Perry Rhodan Neo 40- Planet der Seelenfälscher

Oliver Fröhlich

Oliver Fröhlichs Roman „Planet der Seelenfälscher“ schwenkt zur Perry Rhodan Handlung um. Für viele eher langweilige Aspekte dieses schwachen Romans mit einem grundlegend interessanten, aber phlegmatisch distanziert präsentierten Grundthemas kann der Autor vielleicht nichts. Wie beim ersten Vorstoß nach Arkon versucht sich Exposeautor Frank Borsch eher unterwegs zu rechtfertigen. So erfahren die Leser zum ersten Mal, das das Archiv mit den Koordinaten der Erde zwar immer noch das zu erobernde oder im Notfall zu zerstörende Ziel dieser zweiten Reise nach Arkon ist, es aber ein gewaltiges anderes Problem gibt, das nicht nur dem Leser die Stirn runzeln lässt. Belinkhar und Crest informieren Rhodan, da es Individualsignaturen gibt. Eine fünfdimensionale Strahlung aus dem Gehirn eines jeden Intelligenzwesens, das wie ein Fingerabdruck genutzt werden kann. Um die öffentliche Ordnung u sichern, verfügt jedes überlichtschnelle Raumschiff sowohl der Flotte als auch private Raumfahrzeuge über einen automatisch eingebauten Individualtaster, der die Signaturen natürlich jeden Passagiers und jedes Besatzungsmitglieds aufzeichnet. Diese Aufzeichnungen werden in Intervallen an die Imperiumsbehörden weitergeleitet. Eine vollkommene Kontrolle. Natürlich sind an Bord des gestohlenen Raumschiffs die Impulse von Rhodan und vor allem Crest aufgezeichnet worden, so dass der Imperator weiß, dass zumindest Crests Expedition nicht unerfolgreich gewesen ist. Interessant ist, das also auf die Aufzeichnung der Individualsignaturen möglich ist, der Prototyp der arkonidischen Flotte aber gegen Diebstahl mangels eines interstellaren GPS Systems nicht geschützt worden ist. Rhodan kann man finden, das Raumschiff nicht. Die Argumentationskette ist derartig löchrig, das der Leser nur den Kopf schütteln kann. Vor allem verrät Crest das Problem erst jetzt Rhodan.  Beim ersten Vorstoß nach Arkon war von den Individualaufzeichnungen nicht die Rede.

Natürlich gibt es Wege, die perfekte Überwachung auszuschalten. In Verbrecherkreisen werden verschiedene Geräte zur Maskierung dieser Individualsignaturen verwandt, wobei diese natürlich störanfällig sind. Ihr Besitz wird mit dem Tod bestraft. Wie gut, das Belinkhar über Informanten von einem anderen Weg erfahren hat. Auf einem Araplaneten können anscheinend unter der Haut die Individualsignaturen zumindest zeitweilig geändert werden. Perry Rhodan, Crest, Atlan, Belinkhar und der Purrer Chabalh werden vom Zünder Iwan Goratschin - Rhodans Geheimwaffe, um das Archiv zu zerstören - und Ishy Matsu begleitet, wobei die beiden Letzteren tief gefroren mit genommen werden. Eine überzeugende Begründung gibt es dafür nicht. Immerhin sollen sich Matsu und Goratschin an die arkondische Gesellschaft gewöhnen.  Auf Isinglass XIV angekommen kümmert sich Atlan am Flughafen um den Weiterflug, während Belinkhar, Crest und Perry sich im Krankenhaus Himmelspforte - !!! - als Patienten anmelden, um eine Individualsignaturveränderung vornehmen zu lassen. Dabei gehen die Drei ausgesprochen offensiv vor. Bedenkt man, das es sich um ein unter der Haut praktiziertes, vom großen Imperium ohne Frage streng verbotenes Verfahren handelt, das wahrscheinlich sogar mit der Vernichtung des entsprechenden Araplaneten bestraft wird, fällt es den Besuchern relativ leicht, die ersten Schwellen zu überschreiten. 

Wie schon angesprochen ist „Planet der Seelenfälscher“ ein ausgesprochen holpriger Roman. Basierte K.H. Scheer seine Romane auf der geistigen Überlegenheit des Sofortumschalters, versuchen Frank Borsch und seine Kollegen aus ihm einen Trottel zu machen. Bei der ersten Expedition wirkte die Ausstattung der Reisegruppe provisorisch. Im vorliegenden Fall hat Rhodan keine Ahnung, was das Archiv eigentlich ist. So nimmt er den Zünder Goratschin mit, der das Archiv mit einer kontrollierten Zündung seiner Gabe zerstören soll. Goratschin soll auf dem Flug nach Arkon - außerhalb der Tiefschlafzeiten - lernen, seine Gabe besser zu kontrollieren. Ob es hinsichtlich der Zerstörungskraft seiner Gabe Grenzen gibt, ist genauso wenig überprüft worden wie ein Alternativplan entworfen worden ist, wenn der Zünder seine Gabe nicht entsprechend kontrollieren. Das die Zerstörung der Archivs gleichzeitig alle Spuren der Attentäter verwischt, scheint Wunschdenken zu sein.  Im Notfall werden die Mutantenfähigkeiten einfach rückwärts angewandt. Gegen Ende des Buches entzieht Iwan Goratschin dem Feuer im Seelenbunker Energie, so dass im Feuer eine „Lücke“ erscheint, durch die Rhodan passiv fliehen kann.

