„Business Case“ ist die zweite Hälfte des „Rettungskreuzer Ikarus“ Doppelbandes aus der Feder Dirk van den Booms. Auch wenn der Autor vor allem auf den ersten Seiten einige der Ereignisse des ersten Teils zusammenfasst, ist es vom Handlungsbogen, der Struktur und der kleinen süffisanten Episoden sinnvoller, die beiden Romane nicht nur chronologisch, sondern zeitlich möglichst nahe beieinander zu lesen.
Der erste Roman endete mit einem Paukenschlag. Der Leser erfuhr auf Augenhöhe von den Hintergründen des Verschwindens Sentenzas und folgte den Untersuchungen der Ikarus Besatzung. Relativ schnell macht Dirk van den Boom nicht nur dem Leser, sondern den Protagonisten klar, dass hinter diesem Verschwinden nicht nur ein Auftrag des Geheimdiensts stand, sondern eine gigantische Verschwörung, welche genehme Personen und ggfs. auch Duplikate in Schlüsselpositionen der Macht heben sollte. Ein klassisches Umsturzmotiv. Die Idee ist nicht sonderlich neu, aber Dirk van den Boom gebührt der Respekt, dass er aus einem alten Schuh vielleicht keinen Renner machen kann, aber die Zusammenhänge spannend und wie bei einer Zwiebelschale nach und nach entlarvt.
Überzeugte im ersten Band die Wischmops auf dem Herrenkloszene, so ist eine Enttarnung eine gute Anspielung auf die „Mission Impossible“ Fernsehserie bzw. Kinofilme. Dirk van den Boom geht aber noch einen Schritt weiter. Spätestens mit der Demaskierung und dem nächsten „Auftritt“ wird die Grenze zur positiv gesprochen Agentenfarce kurzfristig touchiert.
Mit Sally McLennane betritt eine weitere Figur aus der wichtigen Peripherie die Bühne. Sie hat sich nicht unbedingt Freunde gemacht und Dirk van den Boom zeigt auf, dass das druckvolle fast erpresserische Vorgehen von Großkonzernen inzwischen Gang und Gäbe ist, aber zumindest von einigen Leuten auch relativiert werden kann.
Der Handlungsaufbau ist konsequent und spannend, auch wenn der Leser an einigen Stellen das Gefühl hat, als übertreibe es Dirk van den Boom mit seinem doppelten Doppelagentenspiel. Der Weg hin zum Rätsel war ein wenig interessanter.
Der Autor zieht das Tempo bis zum Ende hin kontinuierlich an. Vielleicht fallen einige Aspekte zu schnell und zu passend ineinander. Eine wenige Windungen/ Irrungen hätten besser ausgearbeitet werden können. Dafür reicht der Platz in einem Zweiteiler nicht aus. Wahrscheinlich hätte diese Präsentation ohne Probleme auch eine „Rettungskreuzer Ikarus“ Trilogie füllen können.
Der Abschluss / Epilog des Romans impliziert einen neuen grundlegenden Handlungsabschnitt. Neben dem Happy End und der kleinen Friede-Freude- Eierkuchen Sequenz wird an organisatorischen und strukturellen Grundfesten gerüttelt, wobei diese eher nach Opportunitäten im Verlaufe der Serie eingesetzt worden waren.
Es bleibt abzuwarten, welche nachhaltigen Auswirkungen die Verschiebung von Kompetenzen und die Schaffung neuer Ämter auf den kurzen und langen Dienstwegen wirklich haben.
Zusammengefasst bieten die beiden „Rettungskreuzer Ikarus“ Romane trotz der kleineren Schwächen gute Unterhaltung. Als Politologe kann Dirk van den Boom immer ein wenig karikierend die Machenschaften der nach absoluter Dominanz greifenden Konzerne der Gegenwart sehr gut in die Zukunft extrapolieren und aufzeigen, dass ihnen nie ganz zu trauen ist.
Rettungskreuzer Ikarus 72 "Business Case"
Dirk van den Boom
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