![Tubb, Im Bann des Computer, Moewig Verlag Tubb, Im Bann des Computer, Moewig Verlag](http://www.robots-and-dragons.de/sites/default/files/styles/medium/public/buchecke/moewig_tubb_tb_21.jpg?itok=E4PZ0OmQ)
Im Original wird das 12. Earl Dumarest Abenteuer wie die meisten anderen bisher veröffentlichten Bände nach der gegenwärtigen Frau/ Freundin des Weltraumtramps benannt: Eloise. Meistens bleiben die Frauen nicht lange im Dunstkreis des Weltraumtramps, wobei das Spektrum der immer erotischen/ willigen Frauen sich zwischen Verrat und naiver kindlicher Liebe bewegt.
Nur Kalin mit dem wichtigen Datendiebstahl bei den Cyclans hat einen längeren Eindruck bei Earl Dumarest hinterlassen. Eloise spielt lange Zeit auf einer Nebenhandlung eine wichtige Rolle. Im Vergleich zu den anderen, teilweise auch stereotyp aufgebauten Dumarest Bänden bewegt sich der Protagonist sehr lange, vielleicht sogar zu lange Zeit auf eine neue, Informationen über die Erde versprechende Welt zu, während der Leser sehr viel mehr aus den Zwischenepisoden über diesen technokratischen Planeten erfährt, so dass er selten genug für diese Serie sogar einen Wissensvorsprung hat. Der deutsche Titel „Im Bann des Computers“ ist in den USA 1975 erschienen. In einer Zeit, in welcher sich die Science Fiction mehr und mehr auf das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine zu besinnen begann und vor allem die “New Wave“ Bewegung provokante Thesen aufstellte. Vielleicht wollte Tubb deswegen von seinen eher abenteuerlichen, von mittelalterlichen Strukturen durchzogenen Plots abweichen und präsentiert lange Zeit eine durchaus kritische Auseinandersetzung mit der Allmacht der Maschine, welche das Leben aller Menschen dieser Stadt von der Geburt bis zum Tod begleitet. Eloise ist dabei eine Außenseiterin, die sich nicht mit den Vorgaben der Gesellschaft abfinden will und nicht nur innerlich, sondern äußerlich rebelliert. Das Bild dieser Gesellschaft wirkt dabei in sich relativ stereotyp. Tubb folgt den Vorgaben anderer Science Fiction Autoren und schafft es nicht, die Verdummung der Menschen durch die Maschine deutlich herauszuarbeiten. Auf der anderen Seite ist Eloise isolierte, aber friedliche Gesellschaft in Dumarest barbarischen Universum auch eine Wohltat.
In vielerlei Hinsicht muss der Leser allerdings auch die Ausgangslage im Vergleich zu anderen Dystopien berücksichtigen. Der Computer herrscht über die isolierte Siedlung Lockeis, ein Paradies inmitten einer Eiswüste. Die Ressourcen sind trotz der fortgeschrittenen Technik begrenzt und eine unkontrollierte Vermehrung der Menschen würden die Grenzen dieses erzwungenen Idylls sprengen. Tubb geht aber nicht mehr auf den Hintergrund dieser Schöpfung ein. Er konfrontiert vor allem Dumarest und damit auf Augenhöhe den Leser mit ihr. Auf der anderen positiven Seite ist es natürlich für den unberechenbaren Faktor, den der Weltraumtramp immer wieder darstellt, auch leichter, diese Mission eher unabsichtlich aus der Knechtschaft der Maschine zu befreien und ihnen einen Weg in eine allerdings auch wirtschaftlich unsichere Zukunft zu ermöglichen. Wie angedeutet überschlagen sich die Ereignisse in der zweiten Hälfte des Romans zu sehr, da der Standardumfang seiner Bücher immer im Original zwischen einhundertfünfzig und knapp zweihundert Seiten schwankt. Anstatt die Spannung kontinuierlich wie in den voran gegangenen Abenteuern aufzubauen und teilweise sogar verschiedene rote Fäden zusammen zu spinnen, wirkt das Eintreffen Dumarest, gerettet vor dem Erfrierungstod höchstens konsequent. Zusätzlich wird der Weltraumtramp bei seiner Suche nach der Erde nicht in die Irre geführt oder absichtlich manipuliert, sondern der Absturz über dieser Welt ist das Ergebnis eines Unglücks im All. Es ist schade, dass Tubb vor allem die soziologischen Aspekte dieser isolierten und auf sich selbst gestellten Gesellschaft nicht gründlicher extrapoliert und damit das Dumarest Universum in eine gänzliche andere Richtung weiterentwickelt hat. Wie oft ist Dumarest auf Epigonen der mittelalterlichen Tyrannen gestoßen. Es hätte vor allem in doppelter Hinsicht Sinn gemacht, da zu Beginn des Buches sich die Cyclan noch einmal intensiver mit Dumarest beschäftigen. Sie brauchen das von Kalin ihm anvertraute Geheimnis, um weitere Cyclan herzustellen und damit endlich die Machtbasis konsequenter auszubauen. In mehrfacher Hinsicht wäre Dumarest vom Regen – die Cyclan – in die Traufe – der alles beherrschende Computer in Lockeis – gekommen. Aber diese ambivalenten Zwischentöne vermisst der Leser.
