„Duell mit dem Unbekannten“ ist der mittlere Band von Frederic Brakes „Rettungskreuzer Ikarus“ Trilogie. Auch wenn der Autor die Trilogie gut in einzelne Handlungsabschnitte eingeteilt und jedem Roman ein für den Handlungsstrang passendes, allerdings offenes Ende verpasst hat, ist es sinnvoll, die drei Romane in einem Zug zu lesen.
Für eine kompakte Trilogie braucht „Duell mit dem Unbekannten“ einige Zeit, bevor der Plot in Fahrt gerät. Wernö Tallander und Nuncan Dux von der galaktischen Kirche sind am Ende von „Sprung ins Ungewisse“ durch die Ikarus gerettet und zum Vortex Outpost gebracht worden. Tallander will aber unbedingt weiter zum Planeten Eclair IV, hat aber kein Schiff mehr.
In Gesprächen mit seinem Adlatus Dux vervollständigt Tallander eher widerwillig dessen aufgeschnapptes Wissen. Es geht nicht nur um die Reintegration der erst kürzlich wieder entdeckten, strategisch günstig gelegenen Welt Eclair IV in den Arm der galaktischen Kirche. Auf Eclair IV befindet sich eines der Tore, welche anscheinend den Zugang zu etwas sehr Machtvollen verbergen und die unbedingt von der Kirche beschützt werden müssen. Auch ihre Existenz muss geheim gehalten werden.
Auf einer zweiten Handlungsebene erfährt der Leser, das sich ein Botschafter des Multiimperiums auf dem Planeten Eclair IV aufhält. Wie gegenwärtige Entwicklungshilfe versucht er mittels großzügiger Spenden den naiven bis dummen Herrscher der Planeten unter Kontrolle zu bringen. Der Botschafter ahnt nicht von den Toren. Dem Multiimperium geht es um die strategische Position der Welt und einige Bodenschätze.
Gegen seinen Willen wird Captain Sentenza überredet, für den Kirchenvertreter und seinen Adlatus Taxi zu spielen und die beiden nach Eclair IV zu bringen. Sentenza ahnt, das Tallander nicht mit gänzlich offenen Karten spielt, kann aber nichts beweisen. Die Landung wird ihnen auf dem Planeten verweigert, was bei Tallander zu einer Kurzschlussreaktion führt.
Frederic Brake erzählt seine Geschichte konsequent weiter auf zwei Ebenen. Kurzzeitig erweitert er die einzelnen Spannungsbögen um eine dritte Perspektive. Während „Sprung ins Ungewisse“ aus Sicht der Rettungskreuzer Ikarus Crew, aber auch den in der Nähe des Schwarzen Loch gestrandeten Tallander/ Dux erzählt worden ist, dominiert der erste Teil die lange Vorbereitung auf die im Grunde auch serientechnisch unumgängliche Reise (Sentenza/ Tallander/Dux) und die Ereignisse auf dem Planeten. Frederic Brake nimmt sich die Zeit, den einzelnen gut gezeichneten Charakteren kleinere Macken auf die Körper zu schreiben. So versucht Nuncan Dux die Erlebnisse im All durch kulinarische Köstlichkeiten an Bord des Vortex Outpost zu kompensieren. Auch Arthur sucht weiterhin seine Menschlichkeit, wobei sich dessen Verhalten in erster Linie in einer Reihe von pointierten Gesprächen zeigt.
Auf Eclair IV beschreibt Frederic Brake den wachsenden Einfluss des Multiimperiums, allerdings folgt er hier bekannten Schemata. Reichlich Alkohol, vage Versprechen, eine den schwachen Herrscher unterstützende Position, Opposition nur in Form einer ehemaligen Geliebten des Herrschers.
Der Plot gipfelt in einer in mehrfacher Hinsicht diplomatisch sehr schwierigen Situation für die Rettungskreuzer Ikarus Crew, die bislang für ihr wagemutiges und lebensgefährliches Eingreifen bei der Rettung von Tallander/ Dux nicht belohnt worden ist.
Da Frederic Brake dem Leser nur rudimentäre und vor allem ausschließlich aus subjektiver Perspektive erzählte Hintergrundinformationen anbietet, strebt der Plot dieser Trilogie weiter vorwärts. Das erhöht allerdings immer ein wenig am Rande der aus vergleichbaren Geschichten vertrauten Elementen die Spannungskurve. Sentenza und die Rettungskreuzer Ikarus Crew sitzen zwischen allen Stühlen. Einen diplomatischen Eklat wollen sie nicht riskieren. Rücksprache können sie nicht halten. Und der galaktischen Kirche sowie die direkten Vorgesetzten zu erklären, wie man Tallander und seinen Adlatus buchstäblich verloren hat, ist (noch) keine Option.
Gegen Ende nimmt die Geschichte nach den vielleicht auch notwendigen Hintergrunderklärungen der ersten Hälfte wieder deutlich an Fahrt auf, ohne hektisch oder überstürzt zu erscheinen. „Duell mit dem Unbekannten“ – dabei bezieht sich der Begriff unbekannt noch nicht auf eine einzelne Person, sondern eine Reihe von nicht vorhersehbaren Situationen – ist ein kurzweilig zu lesender, solider Mittelteil dieser Rettungskreuzer Ikarus Trilogie.
- Publisher : Atlantis Verlag (15 April 2022)
- Language : German
- Paperback : 86 pages
- ISBN-10 : 3864028337
- ISBN-13 : 978-3864028335