Auf dem Weg zu Halef

Axel J. Halbach

„Auf dem Weg zu Halef“ ist zusammen mit „Im Tal der Herba Juvenilis“ ein weiterer Abenteuerroman Axel J. Halbachs mit Karl Mays markanten Charakteren. Der Blitz Verlag legt die ursprünglich in kleiner Auflage im Eigenverlag publizierten Bücher für ein breiteres Publikum neu auf und macht sie damit auch aufgrund ihrer Qualität endlich dem Publikum zugänglich, das gute und in Karl Mays Universum auch perfekt integrierte Fortsetzungen sucht.

Wie bei der Suche nach König Salomons Diamanten als Anspielung auf Haggards populären Roman geht es dieses Mal um ein Wundermittel. In der Times erscheint ein Artikel über eine seltene Blume, die nicht nur Langlebigkeit, sondern auch Jugend verspricht.

Sir David Lindsey möchte zusammen mit Kara Ben Nemsi nach der Pflanze suchen. Gleichzeitig möchte der Erzähler auch seinen alten Freund Hadschi Halef besuchen und so ist der Titel des Auftaktbandes „Auf dem Weg zu Halef“ auch Programm.

Die Suche nach der seltenen Pflanze findet ausschließlich im zweiten Band statt. Die Reise ist eher Programm. Dabei greift Axel. J Halbach teilweise auch auf einige Klischees zurück. Zweimal wird entführt, einmal ist der wirklich wieder absolut naive agierende Engländer das Ziel, ein anderes Mal Hadschi Halefs Sohn. Aber zumindest im zweiten Fall präsentiert der Autor eine überraschende Auflösung, die lange Verfolgungsjagden oder Zufälle unnötig macht.

Im ersten Band etabliert der Autor auch die obligatorischen Schurken, auch wenn es im Laufe der stringenten Geschichte zu Verschiebungen kommt. Dabei greift der Autor auf Karl May Protagonisten zurück, die aus dem Umwelt des Schut stammen und deswegen zumindest in der Theorie auch einen gehörigen Respekt vor Kara Ben Nemsi haben.

Zu den Stärken des Buches gehört neben den ausführlich beschriebenen Hintergründen und dem Erhalt des für Karl May so besonderen Flairs seiner Geschichten die Tatsache, dass sich Axel J. Halbach einer Reihe von May´scher Klischees durchaus bewusst ist und absichtlich mit ihnen spielt. So vertraut Kara Ben Nemsi seinen Fähigkeiten als Lauscher im Busch oder hinter dem Stein. Damit diese Taktik auch erfolgreich ist, müssen die Schurken ausführlich und laut  und detailliert über ihre zukünftigen Pläne sprechen.

Das hat sich aber inzwischen unter den Schurken rumgesprochen, so dass sie laut und ausführlich und detailliert mit Kara Ben Nemsi als Lauscher im Gebüsch ab dem Moment seines Erscheinens über ihre Pläne sprechen, damit Kara Ben Nemsi entsprechend der absichtlich gelegten falschen Fährte agiert. Diese originelle und Karl Mays Hang zu Wiederholungen unterminierende Verhalten wird konsequent zu Ende gespielt und Kara Ben Nemsi seine in dieser Hinsicht durchscheinende Arroganz vor Augen geführt.

Diese kleinen Szenen heben die in der ersten Hälfte angesichts des Gesamtumfangs des Buches ohne Frage kurzweilig zu lesende, aber den Plot nicht unbedingt vorantreibende Geschichte aus der Masse der Karl May Kanon Geschichten positiv hervor.

Axel J. Halbach hat vor allem eine gute Balance aus pointierten Dialogen und Hintergrundbeschreiben gefunden. Vor allem die Geschichten aus dem magischen Orient wirken in dieser Hinsicht deutlich sperriger.  Auch die Zeichnung der vertrauten Protagonisten ist zwar von Respekt gegenüber den Originalen geprägt, aber manche Exzesse Karl Mays trägt der Autor nicht mit.  Bis auf die eine naive Szene ist Sir David Lindsey in diesem Doppelband ein guter Reisebegleiter. Hadschi Halef Omar zeigt, dass er mehr als Sprüche klopfen kann. Und Kara Ben Nemsi bringt sich mit seinen den Gegner inzwischen vertrauten Mustern in Schwierigkeiten.  Die Schurken sind zwar gierig, aber zumindest einer kehrt auf den Pfad des Kaufmanns zurück und weiß, dass es besser ist, der Strafe entgegenzusehen als schließlich von Kara Ben Nemsi zur Strecke gebracht zu werden.

Im Gegensatz zu Karl May wechselt Axel. J Halbach auch gerne mal die Perspektive. Das führt anfänglich zu Irritationen, da er dem Leser vertraute Szenen noch einmal erzählt. In einem schon von der Struktur eher sehr stringenten  Plot wirkt das allerdings auch wie Füllmaterial und erhöht die Spannungskurve nicht.

„Auf dem Weg  zu Halef“ ist eher wie das Treffen von Freunden, die bekannten Gefahren trotzen als der Auftakt zu einer neuen geheimnisvollen Suche. Diesen Aspekt spricht Axel J. Halbach erst im zweiten Teil an. Da das Buch ursprünglich als ein einzelner Band publiziert worden ist, kann diese notwendige Vorgehensweise irritieren, sollte die Leser aber nicht davon abhalten, eine mit viel Respekt gegenüber dem Original erzählte Geschichte zu versäumen.

Kara Ben Nemsi - Neue Abenteuer 18: Auf dem Weg zu Halef von [H.W. Stein (Hrsg.)]

  • ASIN : B08KS81S2H
  • Herausgeber : Blitz-Verlag (2. November 2020)
  • Sprache : Deutsch
  • Dateigröße : 1366 KB
  • Gleichzeitige Verwendung von Geräten : Keine Einschränkung
  • Text-to-Speech (Vorlesemodus) : Aktiviert
  • Screenreader : Unterstützt
  • Verbesserter Schriftsatz : Aktiviert
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