Alex Jahnke und Ruth Ellen Gruber eröffnen mit ihren thematisch sich gut ergänzenden Vorwörtern diese schon optisch sehr ansprechende Anthologie. Ein fester Einband mit Lesebändchen, dazu eine einladende Optik – Axel Hildebrand wird sich vom Titelbild angesprochen fühlen – sowie die abgerundeten Ecken eröffnen den Reigen von Kurzgeschichten vor allem um Ellen, Tante Droll und Hobble- Frank. Figuren, die wie Sam Hawkens immer wieder bei Karl May aufgetreten und dank ihrer Exzentrik einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, über deren Leben der Leser aber nur fragmentarisch und dann aus zweiter/ dritter Hand etwas erfahren hat. Während Alex Jahnke über die Entstehung der Anthologie schreibt, sind es Ruth Ellen Grubers Erinnerungen als Amerikanerin, die im Hort des Wilden Westens aufwuchs und sich trotzdem Karl May verschrieben hat, welche unterstreichen, wie stark dessen Einfluss wirklich auf unzählige Generationen von Lesern gewesen ist. Studien sind in dieser Hinsicht nur distanziert, es sind diese persönlichen Erlebnisse, welche die Faszination des lebendigen Erzählers Karl May dokumentieren.
Robin Gates Auftaktgeschichte „Old Faithful“ geht auf Ellen Winters „Vergangenheit“ ein wenig ein. Es ist eine anrührende ein wenig kitschige Legendengeschichten, deren Pointe sich dem Leser erst auf den letzten Seiten positiv erschließt. Ob hinter dieser Legende ein Fünkchen Wahrheit steht, bleibt unbeantwortet. Bis dahin geht es um das Schicksal zwei einem Bärenjäger und seinem jungen Helfer, die nicht auf die Ratschläge der Indianer, in deren Dorf Ellen Winters lebt, hören wollen. Stimmungsvoll, ein wenig pathetisch ohne kitschig zu sein stellt „Old Faithful“ einen interessanten Auftakt dieser Anthologie dar.
Selina Haritz lässt eine ältere Ellen in ihrer Story „Die japanischen Angelegenheiten eines toten Gentlemen“ auftreten. Eine Prostituierte findet in ihrem Haus einen erschossenen Gentlemen. Anscheinend waren Gangster hinter ihm her, weil er eine seltene und seltsame Kranichfigur mit sich getragen hat. Begleitet von einem eher schweigsamen Westmann und später Ellen macht sie sich auf die Suche nach dessen Geheimnis, immer verfolgt von den verbliebenen Gangsterbrüdern. Aus der Ich- Perspektive erzählt mit einer sehr spät auftretenden, aber dominant intelligenten Ellen als letztes Mosaikstück der Heldengruppe erzählt die Autorin flüssig eine über weite Strecken ohne phantastische Ideen auskommende Geschichte mit einer vorhersehbaren Pointe. Das Reisen und Auseinandersetzungen mit Gangstern stets gefährlich sind und auch Huren ein Herz aus Gold haben sind die beiden abschließenden Fazite der Story.
Auch in „Der Weg nach Denver“ von Sabine Joey Schäfers spielt Ellen eine gewichtige Rolle. Eine Reporterin hat sich in New York mit einer irischen Gang angelegt und flieht jetzt aufgrund einer Mordanzeige in den Wilden Westen. Dabei wird sie von einem Sheriff verhaftet. Die Reise in Begleitung einer jungen Frau, die einen deutlich älteren Geschäftsmann heiraten soll, ist natürlich gefährlich und selbst die erfahrene Begleitung hilft nicht immer. Auf den letzten Seiten macht die Autorin aus zwei schwierigen Situationen entsprechende Happy Ends, während sie die meisten Charaktere zugänglicher gestaltet. Wobei die Ausgangsidee mit der potentiellen Mordanzeige angesichts der damaligen rauen Sitten auch in New York bemüht erscheint.
Falko Löffler setzt in „Fliegen wir!“ gleich auf die drei wichtigsten Karl May Protagonisten dieser Anthologie. Gemeinsam versuchen sie einen Gangster zu stellen, der sich als eine Art Robin Hood des Wilden Westens entpuppt. Mit einer phantastischen Erfindung und einem Trick will er von einem Viehbaron unrechtmäßig erworbene Gelder zurück stehlen und sie wieder den Armen geben. Humorvoll, ein wenig subversiv und wie es sich für diese Art von Geschichten gehört mit einem doppeldeutigen Ende unterhält „Fliegen wir!“ sehr gut. Auch wenn sie sich in die lange Reihe der Storys einreiht, in denen weder Leser noch Protagonisten wissen, ob sie tatsächlich etwas gesehen haben oder Opfer einer Illusion geworden sind.