Aber die Zufälligkeiten gehen weiter. So sind Perry Rhodan, Crest und welche eine Überraschung Belinkhar verblüfft, das die Änderung der Individualsignatur ihren Preis hat. Und das bei den hilfsbereiten Aras. Sie versuchen, eine Änderung ihrer Individualsignaturen mit ihrem Wissen zu erpressen. Eine empfehlenswerte Vorgehensweise, da die Aras der Meinung sind, es handelt sich um Celistas, die gefürchteten Schergen des Imperiums. Das die Aras sie während der Behandlung beseitigen möchten, ist aufgrund der Vorgehensweise der Drei sogar nachvollziehbar. Anstatt den Aras etwas für ihre Dienste anzubieten und ein Gebot zu unterbreiten, das niemand ablehnen kann, argumentiert insbesondere Perry Rhodan ins Leere.

Zusätzlich erhält Perry Rhodan von einem sterbenskranken, durch Strahlung verseuchten arkondischen Offizier eine Schatulle, die eine Audioaufzeichnung enthält. Der Offizier wollte eine Verbindung zu einer Geheimorganisation aufnehmen, aus deren Reihen ein Mitglied bei Iwan Goratschins Übungen vom Himmel geholt worden ist. Jetzt soll Rhodan sich auf die Suche nach den Seelen Verstorbener machen, welche die Aras einkerkern und für Experimente missbrauchen. Die Grundidee einer Seele wirkt auf den ersten Blick in Perry Rhodans nicht selten atheistischen Universum bizarr. Auch wird zu wenig auf die Identität der „Seele“ eingegangen. Akzeptiert der Leser diese Prämisse, entpuppt sich dieser Handlungsstrang trotz einer eher unglücklichen Action Rhodans als interessant und lesenswert. Oliver Fröhlich beschreibt die rücksichtslosen Aras und ihre „unmenschlichen“ Experimente ausführlich genug, um die Aufmerksamkeit seiner Leser zu halten. Kein Vergleich zu der ersten Rhodan Serie, aber ein deutlicher Fortschritt zum Sechsteiler „Ara- Toxin“ , dessen Grundkonzept sich im letzten Band buchstäblich in Luft auflöste. Natürlich gelingt es Rhodan viel zu einfach, in den Bunker einzudringen. Es ist aber auch nicht der einzige Aspekt dieses Romans, der zu einfach ist. Die Familientragödie um einen letzt endlich doch willigen und überzeugten Ara ist eine Aneinreihung von Klischees, die aus irgendwelchen Kitschromanen stammen. Die Idee, das der Zellaktivator ja im Grunde Crest egal bei welcher Individualsignatur erkennbar macht, wird im letzten Handlungsabschnitt genauso überschrieben wie die lange Vorbereitung, gefälschte Signaturen durch Erpressung zu erhalten. Da Oliver Fröhlich und Frank Borsch den Roman plottechnisch derartig verbogen haben, wird dieser Aspekt am Ende als eine Art Belohung für das Befreien der Seelen relativiert und die Individualveränderung umgehend eingeleitet.    

Zusammengefasst ist „Planet der Seelenfälscher“ ein eher ambivalentes Lesevergnügen. Wie schon angesprochen finden die wenigen guten Ideen im Hintergrund statt und verdienen eine weitere Extrapolation in einer gesonderten Serie. Die grausamen Experimente der Aras und ihre skrupellose, aber im Rhodan Universum nicht einzigartige Art und Weise, um Geld zu verdienen werden leider von einer schwachen Grundhaltung mit vielen plottechnischen Kompromissen überdeckt. Oliver Fröhlich arbeitet sich förmlich in den Stoff hinein, ihm fehlt aber noch das erzählerische Talent, um dramatische und emotionale Szenen besser voneinander abzusetzen. In Bezug auf die wichtigsten Hauptfiguren kann er nicht viel falsch machen, das Expose ist so oberflächlich und schlampig gestaltet, das die Schwächen im einzelnen Band durch die riesigen inhaltlichen Löcher im großen Expose mehr als überdeckt werden. Nach dem lesenswerten und interessanten Vorgängerband aus Thurners Feder ein Rückfall auf das leider dominierende Durchschnittsniveau der Serie.     

  

 





Taschenheft 160 Seiten

März 2013 erschienen

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