Robots & Dragons: Die Filmhighlights der Redaktion 2018

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Avengers: Infinity War

Das Jahr 2018 neigt sich seinem Ende zu. Grund genug für uns, einmal einen Blick auf das abgelaufene Kino- und Serienjahr zu werfen und unsere Highlights und Enttäuschungen zusammenzufassen. Den Auftakt machen die Kino-Highlights des Jahres.

Johannes Hahn

So wie 2018 an richtigen Enttäuschungen arm war, fehlte es ihm auch an wirklichen Highlights. Okay, für manche mag die Fortsetzung von Marvels Cinematic Universe ein Riesending gewesen zu sein, aber für all die Menschen, die dem Boom von Filmuniversen müde sind, war die Hatz nach den Infinity-Stones auch nur eine Randmeldung.

Am Rande kam leider auch Kin vor. Untermalt von den stimmungsvollen Klängen der Post-Rocker von Mogwai erzählt der Film eine Coming-of-Age-Geschichte im Gewand einer Science-Fiction-Kurzgeschichte. Als Beinahe-Roadtrip lernen wir den Jungen Eli und seinen Bruder kennen, die beide mit einem Sci-Fi-Gewehr im Gepäck vor einer Verbrecherbande flüchten. Zwar hat auch Kin Schwächen in der Charakterisierung seiner Figuren und könnte seine Geschichte etwas stringenter erzählen, aber als kleiner Indie-Film bietet er angesichts des üblichen Action-Bombasts eine angenehme, erzählerische Abwechslung. Wer noch auf der Suche nach einem guten Soundtrack und/oder einer Geschenk-DVD/Blu-Ray ist, der kann zugreifen.

Ich versuche vor dem Besuch von Pressevorführungen keine Trailer oder ähnliches zu schauen, um meinen Eindruck möglichst objektiv zu halten. So wusste ich nicht, dass Hereditary - Das Vermächtnis ein Gruselfilm ist. Hätte ich mich vorher mal informiert, dann hätte ich mich nervlich darauf vorbereiten können. So traf mich die familiäre Misere der Leighs völlig unvorbereitet, genau wie der zielgenau eingesetzte Horror und die beklemmende Atmosphäre. Kurz: Leck mich im Arsch, hab ich mich gegruselt! Für Horrorfans eine absolute Empfehlung, danach sollte man aber irgendwas anderes mit niedlichen Tierchen und bunten Blümchen schauen.

Florian Rinke

Mein persönlicher Lieblingsfilm war dieses Jahr ganz klar Avengers: Infinity War – mit Thanos hatten sie den idealen Gegner und gerade das Zusammenspiel von Iron Man, Spider-Man und Doctor Strange war schön anzusehen. Lediglich die Guardians of the Galaxy blieben ein wenig hinter ihren Möglichkeiten zurück.

Auch ein zweiter Marvel-Film hat mir dieses Jahr sehr gut gefallen, gerade weil Ant-Man & the Wasp eine völlig gegensätzliche Geschichte erzählt. Hier musste einmal nicht das ganze Universum gerettet werden, sondern nur die verschollene Frau von Dr. Hank Pym. Nach dem Trailer zu Avengers: Endgame bin ich schon sehr gespannt, wie die Zusammenarbeit mit Ant-Man und den verbliebenen Helden verläuft.

Überraschend gut war auch Christopher Robin. Das Wiedersehen des erwachsenen Christopher Robins mit seinen Plüschtierfreunden ist natürlich recht kitschig – aber es ist gut gemachter Kitsch, der viel Raum für Humor, Melancholie und einige düstere Szenen lässt. Zudem wird in dem Disney-Film so gut wie nie gesungen – und wenn, dann wird sich schnell drüber lustig gemacht. Wer die alten Trickfilme kennt, dürfte die Melodien im Soundtrack trotzdem wiedererkennen, nur sind sie verfremdet und trauriger interpretiert.

Tobias Maibaum

Auch mir ging es ähnlich wie den Kollegen: Das Kinojahr wirkte lustlos, kein Streifen hat mich wirklich packen können. Deswegen begebe ich mich gleich mit Kopfsprung in gefährliche Wasser und empfehle Auslöschung. Wirklich schade, dass der Netflix-Film von Alex Garland es nicht auf die große Leinwand geschafft hat. Kritiker und Freunde des umstrittenen Films sind sich immerhin einig, dass die Handlung nie "zu intellektuell und kompliziert" wurde, wie die Produktionsfirma es verlauten ließ. Mich konnte die beeindruckende Inszenierung aber mitreißen, denn es gibt bildschöne Einstellungen zu sehen, die wunderbar komponiert sind. Perfektion ist Auslöschung natürlich auch nicht, aber doch ist es schade zu sehen, dass bunte und experimentelle Filme schnell als verrückt abgestempelt werden. Blockbuster müssen wieder etwas wagen dürfen.

