Die rote Direktive & Unter den Zwillingsmonden - Kritik zu Star Trek: Discovery 5.01 & 5.02

SPOILER

Nach fast genau zwei Jahren Abwesenheit kehrt Star Trek: Discovery zum Auftakt der 5. Staffel gleich mit einer Doppelfolge zurück. Diese verschwendet auch keine Zeit und bietet einen gewohnt actionreichen Auftakt in die neue Staffel, welche auch gleichzeitig die Abschiedstour der Discovery darstellt.

Jäger der verlorenen Progenitoren Technologie

Bereits im Vorfeld des Staffelstarts war bekannt, dass die Discovery in Staffel 5 auf eine Schatzsuche gehen wird und die erste "Die rote Direktive" baut diese auch sehr zügig auf. Anstatt ein großes Geheimnis darum zu machen, was die Crew rund um Burnham suchen muss, werden die Karten von Anfang an relativ offen auf den Tisch gelegt, was durchaus erfrischend ist. Auch die Idee, eine Faden aus TNG aufzugreifen ist durchaus interessant, vor allem da die Progenitoren noch relativ unerforscht sind und so entsprechend Potenzial haben.

Mit dem neuen Auftrag hält auch ein leicht angepasster Ton seinen Einzug bei Star Trek: Discovery. Alles wirkt etwas leichter und spaßiger. Gerade die erste Folge wirkt teilweise fast wie eine Action-Comedy, was durchaus eine willkommene Abwechslung ist zu eher düsteren vorherigen Staffeln ist. Auch wenn die Technologie der Progenitoren eine Gefahr darstellt, steht diesesmal nicht direkt wieder das Schicksal von Millionen von Lebewesen auf dem Spiel und man kann etwas mehr Spaß haben.

Die neue Geschichte sorgt auch dafür, dass es für die Staffel eine ziemlich klare Struktur zu geben scheint. Anhand der Erkenntnisse in Episode 2 lässt sich abschätzen, dass man in den kommenden Wochen jeweils einen neuen Planeten besuchen wird, was ebenfalls einiges an Potenzial hat. So können die Macher den Zuschauern sowohl vertraute als auch neue Welten präsentieren und damit dem Trek-Universum im 32. Jahrhundert mehr Profil geben. Auch die ersten beiden Episoden werden bereits für das Worldbuilding genutzt, in dem zum Beispiel ein neues Imperium der Breen erwähnt wird. Es bleibt nur zu hoffen, dass es nicht nur bei Erwähnungen bleibt und die Zuschauer davon auch etwas zu sehen bekommen.

Die neuen Gesichter

Neben der neuen übergreifenden Staffelhandlung werden im Auftakt auch drei neue Hauptfiguren eingeführt. So stößt zunächst einmal Callum Keith Rennie als Captain Rayner zum Ensemble, dessen Figur allerdings schon bald degradiert wird, um schließlich den Job als neue Nummer 1 von Captain Burnham anzunehmen. Die Figur von Rayner wirkt allerdings in den ersten Folgen noch etwas drüber. So ist der Captain gerade in Episode 1 schon fast unnötig aggressiv. Dafür ist das Thema der zweiten Chance aber in Episode 2 durchaus stimmig aufgebaut, auch wenn dies gleichzeitig bedeutet, dass Saru sich von der Discovery verabschiedet.

Dessen Abschied kommt durchaus überraschend früh, auch wenn man davon ausgehen kann, dass die Figur auch zukünftig mit von der Partie ist. Schließlich hat Rayner in "Unter den Zwillingsmonden" bewiesen, dass es im 32. Jahrhundert ja vollkommen egal ist, wo man sich befindet. Wenn man einfach von überall die Kommunikation der Discovery abhören und sich bei Bedarf per Hologramm an Bord beamen kann, dann spielt es ja keine Rolle, ob Saru sich noch an Bord befindet oder nicht.

