Rettungskreuzer Ikarus 52- Zurück auf Gamorrha

Irene Salzmann

Nach "Die verbotene Welt" legt Irene Salzmann den Mittelteil ihrer "Rettungskreuzer Ikarus" Trilogie vor.  Das neue Format mit kürzeren Handlungsbögen aus der Feder eines Autoren zeigt bei "Zurück auf Gamorrha" seine effektive Wirkung. Verschiedene im ersten Band angerissene Abschnitte werden intensiver aufbereitet, neue Informationen hinzugefügt und trotzdem wird der Plot in Hinblick auf den Showdown im abschließenden Roman "Die Bestien der Finsternis" gut fokussiert. Dabei verzichtet sie auf einen weiteren eher irreführenden Cliffhangar wie beim Auftaktband der Serie.

Das Selbstmordattentat auf Sally McLennane war nicht hundertprozentig erfolgreich. Sie liegt schwer verletzt auf der Intensivstation und die Ärzte versuchen, ihren Zustand zu stabilisieren. Ihr Stellvertreter Heinrich Färber muss die Ermittlungen aufnehmen. Wie sich schon im Auftaktband angedeutet hat, weisen die Spuren auf einen alten Feind zurück, der sich mit einem deutlich hintergründigeren Plan als bisher angenommen zurückmeldet. Irene Salzmann greift diesen Spannungsbogen relativ direkt wieder auf. Ohne die Handlung zu sehr zu strecken verfügt Färber relativ schnell über die entsprechenden Informationen und versucht sie mit zwei weiteren fast gleichzeitig auftretenden Problemen in Verbindung zu bringen.

In einem engen Zusammenhang stehen die Entdeckung der "Ikarus" Besatzung auf der verbotenen Welt. Die Telepathin Shilia versucht in einer gewagten Aktion an weitere Informationen zu kommen. Bislang haben die Autoren des "Rettungskreuzer Ikarus" die telepathischen Fähigkeiten ihrer Protagonisten sehr vor sichtig, sehr nuanciert, fast wie das Kainsmal von Aussätzigen behandelt. Um den Plot voranzutreiben, muss Irene Salzmann auf Shilia zurückgreifen, obwohl parallel durch andere Ermittlungen weitere Informationen an Färber zurückfließen. Auch wenn sie sich Mühe gibt, mit dem Vorgehen der Telepathin den Handlungsabschnitt nicht zu brachial zu beenden, wirkt dieser Spannungsbogen zu oberflächlich, zu wenig intensiv aufgebaut. Die gelieferten Informationen präsentieren sich ein wenig verklausuliert, da sie noch für den letzten Roman der Trilogie benötigt werden.

 

Es sind zwei andere Bögen, welche "Zurück auf Gamorrha" - der Titel ist ein wenig irreführend, da die Rückkehr Cornelius zu dieser aus seiner Sicht "verfluchten" Welt erst im abschließenden Band der Trilogie mit einem ausgesuchten Team stattfindet - zu einem sehr vergnüglichen Lesevergnügen machen.

Nicht ganz ernst zu nehmen kann der Leser auf den ersten Blick die Sucht nach dem Schokoladenriegel "Galaxy Way" - ein Schelm, der die Anspielung nicht einordnen kann -, die sich rasend schnell ausbreitet. Dabei impliziert die Autorin nur, dass es sich um eine neue Seuche künstlichen Ursprungs handeln könnte. Es besteht, wie im Roman folgerichtig angesprochen wird, auch die Möglichkeit, dass die für manche der zahllosen außerirdischen Rassen unschädlichen Komponenten des Riegels bei Menschen einfach die Sucht heraufbeschwören. Es bleibt abzuwarten, in welche Richtung - Zufall, Anschlag oder tatsächlich Seuche - sich dieser Handlungsarm entwickeln wird. Die Grundidee ist auf der einen Seite bizarr, auf der anderen Seite spricht sie manch Schokosüchtigen aus der Seele.

 

Am "schlimmsten" trifft es Junius Cornelius. Früher ein Frauenheld liebt er inzwischen einen Mann. Nur wollen diese Bisexualität mit außerirdischem Einschlag verschiedene Frauen nicht anerkennen. So lädt ihn die Botschafterin der xavanthischen Liga zu einem Teekränzchen ein. Die Dialoge sind ausgesprochen doppeldeutig und pointiert. Cornelius selbst kämpft mit seinen ambivalenten Gefühlen. Deuteten sich im Auftaktband der Trilogie dieser sich verstärkende innere Zwiespalt eher an, macht sich Irene Salzmann ein Vergnügen daraus, den Mann nicht nur durch die bevorstehende Rückkehr zu einer Welt, die er fast als die Wurzel allen Übels betrachtet, sondern auch durch das Interesse der Frauen zu quälen. Die Ursache dafür erfahren Protagonist und Leser am Ende dieses Handlungsbogens. Ohne zu viel zu verraten stürzt sie Cornelius in einen weiteren, in diesem Fall auch körperlicher Veränderung unterliegenden Zwiespalt, der für die bevorstehende Expedition nach Gamorrha eher weitere Katastrophen verspricht.

 

Wie schon "Die verbotene Welt" präsentiert sich der vorliegende Mittelteil der Trilogie auf allen Handlungsebenen ausgesprochen kurzweilig und kompakt erzählt. Die verschiedenen Actionszenen des Auftaktbandes treten in den Hintergrund. Es geht eher um ein Durchatmen, ordnen und den Höhepunkt vorzubereiten. Das wirkt auf den ersten Blick langweilig oder phlegmatisch, aber die Verzahnung der einzelnen Handlungsebenen und die überzeugend sympathische Zeichnung selbst von vertrauten Charakteren sowie das erzähltechnisch wieder ansprechende Niveau mit einer deutlichen Straffung des zugrundeliegenden Handlungsbogens im Vergleich zu den sich mehrere Jahre hinstreckenden Zyklen oder die pointierten, ein wenig selbst ironischen Dialoge überzeugen. Mit fast einhundertsiebzehn Seiten ist der vorliegende Roman auch ein weniger länger als die bisherigen „Ikarus“ Veröffentlichungen, was sich insbesondere am nicht abrupten oder überhastet konstruierten Ende positiv zeigt.

 

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 449 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 140 Seiten
  • Gleichzeitige Verwendung von Geräten: Keine Einschränkung
  • Verlag: Atlantis Verlag Guido Latz (29. Juni 2013)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B00DPYX3J8