Im Nachwort zum ersten der beiden hier gesammelten Planetenromane Robert Feldhoffs spricht Rainer Nagel berechtigt davon, dass der langjährige Exposeautor wie Willy Voltz ein Mann der kleinen Leute gewesen ist. Einfache Menschen verstrickt in kosmische Geschehen. Auch wenn es den Voltzschen Moment der Erkenntnis nicht in jedem seiner Romane gegeben hat, stehen sich „Die Ferrol- Dolche“ und „Die Blinde von Olymp“ konträr gegenüber. Während es im ersten Band um einen der Eckpfeiler der Serie – die relative Unsterblichkeit, verliehen durch ES – geht, unterstreicht das Einzelschicksal der blinden Waisen Luava, wie sehr das einzelne Individuum aus diesem Kosmos nicht wegzudenken ist. Rainer Nagel leitet die Stammleser am Ende von „Die Ferrol- Dolche“ – es schadet nicht, das Nachwort auch als Vorwort zu lesen – zurück zum Beginn der Serie, als der Sofortumschalter Rhodan auf dem Weg zu WANDERER und damit der damals noch durch Zellduschen erworbenen relativen Unsterblichkeit den geradlinigen Weg gegangen ist. Die Seitenabzweigungen sind in Vergessenheit geraten. In diesem erstmalig 1992 veröffentlichten Planetenroman nimmt Robert Feldhoff die Rätselstrecke wieder auf. Allerdings sind die liebevoll exzentrisch gezeichneten Charaktere und der Leser am Ende auch nicht schlauer. Sollte ES wirklich gedacht/ geplant haben, nur einen Teilaspekt umzusetzen, ist der Weg äußerst kompliziert gewesen. Mit Ferrol im Wega System wird allerdings schon im 35. Jahrhundert nach dem Eindringen des Schwarms spielend die erste Welt besucht, welche die Terraner in den ersten Heften der Serie besucht haben. Auf dem Wüstenplaneten lebt der Terraner Misley mit seiner Partnerin Carliutta vom Ausschlachten alter Raumschiff oder dem Sammeln von Schrott. Obwohl Misley eine gute Nase für lukrative Fundstellen hat, vertrinkt er die wenigen Gewinne mit dem örtlichen Schnaps Tequilo. Seine Lebensgefährtin arbeitet im Geheimen an einem Multiplanmobil. Beim größten Schrotthändler des Planeten Princ Ewiard alias Spitzname „Prince Edward“ ist er hoch verschuldet und für einen neuen Kredit muss er sich umgehend aufmachen, in der Bekesch Wüste nach Rezeptoren zu suchen. Dort findet er in einem Versorgungsdepot der Solaren Flotte neben einigen Ausrüstungsgegenständen in einer abgeschirmten Kammer zwei sehr schöne, handgefertigte Dolche, die telepathisch begabt sind. Sie nennen sich Cerveitis und Samat. Auch der Hinweis auf eine Rätselstrecke bleibt Misley im Gedächtnis. Kaum wieder zu Hause angekommen, will Prince Edward die Funde haben. Zusammen mit Carliutta bleibt nur erst die Flucht in die Wüste und schließlich durch einen gefundenen Transmitter in die Vergangenheit ihrer Welt. Interessant ist, dass „Perry Rhodan Neo“ in einem deutlich größeren Rahmen diese Idee übernommen und extrapoliert hat. Da die Ferronen ihnen in die Vergangenheit folgen, bleibt nur die Flucht nach vorne.
Robert Feldhoff hat sich Mühe gegeben, eine sehr lange intensive Verfolgungsjagd in den Roman einzubauen. Diese reicht bis weit über die Hälfte des Romans und der Leser beginnt sich zu fragen, wie die weiteren Abschnitte der Rätselstrecke bewältigt werden können. Das geht dann plötzlich relativ schnell und in dem Augenblick, in dem Misley verzichtet, erreichen sie ihr Ziel. Wie es auch bei Willy Voltz oft der Fall gewesen ist, wird der einfache „Mensch“ nicht für sein Werk belohnt. Während oft diese unbekannten Helden sterben müssen, kommt Misley relativ glimpflich, aber vom Epilog rückblickend weder verändert noch wirklich gewachsen aus der Situation heraus. WANDERER und ES erscheinen dabei eher wie Beiwerk und das abrupte Ende hinterlässt den Eindruck, als habe Robert Feldhoff sich auch mehr mit der Reise als dem Ankommen beschäftigt. Selbst ES Erklärung für das Aufbleiben der Rätselstrecke erscheint wenig plausibel, denn er hätte auf dem umgekehrten geradlinigen Weg einen Boten/ Helfer/ Freiwilligen ausschicken können, um das „Problem“ und die offene Flanke zu beseitigen. Ansonsten lebt der Roman von der wie schon angesprochen nicht immer originellen, aber dreidimensionalen Zeichnung der Figuren. Carliutta als Frau mit Vergangenheit kommt dabei fast zu kurz. Sie darf nur reagieren, an keiner Stelle nachhaltig agieren. Prince Ewiard ist der typische opportunistische Schurke, der aus allem Profit schlagen möchte. Und Misley der nicht immer sympathische Verlierer, der am liebsten auf dem unwirtlichen Wüstenplaneten ohne viel Mühe seinen Schrott sammeln und den Verstand vertrinken möchte. Es ist schade, dass Feldhoff seinem wichtigsten Antihelden in diesem Buch keine echte Vergangenheit auf den korpulenten Leib geschrieben hat. Witzige, aber nicht immer spritzige Dialoge und eine leider in der ersten Hälfte sehr mechanische, auf unzähligen Vorlagen im Groben aufbauende Handlung dominieren den Roman, bis in der zweiten wie schon angedeutet zu hektischen Hälfte des Buches der Zweck der Rätselstrecke enthüllt und ES wieder mit der unvorhersehbaren Entschlossenheit der Menschen kurzzeitig konfrontiert wird. Der Unsterbliche hätte gewarnt sein müssen. Ein solider Abstecher in die Vergangenheit der Serie, der aber deutlich im Schatten des intensiven, sehr emotional geschriebenen zweiten Planetenromans dieses Sammelbandes steht.
