Im Grunde bilden die beiden Planetenromane “Traumschiff der Sterne” und “Im Nichts gestrandet” von Peter Terrid einen großen zusammenhängenden Roman. Mit der Gefangennahme des psychopathischen Massenmörder mit Mutantenfähigkeiten endet das erste Abenteuer, während die Handlung von „Im Nichts gestrandet“ den Plot mit der anschließenden Rückreise zur Erde und dem Ausfall des Hyperraums und damit Desaktivierung aller entsprechenden Geräte fortgesetzt wird. Rainer Nagel erläutert in den beiden ebenfalls thematisch zusammenhängenden Nachwörtern die enge Verbindung zwischen der Erstauflage und ihrem besonderen Einfluss vor allem auf den zweiten Roman.
Beide Abenteuer spielen überwiegend an Bord der EMPRESS OF THE OUTER SPACE, wobei Peter Terrid mit dem Wasserplaneten und der Jagd auf die einheimische Tierwelt, sowie der nur alle Jahre auftauchenden mittelalterlichen Stadt zwei Attraktionen der Kreuzfahrt elegant wie gefährlich in die laufende Handlung integriert hat. Das zweite Abenteuer spielt ausschließlich an Bord des im Nichts gestrandeten Luxusraumschiffs und zeigt den Überlebenskampf der Besatzung vor allem in Hinblick auf den wieder entsprungenen Massenmörder.
Wie Rainer Nagel in seinem Nachwort darstellt, steht vor allem das erste Abenteuer auch in einem engeren Zusammenhang mit dem einzigen bislang interaktiven Perry Rhodan Roman, den Peter Terrid für die neue Perry Rhodan Homepage unter manipulierter Mitwirkung der Leser dank Suggestivfragen verfasst hat.
Mit Lhoreda Machecoul verfügen beide Bücher über eine intelligente, scharfzüngige und schließlich im zweiten Band auch sexuell sehr aktive Protagonistin, die als Kriminalistin eigentlich an Bord des Luxuskreuzers nur eine Art bezahlten Urlaub machen sollte, nachdem sie in letzter Sekunde eine Attentat durch einen Psychopathen verhindert hat. Schnell stellt sich heraus, dass der Psychopath anscheinend auch an Bord des Raumschiffs unter einer fremden Identität reist und gerne die Klingen mit Lhoreda Machecoul kreuzen möchte.
So spannend und vor allem gegen Ende auch hinsichtlich des Perry Rhodan Hintergrunds perfekt entwickelt das erste Abenteuer auch sein mag, Peter Terrid hat sich während des Verfassens des Buches auch ordentlich an entsprechenden Psychothrillern orientiert. Einige Verhaltensmuster sowohl der Ermittlern als auch des Psychopathen erinnern an Romane der Thomas Harris Tradition, wobei Peter Terrid im zweiten Buch sogar impliziert, in Notzeiten könnte der befreite Massenmörder sich auch als Kannibale versuchen.
Fürs Perry Rhodan Universum hat der Autor einige drastische Szenen entwickelt, aber die finale Konfrontation zwischen Täter und Opfer gehört zu Peter Terrids stärksten Szenen als Schriftsteller. Immerhin verfügt der Massenmörder über die fast perfekte Tarnung. Auch wenn vielleicht mit der Konfrontation mit dem eigenen Ich ein Klischee des Genres bedient wird und andere Autoren sich an einem vergleichbaren Szenario versucht haben, entwickelt Peter Terrid eine ungewöhnliche Spannung und führt den Plot konsequent zu Ende.
Vor allem in der direkten Kombination der beiden Abenteuer erschafft der Autor eine Reihe von interessanten Nebenfiguren beginnend mit dem Kapitän, der Lhoreda gerne als eine Art Vorzeigefreundin den vor allem ledigen weiblichen Passagieren präsentieren möchte, um nicht von ihnen förmlich „gejagt“ zu werden bis zum Steward, der sich besonders intensiv um Lhoreda vor allem im zweiten Buch kümmert.
Auch bei der EMPRESS OF THE OUTER SPACE schwelgt der Autor in Luxus. Die Passagiere sind arrogant, dekadent und werden ausgesprochen pointiert charakterisiert. Höhepunkt ist ohne Frage die Schnitzeljagd inklusiv Belohnung nach dem Mörder, welche die Passagiere und Besatzungsmitglied schließlich initiieren. Da Peter Terrid im zweiten Buch auf einige dieser Figuren zurückgreift, braucht er einen Platz zu verwenden, um sie dem Leser vorzustellen.
