80s Action Movies on the Cheap

80s Action Movies on the Cheap, Titelbild, Rezension
Daniel R. Budnicks

Vor zwei Jahren veröffentlichte McFarlands mit "It came from the 80s" eine einzigartige Mischung aus Interviews und Vorstellungen vor allem von C Produktionen. Daniel R Budnick hat wahrscheinlich parallel eine interessante Ergänzung zu diesem lesenswerten und herrlich absurden, sekundärliterarisch aber auch steifen Buch veröffentlicht. "80s Action Movies On the Cheap" konzentriert sich nicht auf die im ersten erwähnten Buch vorgestellten Filme. Im Untertitel wird darauf hingewiesen, dass es um die Präsentation von insgesamt 284 "low Budget", aber "high Impact" Filme geht. Dieser Untertitel ist nur bedingt richtig, denn erstens ist nicht jeder der hier vorgestellten Filme im Windschatten der großen Actionstreifen "wichtig"  und zweitens handelt es sich zwar um Low Budget Streifen, aber auch dieser Begriff ist irgendwo zwischen den Ripp Offs aus Italien, den Patch Up Arbeiten aus Indonesien oder den letzten wirklichen B Filmen fürs Kino von Produktionsfirmen wie Canon entwickelt dehnbar und wird von Daniel R. Budnick in seinem Vorwort auch sehr variabel verwandt.

 Ohne Frage steht der Autor mit seinem Interesse an den in erster Linie Actionstreifen ohne echten Genrebezug - Fantasy/ Barbarenfilme gehören neben den Ninja Produktionen oder den Post Doomsday Streifen im Gegensatz zu vielen anderswo ausführlich beschriebenen Hongkong Produktionen -  nicht alleine da. Noch nicht alle, aber sehr viele dieser Filme sind inzwischen teilweise in exzellenten Sammlereditionen in kleiner Auflage mit unzähligen Extras auf DVD oder Blue Ray in einer Bildqualität erhältlich, die niemand für möglich gehalten hätte. Auf der anderen Seite gibt es immer noch eine Anzahl höher budgetierter Filme wie "The Last Chase" immerhin mit Lee Majors zu einer Zeit, als er wirklich populär gewesen ist, die nur zu unverschämten Preisen in lange nicht mehr erhältlichen Editionen oder als DVD- R zu erhalten sind. In anderen Fällen hilft "youtube" mit exotischen Fassungen der hier vorgestellten Filme inklusiv Untertitel, deren Länder nicht einmal zuzuordnen sind. Daher sollte man Daniel R. Budnicks Buch eher als Sprungbrett nehmen, als Türöffner, um sich entweder wieder auf diese Zeit vor den Hochglanzproduktionen mit in erster Linie sich stetig wiederholenden Inhalten einzulassen. Positiv ist, dass man diese Vorstellung in Form zeitlich geordneter Filme - erst das Jahr und dann innerhalb des Jahrgangs alphabetisch mit einigen sortiertechnischen Schwächen -   aber im Gegensatz zu vielen anderen, relativ schnell lesetechnisch ermüdenden Büchern auch tatsächlich in einem Rutsch lesen könnte.

 Das liegt an Daniel R. Budnicks im Vorwort knapp, prägnant und humorvoll umrissener Vorgehensweise, die weniger einem Sachbuchautor als einen "Fan" auszeichnet und deswegen ausgesprochen sympathisch ist.

 In seinem Vorwort versucht er seine Intention zu erläutern. In erster Linie will er B Actionfilme vorstellen. Ein Subgenre, das er ambivalent betrachtet.  Er erläutert seine Vorgehensweise beginnend vor allem mit den Plagiaten und Rip Offs aus Asien, wobei er auch hier eine Art Running Gag sein Eigen nennt. Anschließend spannt er den Bogen weiter, in dem er kurz, pointiert, aber nicht belehrend auf die Veränderungen im amerikanischen Kino eingeht, die vor allem „Star Wars“ und „Jaws“ eingeleitet und die Home Video Revolution fortgeführt haben.

