Zu Beginn des dritten Bandes kommen die drei Auswanderer endlich im noch nicht so gelobten Land an. Die Einfahrt in den Hafen und das Wettrennen der beiden Schiffe um die beste Position symbolisiert, dass den Einwanderern in den USA nichts geschenkt wird. Jörg Kastner präsentiert in einem spannenden und gleichzeitig auch die Rücksichtslosigkeit einiger Menschen demonstrierenden vielleicht auch den nächsten Erzfeind.
In New York selbst teilt sich der Handlungsbogen auf. Der Hintergrund New Yorks mit seinen verschiedenen Vierteln wird von Jörg Kastner im Vorbeigehen erläutert. Dabei bemüht sich der Autor, die Informationen eher unauffällig in die Handlung einzubauen und immer wieder Jacob Adler als Bezugspunkt in Szene zu setzen. Vielleicht ragt bei der fehlgeschlagenen Zwangsrekrutierung Adlers der Autor zu sehr aus dem Geschehen heraus. Sein Protagonist ist zu kräftig, zu ehrlich und jetzt auch noch zu intelligent, um auf die kleinen Fallen im Leben hereinzufallen. Insbesondere gegen Ende der Geschichte wird diese übertriebene Heroisierung in Kombination mit einem viel zu hektischen Ende sich eher negativ auf den über weite Strecken deutlich interessanteren und weniger klischeehaften als in den ersten beiden Heftromanen angelegten Plot auf die ganze Serie legen.
Jacob Adler fällt aufgrund seiner Fähigkeiten schnell auf. Er wird als Boxer angeheuert. Da er keine Technik hat, wird ihm diese in einer Art Schnellverfahren beigebracht. Die Bezahlung ist gut, übertrieben gut. So will Jacob Adler nicht nur seinen Freund Martin unterstützen, sondern Irene ermöglichen, ihren Mann zu erreichen. Dieser hat zwar Briefe hinterlassen, sich aber einem Treck nach Oregon angeschlossen. Er könnte nicht mehr außer Reichweite sein.
Jacob beginnt professionell in den Boxringen zu kämpfen, wehrt sich aber gegen Wettbetrug. Ihm tun die ehrlichen Leute zu sehr leid. Wie er sich aus dieser Klemme mittels einer Art Freiwurf befreit, gehört zu den schwächsten Szenen der ganzen Serie. Hier ist wirklich der Wunsch Vater des Handelns und Jörg Kastner fühlt sich wohl unter seitentechnischem „Zeitdruck“, um eine derartige unrealistische Szene zu schreiben. Vor allem weil dann alle Handlungsarme zusammenlaufen.
Viel intensiver wird das Schicksal von Irene. Sie soll in einem der zahlreichen Bordelle anschaffen, das Jobangebot hat sich als Lüge herausgestellt. Ihr Sohn wird an einer der reichsten Familien verkauft, die selbst keine Kinder haben können. Bevor sie aber vergewaltigt wird, kommt auch hier Hilfe aus einer nicht zu erahnenden Ecke. Wie es sich für eine Heftromanserie gehört, hat der Zuhälter „nur“ bislang die Fäuste tanzen lassen, um Irene willens zu machen. Mehr wäre wahrscheinlich nicht durch die Zensur gekommen.
„Die Ratten von New York“ wirkt fast zu hektisch angelegt. Vordergründig haben die drei Auswanderer schon nach wenigen Tagen Arbeit und Obdach gefunden, nichts steht einer erfolgreichen Auswanderung im Weg. Innerhalb weniger Stunden fällt dieses Gebilde zusammen. Jacob Adler kann zwar nur reagieren, aber auf seine eigene Art und Weise setzt er selbst gegen ruchlose Verbrecher seinen Dickkopf durch. Die Kämpfe wirken mit den einzelnen Runden angesichts der Länge des ganzen Plots viel zu sehr gedehnt und eine echte Spannung kommt nicht auf. Vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, eine Niederlage mal einzuplanen, damit Jacob Adler wieder bodenständiger und damit auch für den Leser zugänglicher wird. Zusammengefasst ist „Die Ratten von New York“ keine schlechte Unterhaltung, aber die Intensität von Martin Scorsese Meisterwerk „Gangs of New York“ - obwohl an sich auch ein eher konventioneller Streifen - wird weder angestrebt noch erreicht. So reihen sich zu viele Szenen mit zu wenig Atmosphäre miteinander verbunden aneinander und unterhalten eher kurzweilig als hintergründig.
Bastei Heftroman, 64 Seiten