Eine weitere Ellen Geschichte stammt von Iris Kammerer. „Von Ratten und Hunden“ beschreibt ein herausforderndes Hunderennen im Norden der USA zu einer eher unwirtlichen Jahreszeit. Auch Ellen gehört zu den Zuschauern. Nur hat sie ansonsten keine echte tragende Rolle und der Text könnte auch ohne sie funktionieren. Ein weiteres Problem ist, dass die Autorin sich entschlossen hat, viele dramatische Szenen aus der Distanz der telegraphischen Übermittlung zu beschreiben, so dass der Leser nicht richtig warm mit den Figuren werden kann. Das fatalistische Ende entschädigt und wird jedem Hundebesitzer einen Stich ins Herz versetzen, aber derartige emotionale Höhepunkte hätte man sich auch im Handlungsverlauf viel öfter positiv gewünscht.
Lange Zeit fragt sich der Leser, was Matthias Kremers ohne Frage spannende Geschichte „Silber und Blei“ in einer Karl May Anthologie zu suchen hat. Sam Hawkens ist einer der Charaktere, welcher der aus Irland stammenden Ich Erzählerin mit einem positiv gesprochen herausfordernden bisherigen Leben in „Deadwood“ zusammen mit sehr vielen anderen historisch verbürgten oder berühmt berüchtigten Namen begegnet. Und dann wird die Suche nach einem besonderen Schatz effektiv und ohne Ecken/ Kanten in das Karl May Universum eingepasst. Vertraute Charaktere treten auf und der Plot mit Frauenpower wird zu einem dramatischen, aber auch überzeugenden Ende förmlich getrieben. Hinzu kommen die teilweise selbstironischen, aber auch wunderbar bodenständigen die Handlung begleitenden Kommentare der Erzählerin. Lange Zeit versteckt sich Ellen Winter effektiv hinter der Maske eines Charakters, um dann jugendlich und voller Energie nicht alleine einen wichtigen Teil des Geschehens an sich zu reißen. Auch wenn das Ende notwendigerweise – siehe „Winnetou IV“ - bekannt ist, scheut sich Matthias Kremer nicht, auch einzelne Nebenfiguren sterben zu lassen, so dass eine allgegenwärtige Bedrohung den Plot positiv durchzieht.
Hermann Ritter geht in „Der Geist der langen Erkenntnis“ mit seinem Rahmen einen vergleichbaren Weg. Der Leser erfährt erst spät, um welche Karl May Figur es sich handelt. Mit dem Fall in die Grube und der Begegnung mit einem seltsamen Helfer – auch hier kann es sich wie bei vielen Geschichten auch um eine Vision oder einen Traum handeln - eröffnet Hermann Ritter den Märchenteil mit den drei Normen, welche verschiedene Schicksalswege dem Protagonisten aufzeigen. Natürlich entscheidet er sich für den abenteuerlichsten und liegt damit in der Tradition der hier gesammelten Storys richtig. Der Schreibstil wirkt stellenweise allerdings ein wenig zu bemüht, zu absichtlich tragend, um gänzlich überzeugen.
