Mittelteile einer Trilogie sind immer schwer zu definieren. Vor allem wenn es sich um die graphische Adaption eines berühmten Romans handelt. Christophe Bec sowie seine Zeichner Fabrizio Faina sowie Mauro Salvatori haben den Auftaktcomic mit dem bekannten Paukenschlag der Dinosaurier auf der abgeschiedenen Hochebene beendet. Jetzt geht es einmal um die Entdeckung dieser vergessenen Welt. Zum anderen ist aber auch der Autor Christophe Bec gefragt, der vor allem Arthur Conan Doyles markante Kritik an der Blindheit der populären Naturwissenschaften an Hand der konträren Charaktere glaubhaft darstellen muss.
Neben dem einheimischen pragmatischen und überlebenswichtigen Helfer, dem arrogant bei wichtigen Entscheidungen bis auf Challengers Initiative jegliches Stimmrecht genommen wird, ist es der Groschenheftautor Ned, der aus Liebe zu Gladys verzweifelt versucht, zu einem Held zu werden. Das ambivalente, anscheinend einseitige Verhältnis seiner aus einem gehobenen Stand wie arroganten Freundin gegenüber wird in einem längeren Rückblick noch einmal beleuchtet. Damit distanziert Doyle Ned ganz bewusst von seinem anderen sehr viel berühmteren Chronisten Doktor Watson, denn während Watson zumindest ein teilweise sehr agierender Helfer gewesen ist, dient Net in erster Linie als williger Stichwortgeber. Sehr viel stärker ist der Kontrast zwischen dem Naturwissenschaftler Summerle und natürlich Challenger herausgearbeitet. Schon in Doyles Romanen wirkt Challenger wie ein emotional stark aufgeladener Halbbruder zu Sherlock Holmes, der keine Fakten akzeptiert, die er nicht selbst untersucht hat. Auch wenn er sich auf dem Boden der Naturwissenschaften bewegt, sucht er die Herausforderung und erkennt nur praktische Feldarbeit an. In einigen Szenen der vorliegenden Ausgabe arbeitet Bec diese Position sehr gut heraus. Auf der anderen Seite ist Challenger ein Mann, der sich selbst auch opfern würde, um seine Kontrahenten auf dem wissenschaftlichen Feld vor körperlichen, aber nicht intellektuellem Schaden zu bewahren. Summerle dagegen vertritt weiterhin das alte England mit seiner belehrenden Einstellung dem niederen Volk gegenüber. Auch wenn er inzwischen eingesehen hat, dass es diese vergessene Welt gibt, kann er die Fakten weniger akzeptieren als einordnen. Der Konflikt bestimmt wichtige Teile der Handlung und Bec schafft es, die zwischenmenschliche Ebene nicht zuletzt dank der markanten, teilweise aber zu oberflächlichen Gesichterzeichnungen insbesondere für einen die Romanhandlung zusammenfassenden Comic sehr gut zu zentrieren.
Im Mittelpunkt stehen aber weiter die teilweise beeindruckenden Zeichnungen. Alleine das Eintreffen am See mit seinen photorealistischen Graphiken ist ein Höhepunkt dieser Ausgabe. Die erhabene Ewigkeit dieser vergessenen und isolierten Welt wird sehr gut herausgearbeitet. Immer wenn Faina und Salvatori sich auf die Hintergrnde konzentrieren, zeigt sich, wie realistisch das Medium Comic insbesondere im Vergleich selbst zu gegenwärtigen Computer animierten Spektakeln wie „Jurrassic World“ noch wirken kann. Bei den Actionszenen – verschiedene Begegnungen mit der Flora und Fauna dieser Welt – überzeugen sie nicht immer. Die Fokussierung auf einzelne perspektivisch durch aus originell gezeigte Szenen wird durch das unrealistische Blut und vor allem die fehlende Dynamik der Feuerbilder negiert. Stellenweise hat der Leser und Betrachter der Bilder das unbestimmte Gefühl, als wirken Faina und Savatori nicht immer harmonisch aufeinander abgestimmt. Wie die beiden herausragenden Teammitglieder Challenger und Summerlee driften an einigen Stellen ihre zeichnerischen Stile auseinander. Sie werden erst in den wenigen ruhigen Phasen durch die angesprochenen, teilweise doppelseitigen Landschaftskompositionen wieder eingefangen, welche die Erhabenheit dieser vom Untergang bedrohten Welt gut wiedergeben.
Im Vergleich zum Auftaktalbum, in dem Bec eine bekannte und sehr vertraute Geschichte durch eine Veränderung der Schwerpunkte originell erzählen konnte, werden Anhänger der literarischen Vorlage im Vergleich zu den Filmadaptionen solide unterhalten. Es fehlt aber die Faszination dieser ersten Begegnung mit den Dinosauriern, die Spielberg in seinem „Jurrassic Park“ so eindrucksvoll auf die Leinwand zaubern konnte. Die für einen Comic teilweise überdurchschnittlich fokussierte Interaktion zwischen den einzelnen Teammitgliedern und ihren so unterschiedlichen Weltauffassungen gleicht wie die großen an Gemälde erinnernden Zeichnungen diese Schwäche aus, wobei es sich empfiehlt, die drei Bände in einem Zug zu lesen, um die auch heute fast einhundert Jahre nach der Erstveröffentlichung vorhandene innere Spannung dieser Geschichte vom Aufbruch bis zum feurigen Ende der Geschichte genießen zu können.
Einband | Hardcover |
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Seiten | 56 |
Band | 2 von 3 |
Verlag | Splitter |
ISBN | 978-3-95839-025-6 |
erschien am: | 01.08.2015 |