 Die Geschichte des Actionfilms wird eher oberflächlich beginnend im Stummfilm gestreift, wobei sich dem Leser hier die Frage stellt, ob der Struktur seiner Filme folgend nicht auch die ersten Western mit ihren für die damalige Zeit spektakulären Stuntszenen bei zum Beispiel Zugüberfällen Actionstreifen gewesen sind. Den Verzicht auf das Hongkong Kino eines John Woos ist nachvollziehbar. Stattdessen konzentriert sich der Autor lieber auf die immer noch zahlreichen, aber nicht mehr wie in den siebziger Jahren ungezählten Kung Fu Imitationen vor allem mit Namensvettern Bruce Lees. Auch hier bemüht sich Budnick, zwischen den echten „Nachfolgern“ Bruce Lees und zum Beispiel einem Jackie Chan zu unterscheiden, dessen in den achtziger Jahren entstandene Filme ohne Frage dem Actiongenre angehören, aber wie viele andere Hongkong Produktionen durch das hypothetische Raster fallen.

 Eine weitere Abgrenzung folgt gegenüber der Komödie. Ab wann ist ein Actionfilm mehr eine Parodie oder nicht schlimmer eine reine Slapstickarbeit, die vielleicht nicht immer in Ehren ergraut ist? Wo verschwimmen die Grenzen zum A Film? Budgettechnisch ist diese Unterscheidung klar definiert, aber manches Drehbuch einer teuren Produktion ist schlechter als die zahlreichen ambitionierten B Filme, die der Autor hier vorstellt.

 Um die Leser auf das jeweilige Jahr vorzubereiten, gibt es eine Art Chronologie. Die erfolgreichsten Filme des Jahres, die am höchsten gerateten Fernsehserien und schließlich die wichtigsten Ereignisse eines Jahres leiten jedes Kapitel ein. Ein großes eher theoretisches Problem ist dabei der Übergang. Die Fantasywelle in Folge von „Conan“ hat eine Reihe von Barbaren sowie Sword & Sorcery Filmen angeschoben. Da „Conan“ (1982) ein Kind der achtziger Kinojahre ist, lässt sich dieser Brückenschlag genauso gut festhalten wie bei „The Road Warrior“, der im Gegensatz zu „Mad Max“ als erstem Teil der Trilogie ebenfalls eine ganze Reihe von Post Doomsday Streifen vor allem aus Italien und einen mit neuseeländischem Hintergrund inspiriert hat.

 Die Wurzeln des Kung Fu Genres mit Bruce Lees Siegeszug und die letzten Ausläufer des Blaxploitationgenres stammen ja aus den siebziger Jahren, so dass eine Dekaden technische Grenzverletzung drohen könnte. Aber hier erwartet der Autor einfach Grundkenntnisse von seinen Lesern. Der größte Teil der vorgestellten Filme beginnend mit den Vietnam Exzessen – da „The Deer Hunter“ aus den späten siebziger Jahre und „Apocalypse Now“ aus den achtziger Jahren stammt, sind die Wurzeln ambivalent – wieder aus Italien bzw. den Philippinen und der einzigen originellen „Schöpfung“ des B Action Kinos der achtziger Jahre mit seinen Ninja lässt sich leichter einordnen. Krimis werden nur in so weit berücksichtigt, als das der Actionanteil mit Verfolgungsjagden jeglicher Color und Kämpfen mit Händen/ Füßen oder Waffen die Handlung dominieren. Der klassische allein ermittelnde Detektiv in einem Trenchcoat wird ignoriert.

