White Noise - Schreie aus dem Jenseits

Originaltitel: 
White Noise
Land: 
USA / GB / Kanada
Laufzeit: 
94 min
Regie: 
Geoffrey Sax
Drehbuch: 
Niall Johnson
Darsteller: 
Michael Keaton, Michael Keaton, Deborah Kara Unger, Ian McNeice
Kinostart: 
24.02.05

Jonathan Rivers hat eigentlich ein schönes Leben - mit der Ex-Frau versteht er sich, mit seinem Sohn auch, seine jetzige Frau Anna erwartet ein Baby, im Beruf läuft alles gut. Doch eines Tages verschwindet Anna und wird einige Wochen später tot aufgefunden. Jonathan wird mit dem Verlust nicht fertig und vertraut sich einem Medium an, der die Stimmen der Toten im sogenannten weißen Rauschen wiederfinden will.
Jonathan ist fasziniert - und glaubt bald selber daran...


Filmkritik:
von Susanne Picard (für SF-Radio.net)

Davon haben die meisten schon mal gehört: Dass sich die Toten über das weiße Funkrauschen mitteilen, das man sieht und hört, wenn man einen Sender am Radio oder am Fernseher nicht richtig eingestellt hat. EVP - Electronic Voice Phenomenon - nennt man das (grenz-)wissenschaftlich. Und die meisten Mitmenschen halten das für blühenden Unsinn. Gleiche Schublade wie Tischerücken, Kristallkugel und Olga, die Wahrsagerin; weg, gibt's nicht, alles Quatsch. Was aber passiert, wenn man selbst einen lieben Menschen verliert und dafür noch gar nicht bereit war? Sieht man dann die Dinge anders?

Star-Architekt Jonathan Rivers sieht sich unversehens mit dieser Frage konfrontiert. Wie jeder ordentliche Horrorfilm beginnt auch dieser in einer Idylle. Die Sonne scheint, ein prächtiges Haus, selbst die Ex-Frau passt wunderbar in diese hübsche Patchworkfamilie, und außerdem ist Anna, Jonathans zweite Frau, schwanger.

Aber: Abends kommt sie nicht nach Hause. Punkt halb drei in der Nacht geht das Radio an, und Jonathan, der über seinen Unterlagen wartend eingeschlafen war, wacht auf und weiß nicht wieso. Nach einigen Wochen Ungewissheit, was denn nun mit Anna passiert sein könnte, stellt sich heraus, sie ist tot.

In diese Verzweiflung hinein meldet sich Raymond Price bei Jonathan. Er habe vielleicht Nachricht von Anna. Jaja, Spinner, hau ab, sagt sich Jonathan und vergisst die Begegnung wieder. Und lässt sich am Schluss doch noch hineinziehen in dieses EVP...

Michael Keaton, das muss man sagen, stellt diesen Architekten sehr glaubwürdig dar und macht so aus den ersten beiden Dritteln des Films eine interessante Psychostudie. Sein Jonathan kippt: Seine Welt geriet aus den Fugen, denn er hatte sie mit seiner Frau aufgebaut und nun steht er da und kriegt die Scherben ohne sie nicht mehr zusammen. Ein neuer Inhalt muss her. Die Bilder des Films verlieren die vorher allgegenwärtige Sonne, werden blass und regnerisch, die Landschaften enger und überall herrschen die Farben weiß und grau. Ist das Leben grau? Jonathans jedenfalls scheint es zu sein, vielleicht auch deswegen, weil sein neuer Lebensinhalt schon längst darin besteht, stunden-, ja, tagelang verschneite, flirrende Bildschirme anzustarren und jede Veränderung der wirbelnden Körner fieberhaft auf Spuren von Bildern zu untersuchen.
Und wer wollte es ihm verdenken? Wer weiß, vielleicht hätte man selbst dasselbe getan.

Und siehe da, er trifft auf Spuren, sogar auf welche, die anscheinend von Anna kommen. Und als Raymond auf mysteriöse Weise ums Leben kommt, macht Jonathan da weiter, wo der aufgehört hat. Das ist alles durch die Bilder plausibel und auch spannend, denn die Botschaften entstehen in diesem weißen Rauschen plötzlich und unversehens.

Aber natürlich wollen wir an dieser Stelle nicht zuviel verraten, denn dann wäre es ja mit der Spannung nix, gell? Aber trotzdem - zuviele Hoffnungen auf ein spannendes Ende sollte man sich dennoch nicht machen. Das scheint eine Schwierigkeit bei der Herstellung von Filmen dieses Genres zur Zeit zu sein: So gut sich ein Film anlässt, das Ende entspricht den aufgebauten Erwartungen leider nur selten. So ist es auch hier: So gut der Film in den ersten beiden Dritteln auch ist, so sehr sackt er leider im letzten Drittel ab. Die Geschichte wird, wenn man so will, nicht zu Ende erzählt, denn auch wenn mehrere mysteriöse Ereignisse im Film um halb drei stattfinden, offenbar Annas genauer Todeszeitpunkt, wird nicht wieder darauf eingegangen. Oder auch warum sie gestorben ist, oder ob ihr Tod etwas mit den mysteriösen Schatten zu tun hat, die im weißen Rauschen immer wieder zu erkennen sind, wird nicht weiter erwähnt.

Aber dennoch: “White Noise” gehört zu den gelungeneren Produkten des Genres, sollte man also nicht verpassen.