Die weiteren großen Neuzugänge der Staffel sind Eve Harlow als Moll und Elias Toufexis als L'ak. Das Duo ist einmal eine andere Sorte von Feind und passt durchaus zum Indiana-Jones-Setting der 5. Staffel. Allerdings muss man auch festhalten, dass es langfristig etwas albern werden könnte, wenn zwei Personen ständig in der Lage sind, es mit einer kompletten Crew eines Sternenflottenschiffs aufzunehmen. Auch die Verbindung von Moll und Booker wirkt etwas arg gewollt und konstruiert. Hier muss man einmal abwarten, wie die Sache sich entwickelt.

Hirn aus und Vollgas

Eine große Frage, die sich beim Start der 5. Staffel für viele Fans, die der Serie eher kritisch gegenüberstehen, stellt, ist am Ende natürlich, ob sich das Einschalten nun wieder lohnt. Hier muss man aber festhalten, dass Discovery zwar einen durchaus interessanten Ansatz für die Staffel gewählt hat, die Serie sich aber sonst treu bleibt. Wer also eine clevere Geschichte erwartet, der ist hier weiterhin fehl am Platz. Gerade im Auftakt stehen Spaß und Action im Vordergrund und Logik und Erklärungen von Hintergründen bleiben eher auf der Strecke.

So stellt sich zum Beispiel die Frage, wieso ein Wissenschaftler, der auf vermeintlich wichtige Technik einer uralten Zivilisation gestoßen ist, eine Art Schatzkarte baut, um diese zu finden. Die Tatsache, dass es eine Schatzsuche ist, sorgt ja nicht automatisch dafür, dass nur Personen, mit guten Absichten sie finden. Letztendlich hilft sie nur dabei, dass jemand, der viel Aufwand betreibt, die Technologie findet, aber wieso sollte das besser sein, als wenn jemand nur wenig Aufwand betreibt? Der Sinn hinter der ganzen Sache ist also etwas arg fragwürdig.

Dazu kommen auch so Dinge wie die rote Direktive. Eine Episode lang wird die ganze Zeit darüber geredet, dass diese ja so unglaublich wichtig ist, nur will irgendwie niemand erklären, was denn nun genau die rote Direktive ist. Hier hat man wieder das Gefühl, dass man im Autorenstab irgendwie etwas gesucht hat, das krass und cool klingt, ohne wirklich in die Tiefe gehen beziehungsweise Hintergründe geben zu wollen.

Letztendlich sind das aber alles Kritikpunkte, die bei Star Trek: Discovery nicht neu sind. Nach vier Staffeln weiß man mittlerweile, was man bekommt. In der Serie geht es schon immer eher um Spektakel als um subtiles Geschichtenerzählen. Daran hat sich auch in Staffel 5 nichts geändert und es ist nun einmal das, was die Serie sein will. Von daher dürfte man auch in den neuen Folgen vor allem dann seinen Spaß haben, wenn man sich auf den wilden Ritt einlässt und nicht zu viel über Dinge wie Logik nachdenkt.

Fazit

Der Auftakt der 5. Staffel von Star Trek: Discovery ist ein unterhaltsamer Ritt, der die Grundlage für eine spannende Schatzsuche legt und viel Potenzial für interessantes Worldbuilding bietet. Wer allerdings bisher wenig mit der Serie anfangen konnte, den dürften auch diese beiden Folgen nicht überzeugen, da der Fokus weiter eher auf großem Spektakel liegt.

Star Trek: Discovery

Originaltitel: Star Trek: Discovery
Erstaustrahlung 24. September 2017 bei CBS All Access / 25. September 2017 bei Netflix
Darsteller: Sonequa Martin-Green (Michael Burnham), Jason Isaacs (Captain Gabriel Lorca), Michelle Yeoh (Captain Georgiou), Doug Jones (Lt. Saru), Anthony Rapp (Lt. Stamets), Shazad Latif (Lt. Tyler), Maulik Pancholy (Dr. Nambue), Chris Obi (T’Kuvma), Shazad Latif (Kol), Mary Chieffo (L’Rell), Rekha Sharma (Commander Landry), Rainn Wilson (Harry Mudd), James Frain (Sarek)
Produzenten: Gretchen Berg & Aaron Harberts, Alex Kurtzman, Eugene Roddenberry, Trevor Roth, Kirsten Beyer
Entwickelt von: Bryan Fuller & Alex Kurtzman
Staffeln: 4+
Anzahl der Episoden: 42+


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