Der PSI Mann

James Blish

1952 veröffentlichte James Blish seinen ersten Roman „Jack of Eagles“. In den Jahren vorher hat sich James Blish als außergewöhnlicher Kurzgeschichtenautor im Genre etabliert. Später sollte er durch seine Tetralogie „Cities in Flight“ bekannt werden, die wie viele Arbeiten Isaac Asimovs oder Alfred Elton van Vogts vor allem auch vor veröffentlichten Kurzgeschichten und Novellen besteht. „After such Knowledge“ ist ein weiterer sehr ungewöhnlicher Zyklus aus James Blish Feder, der eine historische nicht ins Deutsche übersetzte Biograph mit der Ankunft von Dämonen/ des Teufels auf der Erde und schließlich der Mission eines Paters zwischen den Sternen in Verbindung bringt.

 

In späteren Jahren adaptierte James Blish schon schwer krank vor allem die „Star Episoden“ in Buchform. Neben Alan Dean Foster mit den Zeichentrickepisoden hat James Blish den Mythos Star Trek in der Zeit zwischen den einzelnen Fernsehserien auf diese Art und Weise bewahrt.

 

Sein Debütroman „Jack of Eagles“ ist in Deutschland in unterschiedlichen Fassungen erschienen. Erstmal als „Terras letzte Chance“ in Leihbuchform. Dieser Titel passte nicht zur Handlung. Als Terra Doppelausgabe 253 und 254 veröffentlichte der Pabel Verlag das Buch unter dem heute noch gängigen Titel „Der Psi-Mann“ neu, allerdings im direkten Vergleich zur Leihbuchausgabe oder dem amerikanischen Original deutlich gekürzt. In den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgte im Bastei Verlag ein ungekürzter und übersetzungstechnisch auch überarbeiteter Nachdruck, bevor der Heyne Verlag im 21. Jahrhundert das Buch zum ersten Mal basierend auf der Bastei Ausgabe als E Book publizierte.

 

Das erste Drittel des Buch ist eine normale Pulpausgabe eine klassische Idee der Science Fiction nutzend. Danny Caiden ahnt noch nicht, das er in der zweiten Hälfte der Handlung zu einer Mischung aus dem erst zehn Jahre später entwickelten „Dr. Strange“ und Moorcocks durch Multiversen streifende Helden werden sollte. Aber bis dahin ist Caiden ein normaler Mann, der für ein Lebensmitteljournal schreibt. In einem seiner letzten Artikel hat er impliziert, dass einem Lebensmittelkonzern in den nächsten Tagen eine Anklage droht. Nur findet er weder die Quellen noch die Notizen. Er erinnert sich nur an einer Art Stimme, die davon „gesprochen“ hat. Caiden wird entlassen und wettet mit seinen letzten zweitausend Dollar auf einen Einbruch der Aktie. Parallel spielt er an der Rennbahn und gewinnt, verliert aber auch kurze Zeit später Geld. Seine Handlungsweise ist in beiden Fällen ungewöhnlich und lässt sowohl die Börsenaufsicht als auch ein Gangstersyndikat aufmerksam werden.

 

Auf der Flucht landet Caiden schließlich in den Fängen eines obskuren Kults von Männern, die angeblich über PSI Kräfte verfügen, sich aber bei ihren Treffen unter Kutten verstecken wie der Klu Klux Klan. Der erste Hinweise auf obskure Mächte, die vor allem James Blish in den sechziger Jahren entstandenes Werk durchziehen und im Doppelband sowie gleichzeitig mittlerem Teil der „After such Knowledge“ Tri- bzw. in Deutschland Tetralogie gipfeln.

 

Im Gegensatz zu einer Reihe klassischer Science Fiction Autoren schlägt James Blish ab der Mitte von „Der Psi- Mann“ den Bogen zum heute eher vergessenen, aber von einer kleinen Gemeinde immer noch verehrten Henry Kuttner. Während die okkulte Verschwörung noch klassische Gruselgeschichte ist, wirken die kosmopolitischen Ideen auf der Basis der pseudowissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Protagonisten erläutert wie der schon angesprochene Vorgriff auf Michael Moorcocks Multiversum. James Blishs Caiden ist noch mindestens einen Schritt von Moorcocks tragischen Anithelden entfernt, aber die Grundlagen sind in James Blish Debütroman klar erkennbar gelegt.

 

Blish macht deutlich, dass es keinen klassischen Unterschied zwischen den Lehren des Atoms oder der Raumfahrt auf der einen Seite, dem Überraum oder den ambivalenten PSI Kräften eines Magiers, bei reiner Science Fiction würde man von Mutanten sprechen, gibt. Beides sind Seiten einer Münze, die in der Hand eines entschlossenen Autoren gute Unterhaltung anbieten. Nicht umsonst holt sich James Blish sogar Hilfe an Bord, in dem Caiden auf zwei Schriftsteller trifft, die mit Science Fiction auf der Basis der Parafähigkeiten oder Krimis mit okkulten Inhalten ihr Geld verdienen. Für diese beiden Männer des literarischen Geistes kommt die Begegnung mit einem multifähigen PSI Mann (anfänglich kann Caiden Gedanken lesen, dann kommt Telekinese dazu und schließlich die Idee, das es für ihn in Raum und Zeit keine Grenzen mehr gibt) intellektuell fast zu früh. Die PSI Fähigkeiten sind unterschiedlicher Colour. So gibt es einen Zünder, der rücksichtslos Andersdenkende in Brand steckt. Oder eine Art Rezeptor am Körper getragen und durch einen klassischen Trick für die Feinde zeitweilig nicht auffindbar kann die Kräfte verstärken.

