Sun Koh- eine illustrierte Dokumentation

Heinz J. Galle & Dieter von Reeken

Nachdem der Versuch mit einem kleinen Schweizer Verlagshaus gescheitert ist, begannen Heinz J. Galle und Dieter von Reeken gemeinsam die Neuauflage von Paul Alfred Müllers phantastischen Werk. Neben verschiedenen Einzelromanen konzentrierten sich die Beiden auf die langlaufenden Heftromanserien „Jan Mayen“ – lange Zeit zu Unrecht im Schatten der populäreren „Sun Koh“ Reihe“ – und dem Erben von Atlantis „Sun Koh“. Schon im einzigen veröffentlichten SSI Sammelband hatte Heinz J. Galle die Romane mit umfangreichen Anhängen ausgestattet. Der Verlag Dieter von Reeken übernahm die Tradition.


Über Jahrzehnte hat sich Heinz J. Galle vorbildlich um den literarischen Nachlass Paul Alfred Müllers gekümmert. Inzwischen hat sich ein Erbe gemeldet und Heinz J. Galle die Rechte entzogen. Die veröffentlichten Bände dürfen nur noch abverkauft, aber nicht mehr neu aufgelegt werden.
Dieter von Reeken und Heinz J. Galle haben sich aber entschieden, das Originalmaterial in Form dieses reichhaltig illustrierten Sammelbandes in einer sehr kleinen Auflage der Nachwelt zu erhalten. Es ist der einzige Weg, die insgesamt neun Anhänge der „Sun Koh“ Neuausgabe momentan käuflich außerhalb von Antiquariaten zu erhalten. Der Inhalt ist deckungsgleich mit den Anhängen.


Der erste Teil besteht aus den Anmerkungen zu den insgesamt einhundertfünfzig Heften. Heinz J. Galle weist auf die unterschiedlichen Versionen hin, wobei meistens vor allem eine Zensur im Dritten Reich gemeint ist. Der Bogen umfasst aber nicht nur die einzelnen Heftromanauflagen, sondern spannt sich zu den nach dem Krieg publizierten Leihbüchern und der bearbeiteten, modernisierten Taschenbuchausgabe im Pabel Verlag, die besser wegkommt als ihr Ruf ist. Heinz J. Galle arbeitet nicht nur systematisch, sondern aufgrund seines umfangreichen Wissens akribisch. Querverweise zu in serienunabhängigen Romanen verwandten Ideen finden sich ebenso wie Zusammenhänge zwischen den Nebenfiguren und Antagonisten.
Die Zusammenfassung der Anhänge haben aber noch einen weiteren Vorteil. Die kontinuierliche Lektüre unabhängig von der literarischen Vorlage ermöglicht es dem Leser, ein komplexeres Bild von Paul Alfred Müllers Werk zu erhalten. Die Zusammenhänge werden deutlicher, da Dieter von Reeken produktionstechnisch, aber nicht immer inhaltlich möglich eine gewisse Anzahl von Romanen mindestens oder höchstens pro Sammelband zusammenfassen konnte und sich die Anmerkungen jeweils auf die vorhandenen Vorlagen konzentrierten. Jetzt liest sich der gesamte Anhang als Ganzes deutlich fließender.


Im zweiten Teil des Bandes finden sich die Titelverzeichnisse. Ursprünglich fanden diese sich in jedem der damaligen „Sun Koh“ Sammelbände. Neben dem Leihbuch und Taschenbuchverzeichnis ist die Zusammenfassung der publizierten Ausgaben noch lesenswert. So kann man selbst ermessen, was schließlich für die Neubearbeitung unter den Tisch gefallen ist.


Auf „Jan Mayen“ wird in den Anhängen fünf und sechs eingegangen. Auch dieser Serie ist in der Neuauflage mit umfangreichen, nicht mehr verfügbaren Anhängen ausgestattet gewesen. Eine Bibliographie der serienunabhängigen utopisch- technische Romane schließt die Dokumentation inhaltlich ab. Heinz J. Galle ist die Neuauflage noch einmal durchgegangen und hat – so wenig wie notwendig, so viel wie möglich – den Inhalt redaktionell noch einmal überarbeitet.


Auf den aber mehr zweihundert engbedruckten Seiten finden sich über dreihundert Abbildungen. Natürlich konnten die beiden Herausgeber keine neuen Zeichnungen oder Fotos den schon sehr überzeugenden Anhängen hinzufügen, aber die Zusammenfassung in einem Buch ermöglicht auch hier ein Durchblättern oder Verweilen.


Da die bei Dieter von Reeken veröffentlichte „Sun Koh“ Ausgabe durch die umfangreichen Ergänzungen, manchmal auch Korrekturen von offensichtlichen Fehlern und Hinweisen auf die Veränderungen in den Neuauflagen das “Non Plus Ultra“ in Punkto Qualität dargestellt hat, aber nur in einer „kleinen“ Auflage veröffentlicht werden konnte, spricht diese Sammlung der Dokumentationen vor allem Leser der immer noch antiquarisch leicht zu erhaltenden „Sun Koh“ Taschenbuchausgabe genauso an wie Käufer der Originalveröffentlichungen, die aber noch in Frakturschrift gesetzt werden sind. Wahrscheinlich wird über die nächsten Jahre die Dokumentation der beste und hintergründigste Zugriff auf ergänzendes Material bleiben. Es ist schwer vorstellbar, dass eine Neuauflage von „Sun Koh“ ohne Heinz J. Galles gewissenhafte Anmerkungen die Qualität dieser Neuausgabe erreichen wird. Und so könnte die Dokumentation auch zukünftigen Nachdrucken als unersetzlicher Begleiter zur Seite stehen.
Unverständlich wird wahrscheinlich immer bleiben, wie ein manchmal vielleicht ein wenig voreingenommener, aber immer die Qualität im Auge behaltener Bewahrer des literarischen Nachlasses Paul Alfred Müllers angesichts einer solchen nur begleitenden Dokumentation rechtlich vor die Tür gesetzt werden konnte. Bei anderen Autoren umfassen solche Arbeiten ganze Lebenszyklen, Heinz J. Galle hat ja zusätzlich bei „Jan Mayen“ und den serienunabhängigen, im Verlag Dieter von Reeken nachgedruckten Romanen Vergleichbares geliefert.

Eine illustrierte Dokumentation
Paperback, 15 x 22 cm, 229 S., 328 Abb., mehrere Tabellen
ISBN 978-3-945807-44-6

Verlag Dieter von Reeken

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