Heliosphere 2265- Band 17 "Kampf um die Zukunft"

Andreas Suchanek

Im Gegensatz zu den drei Handlungsebenen des Vorgängerbandes konzentriert sich Andreas Suchanek im ersten die einzelnen Spannungsbögen zusammenfassenden Roman der zweiten Miniserie – dieses Vorgehen wird in den folgenden beiden Abenteuern sogar noch beschleunigt -  auf zwei Schauplätze. Das Alzir System mit den Rebellen und die weitere Expedition der „Hyperion“ in der fremden Zukunft.

Der Ausflug in die Politik erinnert ein wenig an eine extrapolierte Variation der neuen „Kampfstern Galactica“ Serie, die militärische Operation mit den hinter den Kulissen sich abspielenden Ränkespielen der plötzlich wieder aus der Versenkung auftauchenden Politiker erinnert. In beiden Fällen haben die Militärs ihre Aufgaben herausragend erledigt und zumindest einen brüchigen Status Quo für die ihnen anvertrauten Zivilisten erreicht. Das Sjöberg mit seinem Plan, die Rebellen um die NOVA Station zu eliminieren, weiter voranschreitet, ist eine von zwei kleinen Abweichungen von den beiden Haupthandlungen des Romans und soll in erster Linie die Spannungsschraube hochhalten. Dabei reichen die politischen Auseinandersetzungen sehr gut aus. Andreas Suchanek beschreibt eine modernere Variation des in erster Linie amerikanischen Wahlkampfes, der von Intrigen und Pathos getragen wird. Der Autor nimmt sich sehr viel Zeit, die einzelnen Politiker und weniger ihre bislang eher schwammigen Programme vorzustellen. Dabei verteilt er Sympathien und Antipathien gleichmäßig. In kurzen Szenen zeigt er, dass es in erster Linie um Macht geht. Macht, gutes zu tun, aber auch Macht, um klassisch klischeehaft zu herrschen. Dabei werden in diesem kompakten Wahlkampf im Grunde alle Register angesprochen. Von ungeeigneten Kandidaten, die im Schatten der Übermütter stehen über Stehgreifimprovisatoren bis zu den zynischen Berufspolitikern. Durch die Wendungen und Drehungen, verschiedene Entwicklungen und vor allem auch das direkte wie indirekte Eingreifen von schon bekannten Charakteren beschreibt Andreas Suchanek diese Auseinandersetzung im Alzir System ausgesprochen dreidimensional und packend, wobei er geschickt die Ergebnisse der Wahl erst im folgenden Roman abhandeln wird. Dabei verzichtet der Autor vielleicht auch ein wenig selbstironisch nicht auf den Pathos, auf das Rückbesinnen auf die patriotischen Werte und das Gefühl, ein Volk, eine Menschheit zu sein, die wieder als Endziel unter demokratischen Grundsätzen vereinigt werden muss. Das wirkt ein wenig kitschig, aber bevor Andreas Suchanek zu viele Grenzen überschreitet, fängt er seine Figuren rechtzeitig wieder ein und sieht es als Meinungsvariation in einem klar strukturierten, die einzelnen Parteien voneinander abgrenzenden Wahlkampf.

 Schwieriger zu greifen ist die „Hyperion“ Handlung. Der emotionale Zusammenbruch des Kapitäns ist folgerichtig und soll zeigen, dass auch die wichtigsten Protagonisten im Vergleich zu Konkurrenzserien nicht nur Traumata erleben, sondern sie auch durchleiden müssen. Das sie nicht immer menschliche Maschinen sind, die stur ihren Kurs weitergehen. Auf der anderen Seite deutet Andreas Suchanek im vorliegenden Roman wie von Geisterhand gesteuert eine Rückkehr, eine geistige Gesundung an. Das geht vielleicht ein wenig zu schnell, zumal sich die Vertretung gerade auf dem Kommandosesseln schwierigen, aber spannend geschriebenen Problemen stellen muss. Dabei ist die fremdartige Rasse mit vier Geschlechtern, denen sie begegnen, das vielleicht kleinste Problem. Das die Anti K.I. aktiv wird, geheimnisvollen Signale und Botschaften ohne Kontrolle der Crew abgesendet werden und vor allem die Zerstörung eines ganzen Systems verhindert werden muss, wird kompakt, aber auch intensiv spannend abgehandelt. Vorsichtig baut der Autor fast klassische „Star Trek“ Muster in die laufende Handlung ein, ohne den Bezug zur Vergangenheit – wer weiß, was noch alles an Bord installiert worden ist – und vor allem zu den verschiedenen Zukünften zu verlieren. Einer der drei Epiloge impliziert die Möglichkeit, dass es sich alles noch um einen Teil des großen Plans handeln könnte. Das erscheint zwar unwahrscheinlich, aber die Altlasten der Vergangenheit wie die Sonnenzerstörer finden sich überall. Auch wenn der Autor aufgrund des vorhandenen beschränkten Platzes die emotionale Ebene im Vergleich zu „Freund oder Feind?“ etwas vernachlässigen muss und positiv überzeugende Actionszenen allerdings mit einem ein wenig pathetischen Unterton mit der notwendigen Rettung in letzter Sekunde in den Vordergrund stellt, spürt der Leser den Willen, die verschiedenen Fronten nicht nur zusammen zu schieben, sondern vor allem die grundlegende Handlung weiter voranzutreiben und wieder einen befriedigenden Höhepunkt der zweiten Miniserie ins Auge zu fassen. Die Expedition in diese fremde, vielleicht sogar wieder alternative Zukunft birgt ausreichende Möglichkeiten.

Zusammengefasst ist „Kampf um die Zukunft“ eher ein Übergangsroman. Der Wahlkampf wird intensiv und ausführlich beschrieben, aber noch nicht „abgeschlossen“. Die Begegnung mit einer fremden Rasse wird von dem leider zu oft obligatorisch heroischen Vertrauensbeweis von Seiten der Menschen begleitet, bietet aber noch sehr viel Potential. Spannend und stringent geschrieben sollte „Kampf um die Zukunft“ eine gute Basis für die zweite Hälfte des Zwölferzyklus darstellen.   

 

 

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 2366 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 140 Seiten
  • Verlag: Greenlight Press; Auflage: 1 (15. April 2014)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B00JRAM1D8