„Das Licht von Terrania“ aus der Fedr Oliver Plaschkas erscheint pünktlich zu Weihnachten und die von Homer G. Adams organisierte Weihnachtsfeier ist wahrscheinlich auch einer der kitschig verklärten Höhepunkte eines soliden, aber hektisch inszenierten Romans, in dem neben den inzwischen frustrierten „Deus ex Machina“ Lösungen auch die Entwicklung der Figuren endgültig ins Stocken gerät. Fragwürdig ist aber das Aufkleber auf dem ansonsten gelungenen Titelbild, der von einer neuen Staffel „Kampfzone Erde“ spricht und das ein Neuleser jetzt einsteigen soll, während wie bei den letzten Zwölfteilern die „Trennung“ eher willkürlich erscheint und der Einsteiger durch den im Grunde fortlaufenden Handlungsstrang verwirrt wird. Spätestens mit „Neo“ 100 sollten die Herausgeber überlegen, ob eine Gestaltung analog der alten fünfziger Zyklen der Erstauflage sinnvoller ist. Immerhin umfasst die bislang enttäuschend verlaufende Besetzung der Erde mit Abschluss von „Kampfzone Erde“ immerhin sechsunddreißig Taschenhefte, was ungefähr fünfundsiebzig Heftromanen entspricht.
Das schwächste Handlungselement ist die Gefangennahme und anschließende Befreiung Perry Rhodans. Auch wenn auf diese Idee immer wieder zurückgegriffen wird, erscheint es fragwürdig, dass eine der dieser Methoden wirklich mal zum Ziel führt. Vielleicht wäre es einfach eine überraschende Wendung, wenn Perry Rhodan wirklich einmal plaudern und damit auch entsprechenden Schaden anrichten könnte. Vor allem ist diese mechanische Wiederholung von antiquierten Ideen im vorliegenden Roman doppelt frustrierend, da Satrak sich hinsichtlich des Verhörs der Gefangenen tatsächlich etwas aus seiner Heimat hat einfallen lassen. Da die konventionelle Methode natürlich nicht zum Erfolg führen kann, greift er auf die Schlafbäume zurück, die Satrak zusammen mit Flora und Fauna sowie einigen Tieren von seinem Heimatplaneten hat importieren lassen. Diese Schlafbäume nehmen im Grunde die Humanoiden in sich auf und initiieren als halbintelligente Pflanzen eine ambivalent einsetzbare Synthese. Dabei reicht das Spektrum vom Heilen und Energie zuführen bis zum Aufnehmen von Erinnerungen. Im effektivsten Fall spielen sie dem „Partner“ Träume zu, die bei richtiger Führung die Informationen absaugbar an die Oberfläche spülen, die Satrak benötigt. Satrak lässt alle drei in die Bäume legen. Oliver Plaschka gibt sich sehr viel Mühe, den exotischen Hintergrund zu beschreiben und mit Satrak verfügt der Roman sogar über einen akzeptablen und vor allem auch vielschichtig dargestellten Antagonisten, dessen eigentliche Motive unabhängig von den Interessen der neuen Herrscherin auf Arkon noch positiv für die Spannung im Hintergrund bleiben. Aber um aus dieser ausweglosen Situation herauszukommen, greifen Frank Borsch und Oliver Plaschka leider zu einem frustrierenden Mittel. Bevor die Träume nach Perry Rhodan greifen können, bricht das Enteron aus Perry Rhodans Hüfte aus und verschmilzt quasi mit dem Spazierstock eines herbeigeholten Aras – der Ara sollte sich eigentlich um eine Puppenleiche kümmern – zu einer neuen Entität, die aufgrund des Haselnussholzes mit Perry Rhodan telepathischen Kontakt (!!!) aufnehmen kann und die drei Gefangenen aus ihren Träumen befreien kann. Wie schon angedeutet wirkt diese Wendung der Ereignisse nicht nur unglaubwürdig, sie nimmt dem bisherigen Handlungsverlauf einiges an Spannung. Ab diesem Moment geht alles mechanisch relativ schnell. Stellvertretend für die ehemaligen Gefangenen wird der Leser über die Struktur der Bäume von Enteron aufgeklärt. So können diese Pflanzen bei Nährstoffmangel von alleine wie in Tolkiens „Herr der Ringe“ wandern und ihre Position verändern. Satrak hat zwar in seiner Biosphäre inklusiv der persönlichen Baumassistentin alles perfekt ausbalanciert, aber das Enteron kontrolliert nicht nur die Bäume, sondern über deren Wurzelkontakt auch die Positronik. Die drei Bäume marschieren aus der Biosphäre zum Ufer des Goshum Sees und damit auch außerhalb der Biosphäre, wo anscheinend sich schon andere Bäume angesiedelt haben. Mit diesem simplen Trick sind die drei Gefangenen ernsthaft frei, ohne das es überhaupt einen Aufpasser/ Wächter oder auch nur Roboter gibt. Bedenkt man, dass erstens Satrak schon von der Problematik der wandernden Bäume weiß und deswegen die Biosphären hätte absichern müssen, dann erscheint es zweitens fragwürdig, warum er niemanden während der Traumphasen zur Sicherung der Gefangenen abgestellt hat und drittens warum die ersten Bäume aus einer perfekten Umgebung „geflohen“ sind. Als dann die entsprechenden Sicherheitskräfte attackieren, ist wieder das Enteron da und greift die Gegner an. Zusätzlich wird versucht, die drei Flüchtlinge mit einem Miniaturraumschiff in Asteroidendesign aufzusammeln. Ein zweites Schiff scheint einzugreifen und zumindest Thora zu schützen. Mit diesem Cliffhanger endet die entsprechende Sequenz. Während Oliver Plaschka sich redlich bemüht, diesen Spannungsbogen ernsthaft zu erzählen, wirkt die in diesem Fall parallel laufende zweite Handlungsebene mit den Weihnachtsbräuchen und Adams Ideen bizarrer, aber aufgrund der überdrehten, frei jeglicher Bodenhaftung präsentierten Ideen aber deutlich interessanter.