Karl May hat sich oft dank seiner Alter Ego in seine Geschichten hineingeschrieben. Gerd Scherm geht in „Der geheimnisvolle Gefangene“ im Grunde einen vergleichbaren und doch gänzlich anderen Weg. Er hat die Wurzeln des Erzählers Karl May aus dessen Leben in eine stringente Western Geschichte inklusiv der Befreiung eines Gefangenen aus der Hand der Indianer im Süden des Landes übertragen. Es ist das Ende, das deutlich mehr überzeugt als die in den Details interessante, aber grundlegend ein wenig schwerfällig, zu sehr sich selbst betonende Geschichte. Auch in Christian von Asters „Das Gold von Samuel Sonntag“ geht es über die Überführung von Gangstern, wobei Tante Droll mit den Seinen die Gangster am Lagerfeuer durch phantastische Geschichten wie in „Märchen aus 1001 Nacht“ so lange ablenkt, bis Verstärkung da ist. Nicht ganz klar erscheint, warum diese erfahrenen Westmänner überhaupt auf dieses Manöver zurückgreifen mussten, aber akzeptiert der Leser diese Variable, dann unterhält der Autor vergnügt mit einem erkennbaren, aber niemals störenden Augenzwinkern. Oder bei „Teufelskraut und Viehdieb“ von Marcus Rauchfuss. Auch hier ist die Auflösung der Pointe viel zu schnell zu erkennen. Hinzu kommt, dass der Handlungslauf wieder mit der Verfolgung einer Bande von Schurken zu wenige Variationen anbietet. Bei anderen Texten wie Germaine Paulus „Morgengrauen“ werden modernere Elemente mit einer Tragödie vermischt, wobei unabhängig von der Grundidee diese Geschichte einen weiteren Rahmen und eine bessere Motivation der wichtigsten Figuren verdient hätte. Auch Ingo Muhs will in „Tante Droll und Missouri Blenter bei den Sioux“ ein wenig hinter die Lebensgeschichte des exzentrischen Westmanns schauen. Der eigentliche Plot wird durch einen Rahmen begleitet, so dass fiktiv eine „historische“ Begegnung beschrieben werden kann. Solide geschrieben baut sich allerdings durch den Rahmen auch die grundlegende Spannung nicht gänzlich zufrieden stellend auf.
„Geisterjäger“ von Volkmar Kuhnle ist in einer Hinsicht eine Mogelpackung. Ein Eisenbahnbaron bangt um seine Arbeiter nach einer fünfjährigen Stilllegung der Arbeiten an der Strecke und Schuld sind mögliche Geistererscheinungen in einem Haus, in dem Frau von Karnstein lebt. Dabei setzt der Autor eine Duftmarke, welche er auch folgen sollte. Am Ende präsentiert er eine pragmatische Erklärung für die einzelnen, immer um Mitternacht bis auf von Sonnabend zu Sonntag passierenden Phänomene, die leider konstruiert erscheint. Einmal ist der jeweilige Zeitpunkt zu gewollt gewählt und zweitens erwartet der Leser bei einem derartigen Namen zumindest einige Hinweise mehr auf übernatürliche Phänomene. Mit einem anderen Namen für die Titelprotagonistin hätte der Plot sicherlich besser funktioniert, so bleibt leider das Gefühl der leichten Enttäuschung zurück, obwohl sich der Autor sehr viel Mühe gegeben hat, dekadenten europäischen Adel in den inzwischen gezähmten Wilden Westen zu übertragen.
In „Tante Droll und der Schatz der verlorenen Zeit“ von Katya Caelum ist über weite Strecken eine geradlinige, interessant geschriebene Abenteuergeschichte, in welcher Tante Droll einer Bande von Banditen folgt, die auch eine junge Indianerin als Geisel genommen haben. Es ist auch eine der wenigen hier gesammelten Geschichten, in denen Winnetou seinen Auftritt hat. Am Ende versucht die Autorin aus dem Plot eine Allegorie zu machen und ein wenig über Tante Droll auch den Leser zu belehren, was nicht zur ersten Hälfte des unterhaltsamen, aber nicht aus der Masse der hier gesammelten Geschichten herausragenden Plots passt.
Die thematisch letzte Tante Droll Story stammt von Oliver Graute. „Abgehalftert“ beschreibt die Suche der bekannten Helden nach einem Verbrecher und dessen Gefangennahme. Das Ende ist fatalistisch und traurig, aber konsequent bis zu Ende gedacht. Es passt zum erfolgreichen wie teilweise tragischen Leben dieser nicht selten als Parodie verlachten Figur, deren Ruf als Westmann – das zieht sich ja nicht nur durch Karl Mays Werk, sondern die hier gesammelten Geschichten – untadelig ist.