Weil ich leider noch nicht die Chance hatte, Into the Spiderverse anzusehen, und andersartige Animation zu loben, muss ich an dieser Stelle Tom Cruise bitten, über Motion Smoothing zu reden. Trennen wir kurz Kunst vom Künstler und unterhalten uns über Mission Impossible: Fallout, der für Actionfilme neue Maßstäbe setzt. Ignorieren wir auch kurz die aufgesetzte Handlung, die man nur mit Vorwissen vom Vorgänger versteht. Dann sehen wir endlich einen Film, in dem Henry Cavill zeigt, was er (auf der Oberlippe) kann und Cruise darf wieder Stunts selbst drehen und über Häuserdächer rennen. Mission Impossible wird nicht langweilig und findet richtig gute Set Pieces, die hervorragend gedreht und umgesetzt wurden. Regisseur Christopher McQuarrie weiß, was er tut und schafft es Action mit zurückgefahrenen Effekten zu ergänzen, die dem Kinogänger nicht bekannt vorkommen.

Stefan Turiak

Regisseur und Autor Christopher McQuarrie mag den Plot zu Mission: Impossible – Fallout zugegebenermaßen arg zusammengeschustert haben (wenn man so wie ich sechs Stunden Podcast-Interviews mit ihm gehört hat, weiß man auch, warum), allerdings hat mir seit Mad Max – Fury Road kein Actionfilm mehr einen derartigen Adrenalinschub verpasst.

Auch wenn Black Panther ideologisch in vielerlei Hinsicht fragwürdige Wege einschlägt und auch wenn im dritten Akt das übliche Marvel-CGI-Gekloppe vorherrscht, hat mir der Marvelfilm relativ gut gefallen. Nicht zuletzt wegen Michael B. Jordan, der als interessantester Marvel-Bösewicht seit geraumer Zeit tatsächlich was Relevantes mitzuteilen hatte.

Ansonsten sollen noch schnell ein paar Highlights aus diesem Kinojahr nicht unerwähnt bleiben, die mal mehr und vielleicht mal weniger in Robots-and-Dragons Ressort passen: Game Night war seit langer Zeit wieder eine sehr gute US-Studio-Komödie mit einer cleveren Prämisse sowie einer hochtalentierten und vor allem witzigen Besetzung. A Quiet Place war ein grundsolider Genre-Film, den ein ansprechendes Familiendrama zugrunde lag. A Beautiful Day dringt kunstvoll in die Psyche eines Profikillers ein und unterwandert ausgelutschte erzählerische Tropen des Genres. Feinde – Hostiles ist ein relativ altmodischer und melancholischer Western. Widows – Tödliche Witwen ist trotz des albernen deutschen Zusatztitels ein toll gespieltes Gangsterdrama um politische Korruption und persönliche Verluste im heutigen Chicago.

Anne Jerratsch

Kollege Stefan hat schon gut vorgelegt, und um meine Liste nicht noch länger werden zu lassen, schließe ich mich seiner Auswahl vorbehaltlos an. Ich ergänze: Bei Deadpool 2 kam Mitte des Jahres endlich die Freude an den Superhelden zurück. Ein glänzend aufgelegter Ryan Reynolds und ein passender Counterpart, der mit Josh Brolin pointiert besetzt wurde, macht hier einfach Spaß. Ganz ähnlich, aber doch wieder ganz anders erging es mir bei Spider-Man: A New Universe. Die Stilmittel, die der neue Spidey auffährt, können sich sehen lassen. Auch der Humor passt, und man verlässt beschwingt das Kino.

Heftiger, aber nicht weniger gut ging es bei In my Room zu. Die dystophische Erzählung im Stile der Berliner Schule zeigt, wie es ist, wenn bis auf einen einzelnen Menschen plötzliche die Erde entvölkert ist. Allerdings betrifft das tatsächlich nur Menschen, denn Tiere und Natur gibt es noch. Nun muss der Einzelne sich am Leben erhalten. Ohne Erklärungen, dafür mit umso mehr starken Bildern kommt die deutsche Produktion daher. Nur die Berliner Schule, also die Kunst, jede Alltagssituation filmisch bis ins Kleinste auszuleuchten, muss man dabei eben auch aushalten. Doch nur so entstehen Bilder einer herrlich tristen Vorstadt, in der minutenlang einfach gar nichts passiert, außer dass es leicht nieselt. Denn so ist das eben, auch wenn die Welt gerade Kopf steht.

Einen Geheimtipp und einen Schauspiel-Klassiker noch zum Schluss: Bei Bad Times at the El Royale trifft großartige Kulisse auf merkwürdige Figuren. Ein herrschaftliches Hotel, das aus einer Parallelwelt zu stammen scheint, trennt die Gäste je nach Ziel, Wünschen und Vergangenheit - und am Ende fließt jede Menge Blut. Mit einer großartigen Starbesetzung, die neben Jeff Bridges, Dakota Johnson und John Hamm noch viele kleinere, nicht weniger interessante Rollen beschreibt, punktet das Kammerspiel genauso wie mit der merkwürdigen Stimmung.