Nachdem Adams erfahren hat, dass Thora, Reginald Bull und Perry Rhodan gefangen genommen worden sind, will er mittels einer Weihnachtsfeier im Stardust Tower die Obrigkeit ablenken, damit als Bauarbeiter getarnte Widerstandskämpfer in den Fürsorgerpalast eindringen und die Gefangen befreien können. Was das eine mit dem anderen zu tun hat, wird nicht unbedingt klar. Angesichts der Dominanz von Kampfrobotern, die Jahreszeiten unempfindlich sind, besteht kein Vorteil darin, den Fürsorger einzuladen. Satrak und die anderen Gäste werden aber zumindest mit den verschiedenen Weihnachtsbräuchen und vor allem extrem fett und damit auch kalorienhaltigen Essen konfrontiert. Ob Adams die Arkoniden auch gleich vergiften möchte, ist nicht klar zu erkennen. Die Szenen sind witzig geschrieben und Oliver Plaschka hat viel Spaß damit, verschiedene Bräuche zu karikieren, aber Spannung kann der Autor mit dieser Ablenkung leider nicht aufbauen. Adams wendet sich mit einer Rede an die verblüfften Arkoniden und erklärt ihnen, dass Menschen und Arkoniden genetisch voll kompatibel sind. Er versucht mittels eines Bluffs den Arkoniden zu vermitteln, das die Menschen von ihnen abstammen und sie eher Kolonialarkoniden sind. Die Rechtsform des Protektorats würde sich deswegen verbieten. Das diese Behauptungen erstens innerhalb weniger Sekunden durch einen Blick in die Computerdatenbände als Lüge entlarvt werden können und zweitens Adams bislang ambivalente Position gefährden, wird leider nicht überdacht. Vor allem verliert Oliver Plaschka die Grundidee dieser Weihnachtsfeier aus den Augen und schlägt keinen entsprechenden Bogen zu den Ereignissen um Perry Rhodans Flucht.
Eine kleinere Nebenhandlung setzt sich mit den Aras auf der Erde und den Puppen auseinander. Insbesondere die Aramedizinerin Neyle im Central- Krankenhaus gehört zu den interessanten, aber auch ausbaufähigen Protagonisten, während ihre Begegnung mit einem schwerkranken Mongolen eine emotional überzeugende Szene dieses Buches ist. Der weitere Verlauf der Handlung unterminiert allerdings den positiven Eindruck dieser Situation. Es ist ein Geschenk des Mongolen, das schließlich zu der seltsamen Flucht Perry Rhodans gehört. Die Verbindung zwischen den Handlungsebenen ist abschließend bemüht, aber der Auftakt ist sehr gut geschrieben. Auch die Hinweise auf die Puppen sind besser platziert als in den letzten Taschenheften. Aber diese wenigen Höhepunkte in einem ansonsten inhaltlich ungewöhnlich hektischen, aber eher als Slapstick erscheinenden Band reichen nicht aus, um die enttäuschend verlaufende und an keiner Stelle des Potential ausschöpfende Handlungsebene um die besetzte Erde nachhaltig zu beleben und mit diesem „neuen“ Staffelbeginn wirklich neue Leser problemlos in das endlos komplizierte erscheinende „Neo“ Universum zu ziehen. Frustrierend ist weiterhin, dass insgesamt drei seltsame, neuartige oder unbekannte Raumschiffe in zwei wichtigen Sequenzen auftauchen und entsprechend Charaktere entweder mitnehmen oder entführen. Derartige Doppelungen in der Handlung sind keine Stärke der „Neo“ Serie, sondern unterstreichen unnötig komplizierten angelegten, sich immer weiter verschachtelnden Plots, in denen vielleicht irgendwann das große Ganze zu erkennen sind, die aber in den Details für den Leser nicht nachvollziehbar oder zufriedenstellend entwickelt worden sind.
- Format: Kindle Edition
- Dateigröße: 723 KB
- Seitenzahl der Print-Ausgabe: 171 Seiten
- Verlag: Perry Rhodan digital (18. Dezember 2014)
- Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
- Sprache: Deutsch
- ASIN: B00PAXIRG6