 

Interessant ist weiterhin, das okkulte Kräfte nicht aus dem Nichts kommen. James Blish sieht sein literarisches Alter Ego Caiden als eine Art Lehrer. Seine Studien sind ausführlich. Beginnend in den Büchereien mit eher klassisch theoretischen Materialien klassischer Okkultisten erweitert Blish immer mehr die Basis, bis Caiden andere Universen aufgrund mathematischer Formeln entdeckt, mit denen sich der Protagonist ein wenig für den Leser ermüdend ausführlich auseinandersetzt.

 

So kommt es auf einer hintergründigen Ebene zum wissenschaftlichen Konflikt zwischen dem Okkulten und der Wissenschaft. Vordergründig steht die Bedrohung anderer Welten im Mittelpunkt dieser Geschichte. Das Okkulte will alle Welten beherrschen. Dazu etabliert James Blish nach den zu Beginn ein wenig eindimensional gezeichneten Protagonisten einen entsprechenden Gegenspieler, der ohne Frage das Format später Marvel oder DC Schurken erreicht. Er hat weniger Ähnlichkeit mit den verblendeten Egomannen der Pulp Geschichten. Caiden bleibt wenig übrig, als diesen Mann zu stoppen, bevor er quasi aus dem Multiversum zurückkehrend auch die Erde beherrscht. Auf der anderen Seite wird die Wissenschaft quasi durch die Hintertür auf das Okkulte erst aufmerksam und erkennt dank Männern wie Caiden, das nicht nur die atomare Forschung, sondern eben echte „Magie“ für die Zukunft des Planeten Erde gefährlich wird. In der „After Such Knowledge“ Serie wird James Blish schließlich die Hölle auf Erden entfachen, um seinen Standpunkt zu demonstrieren. So weit ist er in diesem lange Zeit durch Science Fiction Elemente getriebenen Roman noch nicht.

 

Die größte Schwäche nicht nur dieses Debütromans James Blish ist die mangelnde strukturelle Ausbalancierung der Handlung. Zu Beginn mit einigen bekannten Versatzstücken schleppt sich die Handlung zwar spannend, aber zu langatmig erzählt dahin. Der erfahrene Science Fiction Leser ist Caiden mindestens einen Schritt voraus. Im mittleren Abschnitt mit den zahlreichen okkulten Erkenntnissen erschlägt James Blish seine Leser förmlich mit immer neuen, auf den ersten Blick absurd erscheinenden, aber hervorragend sachlich präsentierten Ideen, bevor sich auf den letzten Seiten manchmal am Rande des Klischees die Ereignisse überschlagen. Hinzu kommt, das James Blish nicht aufhören kann, weitere Ideen wie legendäre Wächter der Menschheit anscheinend in mit Blei verkleideten „Särgen“ auf ihren Einsatz wartend einzuführen und damit die Leser eher zu verwirren als die Handlung zu einem zufrieden stellenden Ende zu führen.

 

Wie bei einigen anderen Autoren – siehe Asimov, van Vogt oder in Deutschland Herbert W. Franke – fühlt sich James Blish noch nicht in der Lage, überzeugende dreidimensionale Frauenfiguren zu erschaffen. Die beiden Liebesgeschichten wirken seltsam distanziert und hölzern, wobei eine für die Auflösung des Plots elementar wichtig ist. Auf weitere Erklärungen hinsichtlich der multidimensionalen Welten und den entsprechenden Toren verzichtet James Blish. Dadurch wirkt „Der Psi-Mann“ für einen Science Fiction Roman erstaunlich unrund, für eine Geschichte des Okkulten zu sehr auf Erklärungen pochend. Unabhängig von diesen Schwächen ist James Blish erstes Buch allerdings eine erstaunlich kurzweilige Exkursion in den Bereich Psi/ übernatürliche Fähigkeiten und reiht sich nahtlos in die Phalanx von Klassikern wie „Die Stadt und der Esper“ sowie „Es stirbt in mir“ ein.          

Der Psi-Mann: Roman

  • ASIN ‏ : ‎ B016KH3PB2
  • Herausgeber ‏ : ‎ Heyne Verlag (26. Oktober 2015)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Dateigröße ‏ : ‎ 1283 KB
  • Text-to-Speech (Vorlesemodus) ‏ : ‎ Aktiviert
  • Screenreader ‏ : ‎ Unterstützt
  • Verbesserter Schriftsatz ‏ : ‎ Aktiviert
  • X-Ray ‏ : ‎ Nicht aktiviert
  • Word Wise ‏ : ‎ Nicht aktiviert
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 254 Seiten