„Der Weg der Erlösung“ ist der Abschlussband einer weiteren Trilogie im Rahmen der seit mehr als 16 Jahren fast immer pünktlich erscheinenden Science Fiction Serie „Rettungskreuzer Ikarus“. Der Wechsel von fortlaufenden, sich teilweise über Jahre hinwegziehenden Zyklus zu Trilogien, die bislang ausschließlich von einem Autoren geschrieben worden sind, hat sich bislang bewährt. Dirk van den Boom liefert eine der besten Miniserien im Rahmen des neuen Formats ab. In den ersten beiden Bänden hat er die Leser mit den einzelnen, von ihm aufgebauten Fronten irritiert. Im vorliegenden dritten Roman stellt sich heraus, dass es nicht so leicht ist, zwischen „Tätern“ und „Opfern“ auf Seiten des Aggressoren zu unterscheiden. Sehr zufriedenstellend liefert der vielbeschäftigte Autor eine Erklärung für die Abläufe im Galador System ab, deren Grundlage nicht unbedingt neu ist und teilweise selbst in der klassischen „Star Trek“ Serie in abgewandelter Form – siehe „The Doomsday Machine“ - verwandt worden ist. Geschickt baut der Autor aber auf dieser bekannten Prämisse auf und bietet positiv gesprochen ein deutlich weiterreichendes Szenario an.
Die Situation im Galadfor System ist durch die weitere Ausbreitung des Kontrollvirus im Grunde untragbar gewesen. Die Idee dieses Virus reicht nicht an die Exzentrik des lange Zeit in den Bänden verwandten „Wanderlust“ Virtus heran, dient aber eher als Türöffner. In den ersten beiden Bänden hat Dirk van den Boom einzelne Aspekte des „Weges“ beschrieben, mit dem „Weg der Erlösung“ soll die Wurzel allen Übels ausgemerzt werden.
Eine zusätzlich Gefahr ist, dass die Überlebenden an Bord des Hospitalschiffes Paracelsus – es sind zum Teil einige tausend Sklaven an Bord – durch die eigentlich niemals geplante Landung des Raumschiffs auf einem Planeten gefährdet werden. Um ihre Mission zu erfüllen, will der Kommandant das Raumschiff auf die Planetenoberfläche steuern und endgültig die Katastrophe abschließen.
Den Roman durchzieht die geplante „Notlandung“ der Paracelsus wie ein roter Faden. Es handelt sich um ein Sanitätsschiff mit einer starken Defensivbewaffnung. Im System befinden sich nicht ausreichend Kräfte, um diese kontrollierte „Landung“ zu verhindern. Gegen die meisten Angreifer kann sich das Raumschiff entweder zur Wehr setzen oder dessen Panzerung ist zu stark. Dirk van den Boom springt immer wieder in diese fortlaufende Handlung zurück und dreht sehr überzeugend an der Spannungsschraube. Wie es sich gehört, muss die „Ikarus“ als einziges effektiv greifbares Schiff nicht nur eingreifen, Kommandant Captain Roderick Sentenza muss alleine entscheiden.
Die letzten „Ikarus“ Romane haben sehr positiv immer wieder bewiesen, dass dabei keine allgemeingültigen Entscheidungen getroffen werden, sondern das es in diesem Universum auch zu Opfern kommen kann. Der Autor folgt dieser Richtlinie vielleicht nicht ganz sklavisch, entwickelt sie aber zufriedenstellend zu Ende.
Während des dramatischen Höhepunkts beginnt Dirk van den Boom wie eingangs erwähnt die einzelnen Rollen zu relativieren. Aus den anfänglichen „Opfern“, dem im System auftauchenden gnadenlos verfolgten und angegriffenen Raumschiff wird eine Art unschuldiger, programmierter Täter, der wie bei Walt Disneys Zauberlehrling den Geistern entspricht, die unvorsichtiger gewesen gerufen worden sind. Aus der Distanz betrachtet greift Dirk van den Boom mit dieser Vorgehensweise auf keine neuen Ideen zurück, aber ihm gelingt es, der Dramaturgie folgend zumindest eine überzeugende Hintergrundgeschichte zu entwickeln und diese auch konsequent abzuschließen.
Aufgrund seines beruflichen Hintergrunds gehört „Politik“ in jeglicher Form bzw. die Hilflosigkeit vieler Völker aus ihrer Historie heraus zu seinen Stärken. So beschreibt er die verschiedenen Vorgänge und legt seinen Finger natürlich in die Wunden der Verursachervölker, die mit ihrem verantwortungslosen Handeln Leid über Unschuldige gebracht haben. Wie es sich gehört, sind sie nicht in der Lage, die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen. Zu den Stärken der ganzen Trilogie im Allgemeinen und des vorliegenden Romans im Besonderen gehört, das sich unabhängig von der dramaturgisch solide aufgelösten Handlung kein klassisches Happy End abzeichnet, sondern dieser nihilistische Weg in mehrfacher Hinsicht bis zu einem konsequenten, von den Mitgliedern der „Ikarus“ Crew nicht kontrollierbaren Ende gegangen wird.
Wie eingangs erwähnt gießt Dirk van den Boom teilweise bekannte Versatzstücke des Genres in neue, durchaus lesenswerte Formen und präsentiert mit „Weg der Erlösung“ einen sehr kurzweilig zu lesenden Abschluss einer der besten Trilogien dieser weiterhin empfehlenswerten Romanserie.
Rettungskreuzer Ikarus 65 "Weg der Erlösung"
Dirk van den Boom
Titelbild: Lothar Bauer
Paperback, ca. 96 Seiten, ISBN 978-3-86402-420-7
Atlantis- Verlag
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