Rettungskreuzer Ikarus 82: Kein Schmerz zu tief

Dirk van den Boom

„Kein Schmerz zu tief“ ist der mittlere Teil der von Dirk van den Boom gestalteten „Rettungskreuzer Ikarus“ Trilogie. Die Handlung setzt unmittelbar an den Auftaktroman „Kein Weg zu weit“ an.

 Der Autor konzentriert sich dabei auf zwei Spannungsbögen. Adrian und Penny versuchen auf der Planetenoberfläche mit juristischen Mitteln Aufklärung vom Konglomerat zu erhalten. Mittels dem lange quasi in der Gosse verschwundenen und jetzt an der Aufgabe wachsenden Adrian erläutert Dirk van den Boom die schwierigen juristischen Abschnitten einer gerichtlichen Auseinandersetzung, an deren Ende eine niederschmetternde Erkenntnis steht. Adrian und Penny sind dreidimensionale Charaktere, wobei Dirk van den Boom in einzelnen Abschnitten auch manches Klischee bemüht. Spannungstechnisch endet dieser Handlungsbogen in der Idee, einen Lokaltermin zu vereinbaren, obwohl Adrian schon direkt Kontakt mit dem Kommandanten der „Ikarus“ hatte und dieser ihm die verschiedenen Herausforderungen ausführlich erläutert hat. Auch die Integration einer Virologin sollte schon genau wie die verschwindend geringe Anzahl an Überlebenden Warnung genug sein, dass eine Reise zu dem immer noch unter einem Schutzschirm befindlichen Verhüttungsschiff sowohl in der Theorie eine schlechte Idee, in der Praxis aber gar nicht umsetzbar erscheint.

 Auf dem im All treibenden Wrack agiert Dirk van den Boom aus zwei Perspektiven. Zum Einen wäre das weiterhin die vom Konglomerat ausgesandte Jane Smith, welche aus der rein kommerziellen Perspektive des Konglomerats nach der Ursache des „Unfalls“ – inzwischen muss auch dieser Begriff in Frage gestellt werden – und vor allem einer Eindämmung möglicher Schäden im Sinne der am Schiff beteiligten Unternehmen sucht. Die Besatzung des „Rettungskreuzers Ikarus“ sucht nach der Quelle der peripheren Schäden, die nur mittelbar mit dem Einschlag des seltsamen Körpers in der Kommandosektion des Raumschiffs zu tun haben.

 In dieser Hinsicht wirken die ersten beiden Bände der „Rettungskreuzer Ikarus“ Trilogie allerdings auch aus anderen Werken bekannt. Dirk van den Boom mischt einzelne Ideen munter durcheinander, kann aber keinen neuen originellen Handlungsfaden kreieren. Schon in der Mitte des ersten Romans „Kein Weg zu weit“ hatte der Leser das unbestimmte Gefühl eines Deja Vus, allerdings aus dem Horrorgenre in den Bereich der Science Fiction versetzt. Diesen roten Faden setzt der Autor konsequent fort.

 Gut gelingt es Dirk van den Boom, die jeweils andere Gruppe – die von Adrian und Penny angeführten Verwandten/ Freunde/Ehepartner der Besatzung sowie auf der anderen Seite die sich mehr und mehr manipuliert fühlende Crew des Rettungskreuzers Ikarus – auf den neusten Stand zu bringen, ohne dabei zu sehr auf Wiederholungen zu setzen.

 Das Ende des zweiten Bandes „Kein Schmerz zu tief“ soll ein dramaturgischer Cliffhanger sein, aber viel zu oft ist diese Idee nicht nur in der vorliegenden Serie, sondern generell angewandt worden, um wirklich überzeugen zu können. Natürlich lässt sich ein abschließendes Fazit er mit dem letzten Roman „Kein Schrei zu laut“ ziehen, aber dieser mittlere Roman unterhält weiterhin solide und kurzweilig, geht aber hinsichtlich neuer Ideen zu bequeme Wege und packt deswegen auch nicht so sehr wie die erste Hälfte von „Kein Weg zu weit“, in dem Dirk van den Boom das auch nicht unbedingt originelle, aber immer wieder für Spannung sorgende Ausgangsszenario durch die Nutzung der verschiedenen Handlungsebenen sehr interessant ausgebreitet hat.   

Rettungskreuzer Ikarus 82: Kein Schmerz zu tief

  • Herausgeber ‏ : ‎ Atlantis Verlag (15. April 2021)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Taschenbuch ‏ : ‎ 100 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3864027713
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3864027710