Ursprünglich als einzelne Romane nicht unmittelbar hintereinander, sondern durch eine mehrmonatige Publikationspause voneinander getrennt und ohne einen entsprechenden Hinweis am Ende von „Traumschiff der Sterne“ auf die Fortsetzung dürfte es einigen Lesern schwer gefallen sein, die kleinen Seitenhiebe auf manche Berufszweige und die ehrenwerte Gesellschaft im Kopf behalten zu haben.
Während „Traumschiff der Sterne“ ohne Frage den kriminalistisch fokussierteren Plot aufweist und durch die finale Konfrontation den Spannungsbogen hoch hält, ist das Szenario bei „Im Nichts gestrandet“ breiter, aber auch die Dramaturgie sehr viel interessanter. Lhoreda wacht in ihr Kabine auf. Nichts funktioniert mehr. Sie sieht vor dem Fenster ins All einen Mann im funktionsunfähigen SERUN und dem Tod vor Augen dahin treiben. Anschließend wird sie gerettet. Das Schiff ist im Nichts gestrandet, alle fünfdimensionalen Geräte und Aggregate funktionieren nicht mehr.
Nach einiger Zeit wird der Besatzung klar, dass mit einer kurzfristigen Rettung nicht zu rechnen ist, so dass sich Besatzung und Passagiere auf einen längeren Aufenthalt im All einstellen müssen. Minutiös beschreibt Peter Terrid die einzelnen Schwierigkeiten beginnend mit der Schwerelosigkeit; den zwar umfangreichen, aber zu kühlenden Vorräten und schließlich sogar der Tatsache, dass Sex unter diesen Bedingungen gegürtelt stattfinden sollte. Ein wenig unwahrscheinlich erscheint es, dass die Erbauer des Raumschiffs sich gegen alle Unbilden wappnend sogar an Treppen nicht nur in den Salons, sondern über alle Etagen gedacht haben. Aber aus plottechnischer Sicht braucht Peter Terrid diese kleinen Exkurse, um einzelne Szenen aufzubauen.
Natürlich ist auch der Massenmörder entkommen, so dass Lhoreda auf der einen Seite mit Crew/ Passagieren ums alltägliche Überleben und möglicherweise einige Klagen von einem an Bord befindlichen Anwalt kämpfen muss, auf der anderen Seite der Psychopath sie jederzeit unter sehr viel besseren Bedingungen für sich selbst überfallen und qualvoll ermorden kann.
Am Ende überdreht Peter Terrid bis zum klassischen Horrorfilmende während des Epilogs ein wenig den Bogen, in dem der Psychopath sogar eine Seuche an Bord entfacht, welche die Befallenen zu zombieartigen Monstren macht. Die kontinuierliche Auseinandersetzung auch über das Zusammenfallen der toten Zone hinaus findet eher im distanzierten Off statt und nimmt dem ganzen Roman ein wenig die Balance. Aber beginnend mit der schwierig zu greifenden Persönlichkeit des Psychopathen nicht zuletzt aufgrund seiner Mutantenfähigkeit bis zum Kampf Mann gegen Monster in den engen, schlecht beleuchtenden Gängen des gigantischen Luxusraumers erzählt Peter Terrid ein sehr stringentes, sehr rasantes Garn, in dessen Verlauf der Leser wie auch die Protagonisten kaum Zeit finden, um Luft zu schnappen.
Da Peter Terrid immer wieder ultimative Antworten verweigert und wie bei John W. Campbell und demzufolge auch John Carpenters „The Thing“ jeder Täter sein könnte, bietet sich vor allem in einem fast energielos im All treibenden gigantischen Raumschiff ein perfektes Szenario, um eine Art Perry Rhodan Horror Geschichte zu erzählen. Und packende Geschichten mit doppeldeutigen Zwischentönen, prägnant gezeichneten Charakteren vor exotischen, aber jederzeit auch nachvollziehbaren Hintergründen gehören zu den Stärken Peter Terrid, der sie in diesem im Grunde doppelt so umfangreichen „Planetenroman“ souverän und sehr unterhaltsam ausspielt.