Perry Rhodan 7. Der menschliche Faktor

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Marlene von Hagen/ Dietmar Schmidt

Nachdem Olaf Brill im sechsten Abenteuer der Miniserie den Plot schon zweimal hätte beenden können, führen Marlene von Hagen und Dietmar Schmidt die Geschichte doch irgendwie fort, nachdem Homunk ja am Ende des letzten Heftromans etwas von „das ist noch nicht alles“ gemurmelt hat.

 Der gewiefte Siganese Johann Aspra findet in einem Tara Roboter einen Tötungsbefehl gegen sich selbst, den sein Partner vor einem Jahr programmiert hat. Die beiden Autoren müssen jetzt einen Schritt zurückgehen, denn im allgemeinen Chaos der Androiden Angriffe gingen die Leser, aber auch einige Protagonisten davon aus, das der Tara als einer der ersten die Seiten gewechselt hat und jetzt Jagd auf Menschen macht. Dieses grundsätzliche Schließen von Lücken in der bisherigen Handlungsführung und das begradigen von falschen Spuren ist nicht schlecht, aber durch den starken Wechsel der Perspektive nach dem letzten Roman erwartet der Leser wahrscheinlich einen anderen Handlungsverlauf.

 Aspra ist kein Mann der großen Worte. Er programmiert den Tara einfach um, so dass er jetzt seinen ehemaligen Partner töten soll. Johann Aspra ist eine Figur, die in den letzten Heftromanen als Charakter an Tiefe gewonnen hat. Allerdings haben bislang alle Autoren wenig Zugriff auf den geschäftstüchtigen Siganesen. Seine Handlung wirken erratisch, sind den Emotionen geschuldet. Alles für den Leser nachvollziehbar. Himmel hoch jauchzend und zu Tote betrübt in einem Absatz. Allerdings nehmen diese emotionalen Achterbahnfahrten zu viel Handlungsraum ein, so dass die Figur schnell langweilig wird. Das Programmieren eines Tara macht sehr viel Aufwand. Vor allem lassen sich ja diese Spuren relativ leicht nach verfolgen.   Damit es wie ein Angriff der Androiden aussieht, muss mehr als das Zielobjekt getötet werden. Das wären dann allerdings alles Unschuldige. Nur ein gezielter Angriff würde den Verdacht in diesem Fall auf den jeweils anderen Geschäftspartner lenken. Der Aufwand ist erstaunlich hoch und am Ende funktioniert die sogenannte Befehlskettenprogrammierung wieder, das ein Tara einen Menschen nicht grundlos angreifen kann. Um diesen Handlungsbogen abzuschließen, gibt es allerdings noch ein Schlumpfloch.

 Mit dem Admiralregenten Nagnum Kane verfügt die Serie jetzt über einen Charakter, auf den K.H. Scheer stolz wäre. Dabei wirkt der Tonfall der beiden Autoren seltsam ambivalent. Von einem hochrangigen Admiral erwartet der Leser zumindest das Bemühen, die ihm anvertraute Zivilbevölkerung zu schützen. Er soll ja nicht mit den Feinden Ringelpietz machen. Dabei spielt es auch keine Rolle, wie er vorgeht. Auf der einen Seite Menschen, lebendige Wesen, auf der anderen Seite Androiden. Da muss keine Rücksicht genommen werden, die Autoren beschreiben es aber so, als wenn Kane ein Kriegstreiber, ein Fanatiker wäre, der den militärischen Krieg förmlich liebt und nur dann aufblüht, wenn er Feinde vernichten kann. Ja, das ist seine Aufgabe und ihm gelingen einige Erfolge, welche die Menschheit laut Olaf Brill in seinem Roman seit einem Jahr egal auf welcher Welt nicht errungen hat.

 Kane denkt geradlinig, während Perry Rhodan mit der Geheimhaltung der Androidenprogrammierung – Hommunk hat ja gesagt, sie wird nicht ausreichen – ein für den Leser bislang unbestimmtes Ziel verfolgt. Kanes Tip an die Presse/ Öffentlichkeit ist allerdings für einen hochrangigen Militär unlogisch, denn er weiß, dass Informationen in einem derartigen Konflikt ein entscheidender Vorteil sein könnten. Kane hat ja nichts davon, seine Aufgabe wird eher schwerer.

 Angeblich funktioniert die Umprogrammierung. Dadurch wird Kane zum menschlichen Faktor, welcher weiterhin die Androiden – diese wehren sich nicht mehr – angreift und vernichtet. Es handelt sich um Maschinen. Daher ist dieses Vorgehen auch legitim und eine Reduktion der immer noch schwelenden Gefahr. Oder um es andersherum auszudrücken, es handelt sich um Band sieben der Androidenminiserie und nicht den elften oder zwölften Teil. Da muss noch was kommen.

 Warum sich Kane als potentieller Nachfolger sieht, arbeiten die Autoren genauso wenig heraus wie die Tatsache, dass Perry Rhodan auf eine Art modernen USB Stick angewiesen ist, um anscheinend jeden Androiden einzelnen umzuprogrammieren.

