Rettungskreuzer Ikarus 64 "Der Weg des Schmerzes"

Dirk van den Boom

Mit „Der Weg des Schmerzes“ legt Dirk van den Boom den Mittelteil seiner aktuellen Trilogie vor. Im Vergleich zu einigen anderen mittleren Bänden der „Rettungskreuzer Ikarus“ Trilogien zieht der Autor nicht nur das Tempo deutlich an, dank seiner diplomatischen Erfahrungen streift er zumindest einige brisante Themen. Die Idee der Rückkehr zur Heimat, zur in diesem Fall vor vielen Jahrtausenden verlassenen inzwischen von anderen Wesen bewohnten Welt ist nicht unbedingt neu. Auch die „Perry Rhodan“ Serie hat in Form einer kosmopolitischen Zwangsumsiedelung mit  diesem Szenario gespielt, aber Dirk van den Boom packt sie in eine auf verschiedenen Ebenen gut funktionierende Handlung.  Er beantwortet nicht die drängenden Fragen, sondern lässt zumindest im vorliegenden Roman die Flanken offen. Das Ende ist kein klassischer Cliffhanger, sondern erscheint sorgfältig herausgearbeitet.  Verschiedene Situationen spielen im Galador System eine Rolle. Der Hintergrund wird durch eine passende sensationelle archäologische Entdeckung aufgehellt. Dabei geht es vor allem um die Idee, ob das alte Volk wirklich einmal sein Sonnensystem verlassen hat oder nicht. Natürlich erscheint es ein wenig konstruiert, dass auf dem kurzen Dienstweg die relevanten Informationen weiter getragen werden, aber um das Tempo des Romans hoch zu halten, verzichtet Dirk van den Boom in diesem allerdings auch mit nur achtundachtzig nicht eng bedruckten Seiten kürzesten „Rettungskreuzer Ikarus“  auf Umwege.

Die Besatzung der verfolgten Arche scheint auf der einen Seite auf Hilfe angewiesen zu sein. Auf der anderen Seite auch durch die Zwischenhandlungen wissen die Leser im Vergleich zu den Protagonisten, dass an Bord an anscheinend seit Anbeginn der Reise gut strukturierter Plan umgesetzt werden soll. Da steht das Aufwachen der Schläfer genauso im Vordergrund wie die Idee, dass wenig Rücksicht auf andere Rassen genommen wird. Diese Handlungsebene ist vielleicht am Rudimentärsten ausgearbeitet worden. Dirk van den Boom verzichtet auf zu viele Abzweigungen und lässt die Besatzung das Geschehen um sie herum eher reflektieren.

Der „Rettungskreuzer Ikarus“  will mit den Verfolgern Kontakt aufnehmen. Dieser Spannungsbogen bietet das meiste Potential. Schon im Auftaktroman hat sich gezeigt, dass die Verfolger die Vernichtung der  Arche ohne Rücksicht auf die Zivilisten an Bord anstreben. Dieser Versuch ist nicht das erste Mal unternommen worden. Auch hier zeigt Dirk van den Boom neutral und ohne Wertung   die einzelnen Positionen auf.

Im Vergleich zu den zu oft verwandten intergalaktischen Bedrohungen konzentriert sich der Autor auf eine nicht zu bestimmende potentielle humanitäre Katastrophe – entweder an Bord des Raumschiffs und/ oder auf dem Zielplaneten – und lässt viele Punkte positiv in alle Richtungen interpretierbar offen.

Kurzweilige, gut ausformulierte und vor allem im Vergleich zu einigen anderen „Rettungskreuzer Ikarus“ Trilogien auch gut durch konstruierte Space Opera Action mit einigen politisch nachdenklich stimmenden Zwischentönen, deren Auswirkungen der Leser noch nicht ahnen kann. 

Natürlich kann es sich der Saarbrückener Autor nicht verkneifen, mit der Idee des „Rettungskreuzer Ikarus“ Fans und seiner umfangreichen Sammlung einen bissig humorvollen Abzweiger einzubauen. Es ist schon interessant, welche Fanartikel sich direkt oder indirekt in den Händen der Fans befinden. Leider wird nicht ganz klar, welcher einzigartiger Spruch als Signatur genommen worden ist.

  

Atlantis Verlag

Titelbild: Lothar Bauer
Paperback, ca. 96 Seiten, ISBN 978-3-86402-375-0