Heliosphere 2265 Band 43 "...aller Zeiten"

Heliosphere Band 43, aller Zeiten, Titelbild, Rezension
Andreas Suchanek

Wie Andreas Suchanek in seinem Nachwort noch einmal deutlich macht, ist “Heliosphere 2265“ Band 43 der zweite Teil der Zyklusmitte. Seinem Rhythmus folgend wird im ersten Band dieser nicht offiziellen Zweiteilers die Situation für die Charaktere extrem schwierig gemacht und wie in diesem Fall viele der Figuren in lebensbedrohliche Situationen gebracht, welche der Autor bis auf ein heroisches Opfer dann positiv auflöst.

Der zeitliche Druck kommt von der Inbetriebnahme/ Fertigstellung der künstlichen Superintelligenz durch die Kybernetiker. Sie soll dem Geist und der Flotte der Ash´Gul`Kon Paroli bieten.  Neben der zeitlichen Problematik leidet dieser Handlungsstrang aber auch unter dem Faktor Glaubwürdigkeit. Die Beschreibungen dieser Superintelligenz sind eher ambivalent, so dass nach ihrem Erwecken der Gegenschlag eher unglaubwürdig erscheint. Andreas Suchanek hat einen guten Einfall hinsichtlich der Ausrichtung der K.S.I. als Abkürzung für Künstliche Superintelligenz mit einem sehr schwachen Ende verbunden. Die Flotte der Ash´Gul`Kon, die in das Acrux System entsandt worden ist, um diese Entwicklung zu stoppen wird im Alleingang vernichtet und aufgerieben. Die vom Geist ausgeschaltete Technik kommt in den meisten Fällen bis auf einen Opfergang in buchstäblich letzter Sekunde zurück.

Bedenkt der Leser, wie überlegen und schemenhaft die Ash´Gul`Kon seit ihrem ersten Auftreten in der Serie erschienen sind und wie pragmatisch sie sich auch mittels der taktischen Steuerung einer ebenfalls künstlichen Intelligenz verhalten haben, dann hofft der Autor hinsichtlich dieser natürlich nur vorläufigen Lösung auf sehr viel Wohlwollen vom Leser. 

Vor allem in der kontinuierlichen Auseinandersetzung mit Sjöberg und der von ihm eingesetzten nur peripher überlegenen, aber sehr brutal genutzten Technik hat der Autor deutlich überzeugendere Szenen geschrieben,  in denen ebenfalls in letzter Sekunde eine zumindest vorläufige Rettung angeboten werden konnte, aber der nicht zum ersten Mal beschworene „Deus Ex Machina“ Charakter in diesem Fall im wahrsten Sinne des Wortes frustriert eher als das es nach der langen und geschickten Exposition zufriedenstellt.

Auf dem Weg dahin muss der Autor noch die ganzen im Vorgängerroman aufgebauten Szenarien beenden. Bis auf eine Figur werden die einzelnen  Protagonisten nach und nach aus ihren jeweiligen Gefahren gerettet. Andreas Suchanek hetzt von einer Szene zur nächsten, wobei die unwahrscheinlichen Szenarien wie Tess in einem hohlen Torpedo fast beiläufig aufgelöst werden.  Wie bei einigen voran gegangenen Romanen hat Andreas Suchanek in der ersten Hälfte den Bogen hinsichtlich der Glaubwürdigkeit überzogen. Selbst in einem fiktiv realistischen Szenario hätte es mehr als den inzwischen als Quotentoten zu bezeichnenden Verlust geben müssen. Wie im zweiundvierzigsten Abenteuer wäre ohne Frage weniger mehr gewesen.

In einem Punkt überzeugt der Autor wieder sehr gut. Er kann Trauerreden schreiben.  Das soll nicht ironisch klingen, aber ohne Pathos mit einer ausreichenden Prise an Emotionen gelingt es ihm, die richtigen Worte zu finden. Der Leser sollte die entsprechende Passage einmal laut zitieren und er wird so ergriffen reagieren, wie auf Präsident Roosevelts Ansprache in „Pearl Harbour“ oder eine entsprechende Proklamation in „Armageddon“.  Andreas Suchanek folgt Michael Bays Spuren.  Auch genau wie in den beiden Filmen dient dieser Abschied von einem geliebten und/ oder zumindest als Teammitglied bewunderten Menschen als Sprungbrett für die zweite Zyklushälfte, in der wahrscheinlich die Menschheit mit dem Gegenangriff beginnt und der Geist sich zumindest auf einen größeren Widerstand einstellen muss.

Zusammengefasst ist „… aller Zeiten“ ein solider „Heliosphere 2265“ Roman ohne Frage weiterhin mit der Auflösung der Schwachstellen des Vorgängerbandes beschäftigt und einer angesichts der vielen kleineren Handlungsarme auch zu hektischen bis zu einfachen Plotführung, wobei zumindest die Crew um Jaydon Cross an einigen Stellen die Initiative ergreifen kann, während sie im ersten Teil des Zyklus viel zu sehr damit beschäftigt gewesen ist, anderen Mächten in fast schon „Perry Rhodan“ Tradition eher staunend zu folgen.         

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 1471 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 117 Seiten
  • Verlag: Greenlight Press; Auflage: 1 (12. April 2017)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B071CY83MD