Lena Falkenhagens „Der Erzfeind“ greift wieder auf den Büchsenmacher Henry zurück und versucht seine Vergangenheit zu beleuchten. Er wird von Rache für den Tod seiner Frau und seines Sohnes durch die Hand eine lange Zeit befreundeten Indianers getrieben. Als er zu dessen Todesbett gerufen wird, erfährt er, wie schwer er getäuscht worden ist. Wobei Henry das Opfer und sein bester Freund das unfreiwillige Werk gewesen ist. Der Anfang der Geschichte und das vielleicht ein wenig zu kitschige Ende sind gut geschrieben. Während des Finales überschlagen sich allerdings die Ereignisse zu rasend und die einzelnen Versatzstücke fallen zu einfach ineinander, so dass der ganze Plot stark konstruiert erscheint. Zu den Stärken der Autorin gehört es aber, glaubwürdige getriebene Charaktere herauszuarbeiten und ihren Handlungen im Rahmen des inhaltlichen Korsetts zumindest aus einer subjektiven Perspektive zu rechtfertigen.
In einigen wenigen Geschichten bildet Karl Mays Universum nur einen entsprechenden Hintergrund. Alexa Waschkaus „Am Horizont“ erzählt aus der Ich- Perspektive einen ungewöhnlichen Therapie Versuch. Mitten in der Story wird die Vergangenheitsebene zu Gunsten der Gegenwart und der grundlegenden, nicht unbedingt Szenario technisch neuen Idee unterbrochen. Wahrscheinlich wäre der Text überzeugender, wenn Alexa Waschkau mehr Zeit gehabt hätte, um auf die Figuren einzugehen und die angerissene emotionale Ebene auszubauen. So wirkt der Kontrast zwischen den beiden Storyhälften zu stark und das fehlende emotionale Verbindungsglied lässt den Text distanzierter wirken als es die Autorin wahrscheinlich beabsichtigt hat.
Zwar sind auch die meisten von Karl Mays Nebenfiguren unsterblich, aber auf eine Figur haben die Autoren es anscheinend besonders abgesehen. Nach „Abgehalftert“ stirbt dieser Protagonist auch am Ende von Ulff Lehmanns „Stadt der Hügel“. Hier liegt vielleicht auch das große Problem dieser Geschichte. Während der Tod in der ersten Story im Grunde der Witz und die Folge einer Unachtsamkeit ist, stirbt der Held auf der Suche nach der Diebesbande, welche im Laden des Büchsenmachers Henry eine neue Geheimwaffe gestohlen haben, im Feuergefecht. Aber gleichzeitig auch im Off. Aus der Ich- Erzählerperspektive mit der immer stärker aufdämmernden Gewissheit, den Verwandten nicht mehr wieder zu sehen, wirkt dieser Ansatz nicht zufrieden stellend genug. Hinzu kommt ein zu gleichförmiger Erzählstil vor allem während des langen Showdowns, in dem Ulff Lehmann den Leser ganz dicht an seinen Erzähler heranführen wollte und doch durch die ein wenig umständliche Art und Weise wieder distanziert.
Die Geschichte erfährt eine Fortsetzung und einen zynischen Abschluss in Oliver Hoffmanns „Das letzte Abendmahl“. Vielleicht hätte man diese dreier Kombination „Abgehalftert“, „Stadt der Hügel“ und schließlich „Das letzte Abendmahl“ in einem Block veröffentlichen sollen. Es gibt aber nur eine größere Schwierigkeit. Die Herausgeber haben den Autoren sehr viele Freiheiten gegeben, was die Gestaltung und Charakterisierung der einzelnen Protagonisten angeht. Wenn bestimmte Grenzen überschritten werden- Hobble Frank erschießt den hilflosen korrupten Sheriff oder vergiftet um die Überzahl auszugleichen einigen Antagonisten -, dann unterminieren die Autoren die Glaubwürdigkeit der Figuren und erzielen das Gegenteil der ursprünglichen Intention. In dieser Hinsicht enttäuscht „Das letzte Abendmahl“, auch wenn es hinsichtlich der ganzen Handlung die dunkelste Geschichte dieser Anthologie darstellt.
Aus der Perspektive von Hobble- Frank und seiner neuen „Chefin“ Miss Morrison beschreibt Herausgeber Alex Jahnke mit „Miss Morrison´s Retirment Home for the Elderly“ die letzte Mission der gealterten Westernhelden. Insbesondere der Anfang mit den geistig noch gesunden, aber körperlich gebrechlichen ehemaligen Westmännern in einem Altersheim ist nicht nur emotional ansprechend ohne Kitsch geschrieben worden, der subversive Humor auf beiden Seiten – eine kontinuierliche Auseinandersetzung zwischen Hobble- Frank und Miss Morrison – hebt die Story aus der Masse heraus. Eine verletzte Ellen platzt in das Altersheim. Kinder sind in Gefahr, ein Bandit bedroht sie mit seinen Männern und sie haben sich mit zwei Westmännern in eine Kirche verschanzt. Zusammen mit Miss Morrison machen sich die Westmänner nicht mehr auf Pferden, sondern im Heuwagen auf, die Kinder zu retten.