Und nun noch eine gute Portion Blut, Geschrei und Overacting: Nicolas Cage hat sich in Mandy nun wirklich nicht geschont. Kein Wunder, denn zunächst wird seine Freundin umgebracht, woraufhin die berühmteste Gummimaske des Internet, loszieht, um sich bitterlich zu rächen. Wer den Schauspieler in den vergangenen Jahren eher als Gesamtwerk betrachtet, dessen Ziel es ist, das Publikum einfach nur gut zu unterhalten, ohne sich von seiner Mimik aufhalten zu lassen, der sollte sich Mandy nicht entgehen lassen. Ein vielleicht ein wenig überkünstelter Splatter-Thriller, der aber durchaus Laune macht.

Katrin Hemmerling

2018 war für mich ein eher enttäuschendes Kinojahr. Es mag an dem Umstand liegen, dass ich in viele Filme hohe Erwartungen hatte, die keiner von ihnen letztendlich erfüllen konnte. Dennoch gab es einige Filme, die mir in diesem Jahr eine Menge Spaß gebracht haben:

A Quiet Place - ein Film mit fast keinem gesprochenen Wort, der einen dennoch schnell in seinen Bann gezogen hat. Zwischen all den Jump Scares und Blut-Exzessen, die sich viele Horrorfilmen auf 2018 auf die Fahne geschrieben hatten, war A Quiet Place mit seiner buchstäblich leisen Inszenierung ein gelungener Ausreißer, der sich mit seiner nicht ganz alltäglichen Prämisse gut von der Massenware abhob. Serviert hat man das ganze noch mit einem gewaltigen Schuss Drama, der in den entscheidenden Momenten ans Herz ging. Und so was macht mich glücklich.

Deadpool 2 war für mich die lobenden Ausnahme von den Superhelden-Filmen, die in diesem Jahr liefen. Was mit einer gelungenen Marketing-Kampagne im vergangenen Herbst anfing, endete schließlich in einem kurzweiligen Film, in dem Ryan Reynolds wieder brillieren durfte. Gut, der Humor von Deadpool mag nicht den Nerv von jedem Kinogänger treffen, aber manchmal möchte man ja auch einfach nur vom Alltag abschalten. Außerdem bot Deadpool 2 Momente, die unter die Haut gingen und gefühlvoll inszeniert waren. Herz, was willste mehr?

Wie Florian hat mir auch Christopher Robin Spaß gemacht. Ich bin zugegeben nicht unparteiisch, Ewan McGregor reicht mir in der Regel fast als Argument - schieben wir Star Wars hier mal zur Seite ...
Die Geschichte um den erwachsenen Christopher Robin zeigte sich nicht immer von der leichten Seite und regte zum Nachdenken an. Wann haben manche von uns ihr inneres Kind in die Schranken gewiesen, um sich mit so widerlich erwachsenen Dingen wie Versicherungen, Steuern und Co zu beschäftigen? Und wenn I-Ah im Zug auf seine ganz eigene Art beschreibt, was er da draußen in der Welt so sieht, weiß man - diese Geschichte ist nicht nur für kleine Zuschauer gedacht.

Der Vorname ist mein Highlight fernab von dem Genre, mit dem ich mich für Robots & Dragons beschäftige. Ein exzellent aufeinander abgestimmtes Ensemble bietet sich in einer kammerspielartigen Inszenierung einen brillant getimten und mitunter herrlichen bösen Schlagabtausch. Definitiv einen Blick wert.

Hannes Könitzer

Man merkt an den Aussagen der Kollegen bereits, so wirklich viele Highlights hatte das Kinojahr 2018 nicht zu bieten. Auch ich habe so meine Probleme, eine echte Top 3 zu benennen. Viele Filme waren ok, viele liefen unter den Erwartungen, so richtig vom Sitz hauen, konnte mich aber keiner, abgesehen von einer Ausnahme: Infinity War. Der dritte Avengers war alles, was ich mir im Vorfeld erhofft hatte, und ist mein Highlight des Jahres.

Ebenfalls richtig spaßig, wenn auch nicht ganz auf dem Level von Infinity War, war Deadpool 2. Auch wenn der Film nicht ganz mit seinem Vorgänger mithalten konnte und in einigen Momenten etwas bemüht wirkte, war es doch wieder ein großer Spaß, Deadpool bei seinem chaotischen Abenteuer zu zusehen. Allein für den ersten Einsatz der X-Force lohnte sich der Besuch im Kino schon, der ohne Zweifel zu den witzigsten Momenten dieses Jahr im Kino gehört.

Abseits der Genreproduktionen hat mir in diesem Jahr die deutsche Komödie 25 km/h noch sehr gut gefallen. Für einen spaßigen Road-Trip-Film bin ich immer zu haben und wenn dann noch Bjarne Mädel am Start ist, kann eigentlich nicht viel schief gehen. Wer dem deutschen Film eine Chance geben möchte, sollte auf jeden Fall einmal einen Blick risikieren.

Zum Abschluss noch die Frage an euch. Was sind eure Top 3 Filme des Jahres? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

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