Wir kennen Sydney Bristow ganz anders. Sie ist selbstbewusst, sexy, kann super kämpfen und hat vor allem keine Probleme, Männer für sich zu begeistern. „Die Anwerbung“ spielt vor ihrem Eintreten in den Geheimdienst SD-6 und zeichnet eine völlig verschüchterte, einsame und schwächliche Sydney, die zwar gut in der Schule ist, aber nicht wirklich etwas mit ihrem Leben anzufangen weiß.
Bis auf einmal ein wildfremder Mensch auf sie zukommt und sie fragt, ob sie sich vorstellen könne, beim Geheimdienst zu arbeiten. Hier beginnt die Geschichte von „Alias“, der Serie, deren erste Staffel wir jede Woche auf ProSieben gesehen haben.
Erstaunlich flüssig liest sich der Roman, ist man doch anfangs etwas unsicher, ob man hier Qualität erwarten darf. Schließlich haben Serienbegleitromane keinen sonderlich guten Ruf. Die Problematik ist anfangs also nicht, der Geschichte zu folgen. Schwierig sind vielmehr sehr einfache Handlungsstränge und der etwas aufgesetzte Versuch, die Wandlung von einem schüchternen und kontaktarmen Mädchen zur Superagentin zu charakterisieren. Fast schon kommt einem der Gedanke, zu wissen, mit welchen Gedanken die Autorin hier an das Buch gegangen ist: Sie wollte eine Klientel erreichen, die ihr aber hier nicht folgen wird. Zu schnell geht Sydneys Entwicklung.
Positiv bleibt aber, dass das Buch trotz seiner Schwächen auf eine gewisse Weise fesselt. Es ist interessant zu lesen, wie sich Sydney über ihre Probleme mit ihrem Vater auslässt und irgendwo tut sie einem Leid, wenn sie vor Kontaktangst jede Party ausfallen lässt und sich lieber dem „Krieg der Sterne“ auf Video hingibt.
Vielleicht ist Sydneys Naivität beabsichtigt. Denn, dass das CIA-Hauptquartier nicht unter einer Bank, sondern in Langley liegt, sollte sie eigentlich wissen. Aber vielleicht ist es ihr Übermut, jetzt endlich eine Aufgabe zu haben, dass sie es nicht sofort begreift.
Für Alias-Fans lohnt sich das Buch. Es gibt interessante Auskünfte über das Vorleben von Bristow und lässt uns einiges Neues erfahren. Über bestimmte Mängel muss und kann man hinwegsehen, wenn man dafür den guten Schreibstil hervorhebt
Alias: Die Anwerbung
von Lynn Mason
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