 Wer sich nicht auf die Suche nach einzelnen Filmen macht, sondern vor allem hin und her springt, um seine Guilty Pleasures aus dieser für das Kino wichtigen Ära – die endgültige Trennung zwischen immer teurer werdenden A Produktionen und der Direktverwertung im heimischen Wohnzimmer – zu finden, wird zuerst einmal gut und dank zahlloser Plakatnachdrucke allerdings immer in Schwarzweiß auch visuell interessant unterhalten. Die chronologische Lektüre ist schwieriger, da innerhalb eines Jahres die Filme alphabetisch nach den amerikanischen Originaltiteln in erster Linie der Erstverwertung angeordnet sind. Viele der vor allem billigen Streifen sind unter verschiedenen Titeln immer wieder recycelt worden.  Wer jetzt eine vollständige Auflistung dieser Titel oder vor allem auch zufriedenstellende Credits erwartet, der wird enttäuscht. Negativer Höhepunkt in dieser Hinsicht ist eine Filmvorstellung, die nur einen einzigen Schauspieler – der ist aber mit seinen 3 Foot Körpergröße  „gewaltig“ – mit seinem hoffentlich bürgerlichen Namen erwähnt. Das ist ein wenig spärlich, zumal nicht nur der Fan solcher Filme mehr als einmal den gleichen Gesichtern, wenn auch nicht immer den gleichen Namen begegnet. Dieser Verzicht auf Vollständigkeit gipfelt in einem anderen Problem. Querverweise auf andere in diesem Buch erwähnte Filme enden nicht auch mit der entsprechenden Jahreszahl, sondern ausschließlich dem Titel. Der Interessierte muss also in das Glossar, den Filmtitel ein zweites Mal suchen, die Seitenzahl sich merken und wieder zurückspringen. Dabei steht das „Glück“ manchmal nur wenige Seiten weiter.

 Auf den ersten Blick fällt die durchschnittliche Kürze zu den einzelnen Filmen auf. Daniel R. Budnick sieht sich nicht als Filmkritiker, der weitreichende Analysen anbietet. Auf der anderen Seite ist er auch niemand, der fremdgeht und andere Kritiker zitiert. Jede Zeile bis auf einige wenige direkte Zitate ist reiner Budnick. Wie er gleich zu Beginn erläutert, sind die einzelnen Inhaltsangaben ausgesprochen rudimentär. Sie fassen die wichtigsten Ereignisse entweder direkt zusammen oder werden indirekt bei dem „kritischen“ Teil extrapoliert. Vor allem versucht der Autor sich bei den Spoilern zurückzuhalten, wobei die „Höhepunkte“ der einzelnen Filme nicht selten nur so allgemein angedeutet werden, das sich die Neugierde deutlich steigern lässt. Entweder will man diese vergessenen Perlen sofort wieder sehen oder bei einem ersten Date in aller Ruhe goutieren. Beides ist nach der Lektüre des Textes ohne Probleme möglich. Es gibt zu viele Bücher, in denen die Inhaltsangabe bis zum Exzess getrieben worden ist, während die kritische Betrachtung des zu behandelnden Films in Floskeln und den wie angesprochen aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten gipfelte.  Der Leser kann keine abgerundeten kritischen Betrachtungen erwarten und nicht selten fügen sich die Pluspunkte wie eine Reihe von vor allem attraktiven weiblichen Haupt- und Nebendarstellerinnen aneinander, aber die Filmempfehlungen und nicht Rezensionen zeichnet eine herrlich positiv gesprochen naive Offenheit aus. Der Autor weiß, dass er keine Meilensteine des Kinos vorstellt. Er will sie auch gar nicht vorstellen. Vielmehr wird das Buch schnell zu einem Vertrauten. Dem stummen Begleiter zahlreicher Kino oder VHS Abende der die Stelle des besten Kumpels einnimmt, mit dem man früher in den Videotheken über die Streifen diskutiert hat oder mit denen man mit Bier und Chips vor dem Fernseher und Videorecorder die „weite“ Welt der B Filme ins Wohnzimmer geholt hat. Durch den vertraulichen Ton, in dem die „Höhepunkte“ und künstlerischen Katastrophen pointiert und nicht immer ernst gegenüber gestellt werden. Schnell dann noch bei einigen Streifen der Exkurs zu den A Produktionen mit vergleichbaren Themen und schon ist locker aus der Hüfte eine Filmempfehlung – selbst absolute unansehbare Trashperlen finden  irgendwo ihren passenden Hut und die entsprechenden Anhänger – fertig.

 Wer mit dieser Erwartungshaltung – eine Art Dia Abend bestehend aus zahllosen Filmvorstellungen – an das Buch herangeht, wird nicht nur alte Freunde wiedertreffen und neue finden, sondern auch glänzend mit einem nostalgischen Gefühl im Buch sehr gut unterhalten.                  

 

 

McFarlands

Print ISBN: 978-0-7864-9741-6
Ebook ISBN: 978-1-4766-2687-1
125 photos, index
260pp. softcover (7 x 10) 2017

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