerrissener Anti-Held, der sich nicht anpasst und in seiner Wut auch mal Grenzen überschreitet. Damit war er immer mehr Mensch als Mutant.

Auch Mutanten werden alt

Logan verdeutlicht diesen erzählerischen Kniff von Anfang an: Bereits in der Eröffnungssequenz stöhnt und ächzt James „Logan" Howlett unter den Schlägen seiner Angreifer und kann am Ende nur mit viel Mühe seine Selbstheilungskräfte aktivieren. Er humpelt durch die Gegend und muss sich schließlich eingestehen, dass er eine Lesebrille braucht. Das wird nicht ohne augenzwinkernden Humor gezeigt, macht aber auch klar: Zwar ist Wolverine noch immer ein Mutant, aber das Alter nagt mit scharfen Zähnen an ihm.

Genauso bei Charles Xavier, der seine Kräfte nur noch mit Mühe unter Kontrolle hat und als sonst so wohl erzogener Gentleman im Gespräch mit Logan öfter mal "Fuck" sagt. Alles in allem schafft es der Film, die Verzweiflung seiner Charaktere hervorragend zu vermitteln und bricht so angenehm mit dem gewohnten Hurra-Feeling der X-Men-Filmreihe.

Dazu trägt auch der kompromisslose Gewaltgrad bei. Da fliegen schon am Anfang Köpfe und Gliedmaßen durch die Gegend, und in einer Szene zerlegt Wolverine seine Angreifer beinahe in Zeitlupe mit Stichen in den Kopf. Das unterstreicht zugleich eine der Kernthematiken des Films: Gewalt und ihre Auswirkungen.

Ein letztes Mal Held

Der schroffe und eigenbrötlerische Anti-Held Wolverine findet in der knapp elfjährigen Laura, die sich schnell als ziemlich brutale Kampfmaschine entpuppt, einen Grund, den inneren Helden doch noch zu reaktivieren. Diese Geschichte der Läuterung ist zwar nicht unbedingt neu, aber in Logan spannend und anschaulich verpackt, zumal es der Film schafft, in den richtigen Momenten berührend zu wirken. Und zum Glück ohne das Hollywood-übliche Trändendrüsenventil bis zum Anschlag aufzudrehen.

Einzig die Bösewichte wirken etwas oberflächlich. Pierce und seine Cyborg-Söldner, die Reaver, haben außer ihrem Job keine wirkliche Motivation zur Jagd auf Laura und Wolverine. Kenner der Comics wissen zwar um den Hintergrund der Reaver, im Film wird der allerdings nicht einmal erwähnt. Lediglich der etwas spät als Gegenspieler eingeführte Dr. Rice will zumindest seine selbst gezüchteten Mutanten in Aktion sehen und sich so an seinem eigenen Werk ergötzen – aber auch hier wirkt die Darstellung etwas oberflächlich. Beide Gegenspieler funktionieren jedoch als Antagonisten, da ihre Schauspieler genug Bösartigkeit in die Figuren legen können.

Bleibt lediglich ein Punkt zu erwähnen: Laura. Die schnetzelt sich mit erschreckender Brutalität durch gegnerische Horden - und ist nicht älter als elf oder zwölf Jahre. Man kann darüber hinwegsehen, dass da ein Kind reihenweise Menschen umbringt, aber insgesamt stellt sich die Frage, ob das nicht einen unnötigen Tabubruch im Kino darstellt.

Fazit:

Logan ist ein gelungener Abschluss für die Wolverine-Figur. Sauber inszeniert, mit brachialer Action und einigen kleinen Überraschungsmomenten unterhält der Film bis zum Schluss, auch wenn das Ende etwas vorhersehbar ist. Fans des Mutanten haben ihre Freude, Action-Genießer ihren Spaß.

Logan | Trailer 2 [HD] | 20th Century FOX

LOGAN - THE WOLVERINE | Offizieller Trailer 2 | 2017 HD German Deutsch [Hugh Jackman]

Titelposter zum 3. Wolverine-Film "Logan"
Originaltitel:
Logan
Kinostart:
02.03.17
Laufzeit:
138 min
Regie:
James Mangold
Drehbuch:
Michael Green, David James Kelly
Darsteller:
Hugh Jackman (Logan / Wolverine), Patrick Stewart (Charles Xavier / Professor X), Boyd Holbrook, Richard E. Grant, Stephen Merchant, Elise Neal, Eriq La Salle
Hugh Jackman wird ein letztes Mal in der Rolle des mürrischen Einzelgängers mit den Krallen aus Adamantium zu sehen sein.

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