Cherringham Band 6- Die verfluchte Farm

Cherringham, Titelbild, Rezension
Matthew Costello & Neil Richards

„Die verfluchte Farm“ hat über weite Strecken das Potential, ein ungewöhnlicher „Cherringham“ Roman zu sein. Die Autoren spielen ganz bewusst und ausgesprochen effektiv mit den so typisch britischen Mythen. Höhepunkt ist die Begegnung Sarahs und Jack mit einem „Wicker Man“, bekannt aus dem berühmtem Horrorfilm aus den siebziger Jahren, der plötzlich nur durch einen Schuss in Flammen aufgeht. Daneben gibt es auf dem weiten Land der im Titel als „verflucht“ bezeichneten Farm alte Steinkreisel und passend ganz in der Nähe eine Hippie Gemeinde, welche mit ihren dunklen Ritualen anscheinend erst die Flüche und Unglücke wieder heraufbeschwört.

 Ausgangspunkt der Handlung ist der Zwist zwischen dem Betreiber der Farm und einem Arbeiter, den er nicht nur wegen eines plötzlich ausbrechenden Brandes in seiner Scheune entlässt. Sarah wird zusammen mit Jack dieses Mal durch die Frau des Kirchenoberhaupts gebeten, im Umland nach dem Rechten zu sehen. Vor einiger Zeit ist der eine Bruder, welcher die Farm von seinem Vater geerbt hat, plötzlich verschwunden, hat nur eine vage Nachricht hinterlassen und das Land und die Farm ist pro Forma an den anderen Bruder gefallen, der bislang mit seiner Frau und seinen Kindern in einer kleinen Sozialwohnung eher von staatlicher Unterstützung lebend gehaust hat. Rückblickend ist interessant, dass niemand, wirklich niemand dieser Spur gefolgt ist, da in einer Gemeinde wie Cherringham mit inzwischen einigen Morden ein derartiges Verhalten auffallen muss.

 Bei ihren Untersuchungen kommen Jack und Sarah im Grunde nicht viel weiter. Interessant ist, dass im Vergleich zu den anderen Fällen, in denen die beiden Hobbydetektive in erster Linie aus einer gewissen Distanz auf Mördersuche gegangen sind, Sarah mit dem Einbruch in ihren Garten direkt bedroht und von weiteren Ermittlungen abgehalten werden soll. So interessant die Szene vorbereitet ist, scheuen die beiden Autoren, die Handlung dunkler zu gestalten und das Element der Bedrohung weiter zu extrapolieren.

 Gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse, wobei zum ersten Mal zwei unterschiedliche „Fälle“ durch die handelnden Protagonisten miteinander verbunden worden sind, deren Überschneidungen der Leser nicht ahnen konnte. In anderen Abenteuern wie „Letzter Zug nach London“ liefen die beiden Ermittlungen – Einbruch in eine Kneipe und der plötzliche Tod des beliebten Puppenspielers – lange Zeit parallel mit einer Ebene immer im Hintergrund ab, bevor auf den letzten Seiten während des Finales der Bogen geschlagen und die beiden Handlungselemente miteinander verbunden worden sind.

 Zusätzlich gut aufgebaut ist die Tatsache, dass die eigentlichen Verbrechen/ Unglücksfälle/ Bedrohungen abschließend eine ganz andere Intention haben, während das Element, das von den Dorfbewohnern nicht als Verbrechen klassifiziert worden ist, eben ein solches ist. Mit dieser Wendung der Ereignisse überzeugen die beiden Autoren und heben den vor allem im mittleren Abschnitt sehr phlegmatischen und sich angesichts des Potentials und der neuen Schauplätze viel zu langsam entwickelnden Plot aus der Mittelmäßigkeit. 

 Mit jedem weiteren „Cherringham“ Abenteuer lernt der Leser vor allem die Umgebung der kleinen Stadt weiter kennen, wobei die grundlegende Struktur und vor allem die emotionale Verbindung zwischen Jack und Sarah ausgesprochen ambivalent behandelt wird. Am Ende des ersten Abenteuers standen sie sich relativ platonisch nahe. Im zweiten Band wurde wieder eine unnötige Distanz aufgebaut. „Mord im Mondschein“ baute auch durch die kontinuierliche Eingliederung von Jack in die kleine Dorfgemeinschaft auch mit der Zustimmung von Sarahs Eltern auf dem Debüt auf, während jetzt plötzlich Sarahs Eltern ihre Tochter jeden Sonntag durch ein gemeinsames Essen mit einem Singlemann aggressiv zu vermählen suchen. In dieser Hinsicht hätten Matthew Costello und Neil Richards den Hintergrund ihrer Geschichten sorgfältiger überarbeiten müssen. Oder publiziert der Bastei Verlag die einzelnen, in sich abgeschlossenen Abenteuer nicht in der richtigen Reihenfolge. 

Bastei Heftroman 64 Seiten

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