Über weite Strecken ist es eine kurzweilig zu lesende Geschichte, in welcher wie in vergleichbaren Arbeiten wie den Filmen „Red“ Mut vor Alter gestellt wird. Die Figuren sind mit liebevollen Details beschrieben worden und die Dialoge entsprechen dem Geist Karl Mays. Vielleicht versucht Alex Jahnke auf der letzten Seite ein wenig zu stark die Idee des Geistes des Wilden Westens, seiner Geschichten und damit auch Karl Mays Figuren zu betonen. Es wäre sinnvoller gewesen, die alten Herrschaften ziehen zu lassen und damit der Mundpropaganda einen weiteren Weg zu bahnen, aber generell durch die originelle Ausgangsbasis und vor allem den prägnanten Stil eine wunderschöne Geschichte, welche den rein literarischen Teil dieser Sammlung sehr zufrieden stellend abschließt.
„Worte verliert man nicht“ von Anja Baus ragt aus einem anderen Grund aus der Masse der Geschichten heraus. Es ist eine klassische Liebesgeschichte, noch viel stärker als „Silber und Blei“ auf die Entschlossenheit, fast Dickköpfigkeit von Frauen ausgelegt, denen ganze Berge in den Weg gelegt werden und die trotzdem ihr Ziel erreichen. Auch in einer anderen Hinsicht überzeugt die Story. Ohne auf Karl Mays teilweise großartige, aber auch großspurige Szenarien zu setzen beschreibt sie, wie Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und schließlich auch eine Spur Fatalismus die modernen Schurken besiegen können. Vielleicht fallen einige Aspekte der Geschichte zu leicht zusammen, aber getragen von dem offenen Rahmen liest sich diese Berg- und Talfahrt ausgesprochen kurzweilig und trotzdem hintergründig zugleich.
„Frau Holle in Hoboken“ von Isa Theobald überzeugt vor allem durch den expressionistischen, fast überambitioniert gestalteten Stil, sowie einige interessante Bemerkungen. Auch hier wird mit Sam Hawkens nur auf eine Figur zurückgegriffen, um den Text in dieser Themenanthologie zu platzieren, wobei Isa Theoold eine der wenigen Autoren ist, welche auch Elemente der Phantastik indirekt in den Text haben einfließen lassen.
Den Schlusspunkt setzen zwei ungewöhnliche Beiträge. Bei Tommy Krappweiss „Der das Hemd“ handelt es sich um einen teilweisen Nachdruck aus einem anderen Werk. Er geht auf die Exzentrik in einer nahe München gelegenen Westernstadt inklusive des entsprechenden Shops ein, während Axel Hildebrand mit seinem anrührenden Beitrag „Epilog: Karl lügt“ eine ungewöhnliche kontinuierliche Begegnung mit Karl May über den eigenen Vater beschreibt. Vielleicht kommen diese persönlichen Eindrücke zu kurz in einer klassischen Anthologie, in dem Fall runden sie aber eine gelungene Sammlung zufrieden stellend ab.
Die Geschichten werden von den Innenillustrationen verschiedener Künstler begeleitet. Dabei sind nicht alle Motive den jeweiligen Szenen zu zuordnen, aber sie unterstreichen visuell auch als Hommage an die alten Karl May Erstveröffentlichungen das Flair dieser zeitlosen Bücher. Zusammengefasst ist „Reiten wir!“ beginnend mit der liebevollen, überdurchschnittlichen Gestaltung des Buches sowie dem heraushebenswerten Ziel,. Überschüsse an das Karl May Museum in Radebeul zu spenden eine empfehlenswerte Sammlung, welche durch den Fokus auf Ellen, Tante Droll, Hobble- Frank und auch immer wieder Sam Hawkens eine schöne Ergänzung zu den vor allem auf die Hauptfiguren fokussierten gegenwärtigen neuen Abenteuern darstellt.
Phantastikautoren für Karl May
448 Seiten, mit 19 Abbildungen,
Hardcover, Edition Roter Drache
ISBN 978-3-946425-32-8