Während „Die Ferrol- Dolche“ obwohl einen Zeitraum von mehreren tausend Jahren Zeitreisetechnisch umfassend innerhalb von einem sehr kurzen Zeitraum spielt, zieht sich der Plot von „Die Blinde von Olymp“ über vierzig Jahre oder wie Rainer Nagel im Anschluss schreibt drei Zyklen hinweg. Im Mittelpunkt steht das blinde Mädchen Luava Shine, dessen Eltern bei einer Forschungsexpedition im System von Boscyks Stern bei der Untersuchung der Sonne verstrahlt worden sind. Alle Besatzungsmitglieder sterben, die einzige indirekte Überlebende ist Luava Shine. Sie verfügt übe rhohe PSI Werte, ohne dass sich eine Mutantenfähigkeit gleich ablesen lässt. Sie wächst bei einem Vormund unter der Obhut des Roboters Ding- Dong heran. Interessant ist, dass Robert Feldhoff mit Ras Tschubai und Fellmer Lloyd zwei Mutanten auf der Suche nach weiteren PSI Begabten mit Luaca Shine treffen, ihre Identität nicht Preis geben wollen. Warum das intelligente Mädchen nicht auf zwei Mitglieder des Mutantenkorps tippt, bleibt unausgesprochen. Das mehrfache Auftreten der Mutanten durchzieht diese Coming of Age Geschichte wie ein roter Faden. Wenn Rainer Nagel im Nachwort zu H.J. frey Doppelband davon spricht, dass Perry Rhodan nur selten Exkurse in den Bereich des Jugendbuchs unternommen hat, so widerspricht ihm Robert Feldhoff auf eindrucksvolle Art und Weise. Blind ist sie immer ein Außenseiter. Ihre Mitschüler müssen sich erst auf sie einstellen. Wenn sie ihren Kater mitbringt, der sich relativ schnell aus dem Klassenzimmer heraus auf den Schulhof begibt, könnte diese Szene auch in einem normalen Jugendbuch spielen. Ärzte machen ihr Hoffnungen, in dieser perfekten „Zukunft“ wieder sehen zu können. In der zweiten Hälfte des Buches bildet sich die ultimative Bedrohung heraus und der Bogenschlag zum Beginn des Romans ist konsequent. Während Feldhoff in „Die Ferrol- Dolche“ teilweise dem Humor die Sporen gegeben hat, operiert er in „Die Blinde von Olymp“ in die entgegengesetzte Richtung. Ohne viel Humor, aber auch kein erkennbarer Kitsch oder Pathos beschreibt er das Aufwachsen des jungen Mädchens. Der Schwarm hält Einzug und verschwindet wieder. Es ist erstaunlich, wie eindrucksvoll wieder aus einer subjektiven, persönlichen Perspektive Robert Feldhoff dieses Ereignis als Vorgeschmack auf das subtile, emotionale, aber auch überzeugende Finale in seinen Plot eingearbeitet hat. Im Vergleich zum nicht gänzlich zufriedenstellenden „Die Ferrol- Dolche“ hat der Autor diese Geschichte besser strukturiert und die einzelnen Episoden effektiver miteinander verbunden. Im Kleinformat wirkt „Die Blinde von Olymp“ wie eine der Kosmos Chroniken. Wie es sich für einige der besseren Planetenromane gehört, ist das Ende gleichzeitig ein neuer Anfang. Feldhoff lässt offen, ob Luava abschließend wirklich noch etwas gewinnt und ihre „Persönlichkeit“ abrunden kann oder ob sie sich opfert. Diese Ambivalenz schließt diese Geschichte auf einem hohen Niveau. Souverän erzählt über einen Zeitraum von vierzig Jahren mit ausreichenden, aber den stringenten Plot an keiner Stelle erdrückenden Hinweisen auf die Hauptserie ist „Die Blinde von Olymp“ eines der besten Feldhoff Taschenbücher. In der Gegenüberstellung zeigen sie das Spektrum, das der junge Autor insbesondere als Begleiter der Serie die Lücken entweder füllend oder in den großen Spielräumen emotionale Geschichten erzählend schon sehr früh in seiner Karriere ein Zugewinn für die Serie gewesen ist und bis zu seinem zu frühen Tod die William Voltz Lücke nicht schließen, so zumindest überbrücken konnte.