![Perry Rhodan Trivid Band 4, Titelbild, Rezension Perry Rhodan Trivid Band 4, Titelbild, Rezension](http://www.robots-and-dragons.de/sites/default/files/styles/medium/public/buchecke/trivid4.jpg?itok=rc1hGipR)
Eine der größten Herausforderungen eines jeden Krimis ist es, einen komplexen, vielleicht auch komplizierten Plot rückblickend anders darzustellen als es der Leser vor Augen hat. Nicht selten sind die Opfer Täter oder die Täter selbst Opfer. Es empfiehlt sich, diese Art von Drehmoment vor allem dann anzuwenden, wenn der Fall ausschließlich aus der Sicht des oder der Ermittler(s) erzählt wird. Der Leser erklärt sich mit dem verblüfften Detektiv solidarisch und übersieht vielleicht eine Reihe von konstruktiven Schwächen.
Christian Montillon und Oliver Fröhlich versuchen sich überambitioniert an einer vergleichbaren Konstellation. In den letzten beiden Kapiteln des vorliegenden vierten Bandes „Heimkehr“ werden nicht nur weitere Informationen geliefert, sondern möglicherweise auch ein überraschendes Motiv, um die TRIVID Künstlerin Lian Taupin aus der Isolation ihrer Wohnung zu locken.
Die Grundidee kann nur in der Theorie funktionieren. Zum einen unterschätzt der bislang weiterhin im Hintergrund operierende Hintermann – es geht angesichts der monetären Verluste anscheinend um eine viel größere Operation als bislang gedacht – die Hartnäckigkeit Perry Rhodans, der sich spätestens jetzt provoziert und persönlich an der Nase herum geführt fühlen muss. Er weiß zum Abschluss von „Heimkehr“ im Gegensatz zum Leser oder der geschockten Lian Taupin noch nichts von den Zusammenhängen.
Der Weg bis zum Zwischenziel ist weiterhin kompliziert und vor allem auch mit inzwischen unschuldigen Toten gepflastert, die unter anderem durch die Bombenexplosion an Bord der Station TRIVID 7 zu beklagen sind. Mit dem leitenden Siganesen an Bord haben Christian Montillon und Oliver Fröhlich allerdings einen exzentrischen Charakter erschaffen, der ohne Frage seine eigene, vielleicht auch nur TRIVID Serie verdient hätte.
Bis zum in dieser Form noch nicht abschließend zu beurteilenden, aber fragwürdig erscheinenden Ende ist „Heimkehr“ eine eher solide Unterhaltung. Auf der emotionalen Ebene mit der schwer verletzten Klonschwester und vor allem dem langsamen Aufbau einer fragilen Beziehung zwischen den beiden Schwestern überzeugt die emotionale Ebene deutlich mehr. Ganz bewusst verrücken die Autoren anscheinend den Mitleidfokus auf eine Figur, die es wirklich verdient hat. Hinzu kommt die Heimkehr auf den Jupitermond Europa, auf dem sich Lian Taupin ihren gefälschten Erinnerungen an die Zeit im Waisenhaus stellen muss. Der Plot wird vorsichtig weiter entwickelt und die zwar fiktiven, aber ansprechenden Hintergründe zumindest einer Figur erläutert, während ihre Klonschwester selbst eine eigene wenn auch nur aufgrund des Zellverfalls kurze Persönlichkeit mit eigenen Erinnerungen förmlich herbeisehnt.
Ihre Beziehung wird – der Plot braucht einen weiteren Katalysator – von Dano Zherkora aus der Ferne beobachtet. Perry Rhodan dagegen macht nicht nur eigene Recherche, sondern wird auch stundenlang aufgrund des Attentats in der Firma Castoral Positronics von der Polizei verhört. Die Trennung der beiden Hauptfiguren wäre für den weiteren Plotverlauf wichtig und hätte den Hintermännern inklusiv Dano bei einem effektiven Zuschlagen und vor allem einer schnelleren Vorgangsweise einen für Perry Rhodan nicht mehr einholbaren Vorsprung verschafft. Vor allem hätten sie gegenüber Lian Taupin mit der erkrankten Klonschwester noch bessere Argumente gehabt als es schließlich der Epilog verdeutlich.
Hintergrundtechnisch überzeugt „Heimkehr“ vor allem durch die Nutzung verschiedener, im Sonnensystem eher selten besuchter Orte. Neben der kleinen Stadt mit dem Waisenhaus – Erinnerungen können so trügerisch sein – ist es jetzt statt dem Forschungslabor auf dem Mars oder der unterirdischen Klonanlage auf dem Merkur eine Unterwasserstadt, die als letztes Versteck Dano Zherkovas dienen könnte. Lian Taupin und Perry Rhodan hoffen, ihr die Geisel endlich finden zu können und schleichen sich heimlich wie alleine trotz der bisherigen Niederlagen mit zwei Bombenanschlägen und einem Attentat fast leichtsinnig in die Anlage.
Aus technischer Sicht mit dem erneuten Fliehen durch einen in der Nähe befindlichen Transmitter – in dieser Hinsicht zeigt Dano Zherkora zum wiederholten Male in der Serie auf, wie moderne Technik effektiv genutzt werden kann – sowie dem Durchlässigwerden der Energiekuppel und der Gefahr eines Wassereinbruchs ist der Showdown genau wie bei den letzten drei Romanen sehr überzeugend verfasst worden und baut unabhängig von der Tatsache, dass Perry Rhodan ja serientechnisch nichts passieren darf, eine ausreichende Spannung auf.
Es stellt sich hinsichtlich des Epilogs allerdings die Frage, ob die Verbrecherorganisation ihr bisher bekannt gegebenes Ziel nicht effektiver und vor allem hinsichtlich der Gefahr durch Perry Rhodan ultimativer erreicht hätten, wenn sie angesichts der umfangreichen, Jahre dauernden Vorbereitungen nicht vorsichtiger und zielstrebiger vorgegangen wären. Weniger wäre in diesem Fall nicht nur mehr gewesen, sondern hätte auch Perry Rhodan ausgeschaltet.
Ein Manko der Miniserie ist, dass sich Christian Montillon und Oliver Fröhlich hinsichtlich der vergangenen Zeit nicht unbedingt einig sind. Dieses Mal ist das Projekt vor dreizehn Jahren vorzeitig geschlossen und nicht wie in „Trivid“ Band eins erst durch Perry Rhodans Rede gestartet worden. Es ist nicht die einzige Stelle, an welcher die Autoren mit der vergangenen Zeit sehr großzügig umgegangen sind.
- Format: Kindle Edition
- Dateigröße: 2085 KB
- Seitenzahl der Print-Ausgabe: 77 Seiten
- Verlag: Perry Rhodan digital (17. November 2016)
- Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
- Sprache: Deutsch
- ASIN: B01LZE7H43