Dabei soll nicht gesagt werden, dass „Eloise“ die Spannung fehlt. Alleine die Anreise ist abenteuerlich. Da Dumarest mit seinem sechsten Sinn erkennt, dass die Cyclan ihn nicht nur auf diesem Planeten entdeckt haben, sondern sie ein aggressives Interesse an ihm zeigen, beschließt er, die Welt nicht zum ersten und vor allem auch nicht zum letzten Mal an Bord eines Seelenverkäufers zu verlassen. Tubbs Zukunft wird immer sehr geschickt aus der Gegenwart extrapoliert. Dumarest lebt ja zwischen den Fronten. Aufgrund seiner Intelligenz, seiner Erfahrung und teilweise auch seiner instinktiven Skrupellosigkeit – obwohl er einige Männer nicht nur in der Arena tötet, betont Tubb impliziert immer wieder, dass es sich um Verbrecher oder Mörder handelt - ist er den meisten Mitmenschen überlegen. Hinzu kommt, dass er sich auch leicht wie zu alten Schifffahrtszeiten die Passagen zwischen den einzelnen Welten mit harter Arbeit verdienen kann. Nur selten reist er elegant im Tiefschlaf. Dabei arbeitet der Autor nicht immer nachvollziehbar und glaubwürdig heraus, dass Earl Dumarest auch an Bord der jeweiligen Handelsschiffe im Grunde alle Posten inne haben könnte. Historisch greift der Autor dabei auf die ersten Weltraumreisen Dumarest zurück, die er mit einem sanftmütigen Kapitän nach seiner Entdeckung als blinder Passagier unternommen hat. Diese haben ihn immer weitere von der Erde entfernt, so dass er jetzt kaum eine Chance hat, anhand der vorhandenen Informationen wieder zurück zu finden. Der rote Faden der ganzen Serie. Aber inzwischen sind nicht nur einige Jahre vergangen. Auch wenn technologischer Fortschritt in der Dumarest Serie eher ein Fremdwort ist, erscheint es unwahrscheinlich, dass die Assimilation Dumarest nicht nur an Bord von Raumschiffen, sondern im Grunde überall im Universum nicht nur problemlos, sondern ihn charakterlich umgehend aus der dummen Masse herausragen lässt.
In „Eloise“ handelt es sich nicht nur um einen Seelenverkäufer, sondern eine unerfahrene Crew, die auf eine Raumkrümmung – ein Phänomen, das E.C. Tubb eher wirken lässt als es zu erklären - nicht richtig reagiert. Dumarest kann diese Katastrophe absehen, den Absturz aber über einer Eiswelt passend mit atembarer Atmosphäre aber nicht verhindern. Neben dem Weltraumtramp gibt es nur einen weiteren Überlebenden. Gemeinsam müssen sie durch auf der Suche nach einer Heimstatt durch die unwirtliche Naturgewalten schlagen. Auch wenn Tubb diese fremde Welt atmosphärisch überzeugend präsentiert, fehlt den Szenen eine innere Spannung. Da die Nebenfiguren zu wenig nachhaltig entwickelt worden sind, ist es dem Leser zynisch gesprochen im Grunde egal, ob der angeschlagene junge Mann überlebt oder nicht. Das Dumarerst diese Odyssee übersteht, steht ja von Beginn an außer Frage.
Die für den Umfang des Buches lange Reise über die Oberfläche des Planeten verbindet die beiden Teile des Buches – die Flucht von der einen Welt, das Geschehen um Eloise und den allmächtigen Computer – weniger fließend als eher mechanisch, so dass „Im Bann des Computers“ trotz einiger neuer Wege, die Tubb angerissen aber leider nicht vollendet hat, eher ein sehr durchschnittliches Abenteuer ist, das vor allem an dem überraschend fehlenden melancholischen Unterton einiger anderer Teile der Serie scheitert.