Dinosaur Beach

Dinosaur Beach, Titelbild, Rezension
Keith Laumer

Der Anfang der siebziger Jahre veröffentlichte Roman “Dinosaur Beach” von Keith Laumer stellt faxt exemplarisch gut die Schwächen und Stärken des Autoren zusammen. Der Plot basiert auf der Kurzgeschichte The Time Sweepers“. Während die Originalgeschichte kurz und prägnant ist, wirkt der Roman unabhängig von seiner Kürze mit nur einhundertfünfzig Seiten zu sehr improvisiert.

Aus heutiger Sicht ist das Buch aber aufgrund eines gänzlich anderen Aspektes interessant. Harlan Ellison hat James Cameron nach „The Terminator“ erfolgreich verklagt. Bei einer der Reisen in die Vergangenheit - das Jahr 1936- wird ein Cyborg oder Android zerstört. Anstatt sich wegen der Zeitmanipulation größere Sorgen zu machen, geht es eher um die theoretische Ausbildung von Parallelwelten, wobei sich die Menschen die in den Resten der Menschmaschine zurückbleibende Technik zu Nutze machen können, um eben die Zukunft zu entwickeln, aus welcher der Android stammen könnte. Eine Implikation, welche die "The Terminator" Filme inspiriert haben könnte. Hinzu kommt noch eine weitere Idee. Der menschliche Protagonist muss immer wieder gegen einen Androiden aus der Zukunft kämpfen, den er mehrmals töten kann. Mit jeder neuen Zeitschleife „entsteht“ der eher kantenlose Feind aufs Neue, wobei Keith Laumer im Gegensatz zu den martialischen „Terminator“ Streifen eine interessante, optimistische abschließende Antwort bereithält. Aber die Ähnlichkeiten zu einigen Aspekten der populären Science Fiction Fernsehserie vor allem auch in einer direkten Verbindung mit Harlan Ellisons „Outer Limits“ Folge sind wirklich interessant.

Der Roman beginnt wie es sich bei Keith Laumer gehört mit einem Knalleffekt. Ravel ist ein Agent für Nexx Central, einer menschlichen Behörde, welche die Verwerfungen im Zeitstrom basierend auf der Erfindung und aktiven Nutzung der Zeitmaschine glätten soll. Dabei hat NEXX nicht selten Agenten entlang des Zeitstroms plaziert, welche in ihrer subjektiven Vergangenheit sich ein eigenes Leben aufbauen. Er verliebt sich in ein Mädchen namens Lisa. In einer Kneipe wird ihm ein ominöser Hinweis gegeben, dass jemand ihn möglicherweise umbringen könnte. Bis dahin lebte Ravel im Grunde unter einer Art hypnotischen Fernsteuerung. Er hat zwar immer wieder Informationen erhalten, welche für den Schutz des Zeitstroms wichtig gewesen sind, aber eine aktive Beobachtung der Szene findet nicht statt.

Bevor er dieser Spur weiter nachgehen kann, wird er zum Titel gebenden "Dinosaur Beach" gerufen, einer gigantischen Basis in der Vergangenheit mit Robotern und Dinsauriern. Die Basis wird kurz nach seinem Eintreffen angegriffen und zerstört. Außerhalb der Station in der tiefsten Vergangenheit trifft Ravel auf ein Mädchen, das Lisa verblüffend ähnlich ist, aber erstens Mitglied von NEXX Central ist; zweitens eine Art von Basis kennt und drittens niemals Ravel zu Gesicht bekommen hat.

Der Auftakt des Buches ist perfekt. Ravel erwacht aus seinem künstlichen Tiefschlaf, desorientiert und soll einen Androiden bekämpfen. Seine Erinnerungen überlappen sich mit der Realität.

Im Verlaufe des Romans wird Keith Laumer die Idee um eine gezielte Bewusstseinslöschung und Überschreibung der Persönlichkeiten nach Abschluss der Missionen erweitern, wobei diese Vorgehensweise in der beschriebenen Form eher kontraproduktiv ist. Im Plotverlauf agiert Ravel unabhängig von der Manipulation seiner Persönlichkeit erfahren, effektiv und zielstrebig. Der Autor liefert aber keine Erklärung, ob nur Teile des Gedächtnisses überschrieben und die antrainierten Bereiche nicht beeinträchtigt worden sind.   

Auf den ersten Seiten bemüht sich Keith Laumer zusätzlich, seiner Figur eine emotionale Tiefe zu geben. Die fast tragische Liebesgeschichte mit einer perfekten Kopie Lisas, die ihn aber in dieser Zeitzone nicht kennt, nimmt einen sehr großen Teil des Buches ein. Gegen Ende des Buches lässt Laumer aber diesen Handlungsstrang buchstäblich fallen und führt den Plot zu einer Art bittersüßen Ende. Es ist schade, dass sich der Autor genau den Stärken beraubt, welche die erste Hälfte des Romans so ausgezeichnet haben.

Die eigentlichen Zeitreisen sind auch eher funktional beschrieben. Der Dinosaur Beach wäre ein perfekter Hintergrund für einige dramatische Szenen, in denen die Urgewalt der Dinosaurier auf die Roboter und Menschen der Zukunft treffen.  Aber sie wirken eher funktional beschrieben. Bei den Reisen in die jeweilige Vergangenheit beschränkt sich Keith Laumer auf kleine fast intime Szenen in Kneipen oder den Seitengassen der Städte, in denen wichtige historische Ereignisse opportunistisch begradigt werden müssen, ohne das der globale Funken auf den Leser überspringt. Teilweise hat man das unbestimmte Gefühl, als bewegen sich die Protagonisten in einem Zeitreisetechnischen Vakuum.

Interessant bis frustrierend ist auch der inhaltliche Widerspruch. Auf der einen Seite will NEXX den Zeitstrom erhalten und jegliche Manipulation im Keim ersticken, auf der anderen Seite lassen sie die Trümmer der zerstörten Androiden in der Vergangenheit inklusiv entsprechender Technik in der Vergangenheit zurück. Oder sie töten Minidinosaurier und braten sie in der tiefsten Vergangenheit. Das die Kreidezeit um die Basis wie eine Mühlkippe aussieht, wird auch ignoriert.

Unabhängig von den zahlreichen Löchern im Plot ist „Dinosaur Beach“ aber auch ein typischer Keith Laumer, der rasant und dank guter Actionszenen auch wirklich packend erzählen kann. Seine Protagonisten müssen kontinuierlich an ihren Aufgaben wachsen und am Ende siegt immer das Gute. Unabhängig von den Wahrscheinlichkeiten.

Plottechnisch geht der Autor in die Vollen. Immer wieder wechselt die Szenario und wie Ravel ist der Leser teilweise desorientiert und kann nicht beurteilen, wer hier die Wahrheit sagt. „Dinosaur Beach“ ist solide Abenteuer Science Fiction, die sich nicht um Logik oder Dramaturgie kümmert, sondern beginnend mit den Robotern und der Zeitbasis in der tiefsten Vergangenheit eine Story erzählt, die sich aus vielen klassischen bis klischeehaften Elementen zusammensetzt und trotzdem unterhält. 

  • Mass Market Paperback 151 Seiten
  • Publisher: DAW (October 18, 1977)
  • Language: English
  • ISBN-10: 0879973323
  • ISBN-13: 978-0879973322