 Böse Taten bestraft in diesem Fall nicht der liebe Gott, sondern ein wirklich gigantisches Raumschiff / Objekt mit einer Ausdehnung von 250 Kilometern. Schwarz und mächtig. Es verkündet, das alle nichtbiologischen Zivilisationen der Milchstraße ab sofort geschützt sind. Und jetzt hat Perry Rhodan das von Hommunk angekündigte größere Problem. Oder anders herum ist die Miniserie fast wieder am Anfang angekommen, denn die Fremden wollend die Auslieferung Kanes. Meistens wäre Perry Rhodan das Objekt der Begierde. Perry Rhodan steht damit vor einer moralischen Entscheidung, nachdem er einen Moment vorher auch Kanes Raumschiffs aufgrund ihrer Angriffe auf die wehrlosen Androiden am liebsten zerstört hätte. 

 „Der menschliche Faktor“ ist ein schwierig abschließender zu beurteilender Roman. Marlene von Hagen und Dietmar Schmidt finden keinen richtigen Zugriff auf die Handlung. Während Olaf Brill ein großes Szenario mit einem dicken Pinselstrich in seinen Heftroman gemalt hat, wird „Der menschliche Faktor“ kompliziert, um die Handlung auf das Wesentlich zu reduzieren.

 Die größte Schwäche ist der Umgang mit den handelnden Personen. Interessante Figuren wie Aurelia Bina und Marlynn Kane wirken eindimensional, sind auf das Niveau von Stichwortgebern zu Gunsten Nagmum Kanes reduziert worden. Das wäre noch akzeptabel, wenn den Autoren bei der Schilderung des Admirals etwas gelungen wäre. Anfänglich lassen sich seine Handlungen nachvollziehen. Seit mehr als einem Jahr führt er einen Pyrrhuskrieg gegen die Invasoren und kann bei Nadelstichen Erfolge verzeichnen. Er sieht das Leiden der Zivilbevölkerung, die Milliarden von unschuldigen Toten. Bei der einseitigen Umprogrammierung Perry Rhodans mittels eher primitiver Mittel entwickelt ein Soldat nicht unbedingt Friedensgefühle. Warum er sich als Nachfolger Perry Rhodans sieht, wird von den beiden Autoren nicht klar herausgearbeitet und demontiert diese Figur aus den Urzeiten der Serie schnell. Viel interessanter wäre es, wenn sich Perry Rhodan mit einem überzeugend agierenden Militär und dessen Vorstellung von einem taktischen Vorteil, vielleicht auch von einem Sieg überzeugen ließe. Je weiter der Heftroman voranschreitet, um so mehr wird Kane schwarzweiß gezeichnet und ebenso eindimensional wie die beiden schon angesprochenen Frauencharaktere.

 Selbst Perry Rhodan wird in der vorliegenden Form eher bemüht und weiterhin mit dem entsprechenden Zweckoptimismus eher reagierend als agierend. Immerhin war er ja im letzten Roman gezwungen, einen Feind der Menschheit – Adam von Aures – wieder zu erwecken. Die Folgen dieses Schachzugs lassen sich noch gar nicht absehen.

 Mit der Macht hinter den Androiden – vielleicht tatsächlich nur eine zufällig auftauchende Schutzmacht, das wäre dann allerdings zu viel der Konstruktion und nicht mehr Konzeption – hat Perry Rhodan einen neuen Gegner, welcher technologisch der endlosen Flug von Androiden überlegen ist. Viel Feind, viel Ehr....

 In technischer Hinsicht wirkt der Roman schwach. Die Autoren kennen sich nicht mit Entfernungen aus; lassen Menschen zu Robotern werden, damit sie aus dem Nichts heraus eine perfekte Tarnung haben und Perry Rhodan läuft immer noch mit seinem Stick herum. Ob es sich dabei um Fehler des Exposeautoren oder geistige Freiflüge der beiden Autoren handelt, wird sicherlich sich nicht abschließend klären lassen, aber ein Lektorat egal welcher Art hätte diese groben Schnitzer herausfiltern müssen. Allerdings hätte das zumindest bei Aurelia Bina eine komplette Umstellung ihrer Aktion bedeutet und dafür reichte entweder die Zeit oder die Inspiration der Autoren nicht mehr.

 „Der menschliche Faktor“ ist in vielen Punkten eine Enttäuschung. Olaf Brill hatte schon gegen einige konstruktive Engpässe seines Exposes zu kämpfen, aber der vorliegende Roman ist nicht nur eine Stufe schwächer, sondern weißt inzwischen auf die enge Verwandtschaft zwischen der Erstauflage und den Miniserien in: beide weisen immer wieder eine solide Idee auf, die bis zum Ende in verschiedene Richtungen und mittels verschiedener Handlungsorte aufgeblasen wird, bevor die heiße Luft buchstäblich aus dem galaktischen Ballon verpufft und im Leser nach entweder zwölf Heften – der günstigste Fall – oder einhundert Ausgaben der Erstauflage das Gefühl der Leere hinterlässt.  

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Heftroman

Pabel Verlag, 64 Seiten

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