Cotton Reloaded 18- Der Sohn des Senators

Arno Edler

Mit "Der Sohn des Senators" gibt Arno Edler sein Debüt bei "Cotton Reloaded" und hinterlässt eine Reihe von Fragezeichen. Der Roman wirkt nicht ausgeglichen genug und die implizierte Warnung an den im Titel erwähnten Senator deutet auf Fortsetzungen hin.

Der Roman krankt aber an mehreren Stellen. Zum einen versucht Arno Edler zwei bislang in verschiedenen "Cotton Reloaded" immer wieder verwandte Handlungsfäden aufzugreifen. Da wäre die terroristische Gefahr durch extreme Organisation. In diesem Fall eine fanatische Sekte, die entweder wirklich oder als Teil einer komplizierten, aber nicht komplexen Ablenkungsstrategie chemische Waffen im eigenen Keller hergestellt hat. Arno Edler beschreibt die üblichen Klischees mit einem Sektenführer - Lichtbringer - genannt, der sich einen eigenen Harem hielt und munter Orgien im Lichtsaal feierte. Über die Sekte selbst erwähnt der Leser aus unterschiedlichen Quellen nicht viel Konkretes und vor allem ist sich Arno Edler nicht mehr ganz sicher, welchem Pfad er wirklich folgen soll. Die logische Prämisse sollte sein, dass diese Sekte gefährlich ist und die Bundesbehörden in Form von SWAT Teams sie gerne trotz Frauen und Kindern mit Gewalt beseitigen wollen. Ob sie wirklich einen Atomschlag gegen Nordkorea fordern oder mit Terrorakten inklusiv der Ermordung von Frauen und Kindern drohen oder die Behörden einfach Außenseiter auch wegen interfamiliärer Interessen los werden wollen, ist nicht eine Frage des Betrachters, sondern der Erzählperspektive. Was wo hin gehört, ist schwer einzuordnen. 

 Die zweite Idee ist, dass mächtige einflussreiche Männer sich ihren Präsidenten schaffen und im eigenen Interesse steuern. Dabei wird wieder auf den demokratiefeindlichen Hintergrund einer kleinen Gruppe von reichen Industriellen hingewiesen, die in einer diktatorisch organisierten Schattenorganisation ihr Verständnis der Herrschaft von Oben zum Ausdruck bringen. Die Idee ist nicht neu, selbst für die zwei Handvoll von "Cotton Reloaded" Bänden nicht. Viel schlimmer ist das naive Staunen, mit dem der politisch anscheinend vollkommen unbedarfte Bundeagent Cotton auf diese Putschisten/ Verschwörer reagiert. Cotton ist in der Ära Bush zu einem Bundesbeamten geworden und da kann er auch angesichts der mehrfach erwähnten Ereignisse um den 11. September nicht derartig blind sein. Außerdem machen die Männer um den US Senator nicht einmal etwas Ungesetzliches, wenn sie einem Mann mit Spenden und aktiver Unterstützung ins Amt verhelfen wollen.

 Viel naiver ist, dass wenige Stunden vor dem Sturm der Sektenanlage - Waco lässt grüßen - Mr. High auf Wunsch des Senators seine beiden besten Agenten bittet, dessen verführten Sohn aus der Anlage zu bringen. Erstens wäre es rückblickend nicht notwendig gewesen, da der Senator über weite gekaufte Kräfte verfügt. Zweitens reicht alleine das Argument, der Senator ist im Budgetbewilligungsausschuss, nicht aus, dass Mr. High im Grunde verschiedene Gesetze auch nicht zum ersten Mal in der Serie unterläuft, andere Einheiten vor den Kopf stößt und seine beiden Agenten auf eine Mission schickt, die keinen Erfolg haben kann und haben wird. Hinzu kommt, dass der Einsatz anscheinend aus Washington befohlen worden ist, was wiederum angesichts der Fakten keinen echten Sinn macht. Arno Edler versucht Verwirrung innerhalb der politischen Systeme zu zeigen, die es in dieser Form nicht gibt. Die geheimnisvollen "Einheiten", die plötzlich zusammen mit den SWAT Truppen anscheinend zu schlagen, aber nicht vom Oberbefehlshaber richtig kontrolliert werden, unterstreichen das Chaos. Wenn am Ende dieser Handlungsarm sich doch auf eine nicht einmal vielschichtige Familiengeschichte reduziert und mögliche subversive Ansätze inklusiv der politischen Hinrichtungen relativiert werden, ist der Leser enttäuscht.

 Das schwächste Glied des Romans ist allerdings die Vorgehensweise von Decker und Cotton. Es ist nicht das erste Mal, dass die arrogante Decker bei einem Einsatz im Grunde auf die Nase fällt. Dieses Mal wird sie wegen Kopfschmerzen aufgrund eines Helmtreffers von Sektenmitgliedern gefangen genommen und Cotton mit ihr erpresst. Der hat sich vorher schon von einem angeblich alten Mann buchstäblich an der Nase herumführen lassen, dessen Geschichte nach Opportunität des Plots entweder echt ist oder als Ablenkung dienen kann. Immer von Cotton und seine "Chefin" in Schwierigkeiten sind, hat der Bundes "Q" ein technisches Spielzeug zur Hand, mit dem sie relativ schnell die Lage klären können bzw. die Vermissten finden. Das wirkt wenig originell, vor allem wenn man bedenkt, dass Arno Edler wirklich sehr weit in die Klischeekiste greift und auf Taschenspielertricks setzt. Aber selbst das Verhalten der beiden wichtigen Protagonisten während der Aktion ist nicht immer schlüssig. Hinzu kommt, dass keiner der Autoren mit Mr. High wirklich etwas anfangen kann. Ein paar mahnende Worte, eine Einsatzbesprechung und anscheinend einige Gefallen, die der FBI Vorgesetzte verschiedenen politischen Kräften schuldet. Das kann es  nicht sein, zumal ausgerechnet Decker dafür auch noch die entsprechenden Entschuldigungen findet.  Unabhängig von der Tatsache, dass sie sich trotz ihrer gigantischen Ausbildung - Bombenentschärfung Stufe III - nicht gerne die Finger schmutzig zu machen scheint.

 Arno Edlers "Der Sohn des Senators" ist einer der schwächsten "Cotton Reloaded", ein Rückfall auf die ersten Romane mit ihren nicht gänzlich durchgeplanten Schemata und politischen Ränkespielen von erzkonservativen amerikanischen "Patrioten". Die Charakterzeichnung insbesondere der Antagonisten ist eindimensional und klischeehaft. Der Plot wirkt ambivalent konstruiert und ist wie schon angesprochen zu oberflächlich für die angestrebte Thematik ausgearbeitet.      

 

 

 

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 1225 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 90 Seiten
  • Verlag: Bastei Entertainment (13. März 2014)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B00HVGFOFC
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