Flash Gordon 3 - Der Untergang von Ming

Alex Raymond

Im dritten und vorletzten Band mit Zeichnungen von Alex Raymond ist Flash Gordons Motto nicht nur, auf Mongo den Planeten zu befrieden und Mong zu besiegen. Sein Überheld zieht in einen fiktiven auf der Erde sich abspielenden Krieg gegen das rote Schwert – unschwer als eine literarische Alliteration auf Japan zu erkennen -, sondern  einmal Erde und zurück. Dieser Band fasst die farbigen Sonntagsseiten der Jahre 1941 bis 1944 zusammen.

Dave Gibbons geht in seinen einleitenden Worten „Die Zukunft von gestern“ nicht nur auf die besondere Art der Technik – gigantische Hebel, Lichtblitze zwischen gigantischen Säulen – ein, sondern zeigt auf, dass der Leser in der Gegenwart zwar technisch mehr vorzeigen kann, aber vieles auch langweilig erscheint. In einem ergänzenden Essay geht Doug Murray auf die Zeit des Zweiten Weltkriegs ein. Alex Raymond suchte anscheinend schon zeitlich früh eine Anbindung seiner Comicserie wieder an die aktuellen Geschehnisse. Neben Arbeiten unter anderem für Kataloge, aber auch einen Aufruf zum Kauf von Kriegsanleihen griff Flash Gordon aktiv in den Zweiten Weltkrieg ein. Später meldete sich Alex Raymond selbst zum Dienst und nach einem achtwöchigen Vorlauf mit schon produzierten Zeichnungen gab er den Zeichenstab an seinen zeitweiligen Vertreter Aston Briggs ab. Nur Don Moore als Texter blieb der Serie bis zu ihrer Einstellung im Jahre 1953 erhalten.

Im ersten Viertel wickelt Alex Raymond die Ereignisse auf Mongo und um Ming, den Tyrannen ab. Konzentrationslager, Geheimpolizei, Folter und ein martialisches aggressives Auftreten zeichnete schon die im zweiten Sammelband zusammengefassten Geschichten aus. Handlungstechnisch wirkt der Plot allerdings gedrängt. Es geht hin und her mit einer Befreiungsaktion von Dale- eine von natürlich vielen auch in diesem dritten Hardcover – und schließlich dem kurzfristigen Sturz des Diktators. Dabei werden von den Schurken das Bewusstsein manipulierende Drogen eingesetzt, welche den freien Willen ausschalten. Und das auf beiden Seiten, wobei Flash Gordon den willenlosen Ming positiv missbraucht, um die Diktatur zu beenden und eine Art oligarchische Demokratie einzuführen. Ohne klassische Anführer wie Prinz Barin als legitime Nachfolger geht es zumindest auf Mongo noch nicht.

Kontakt wird zur Erde hergestellt. Dort bedroht ein Diktator mit seiner Militärmaschinerie die USA. Flash Gordon, Zarkov und Dale fliegen mit einem Arsenal moderner Waffen zur Erde. Allerdings stürzt die Rakete ab und die Drei werden aus dem Meer geborgen. Ihre Rakete versinkt. In den USA begegnen ihnen nicht nur Misstrauen, sondern überall sind Handlanger und Spione des Feindes. Teilweise in erstaunlich hohen Positionen. Damit folgt Alex Raymond dem paranoiden Hollywoodkino dieser Zeit, das sich nicht nur in einer Reihe von antifaschistischen Filmen gegen den Krieg und für eine kontinuierliche Wachsamkeit dem inneren Feind gegenüber artikulierte, sondern die Wehrbereitschaft der USA aus dem Inneren heraus proklamierte. Nicht selten waren auch Emigranten wie Fritz Lang an dieser Art von Kino beteiligt.

Auch wenn Zarkov aus dem Nichts heraus immer wieder Wunderwaffen und dabei eine Art Fließbandarbeit mit hohem Tempo als Einmannbetrieb entwickelt hat, sind die zwischen Sommer und Dezember 1941 veröffentlichten Sonntagsseiten sehr markant.   Flash Gordon verhindert einen kombinierten Luft- und Marineangriff der feindlichen Flotte mit seinem Raketenraumschiff. Von der technischen Seite – Wasser in gigantische Eisbergmeere zu verwandeln – abgesehen nimmt Alex Raymond zusammen mit Don Moore den heimlichen Angriff auf Pearl Harbour vorweg. Die amerikanische Aufklärung weiß nicht von der feindlichen Flotte, erst Flash Gordons aus Bluff und überlegener Technik ausgeführte Ein-Mann-Verteidigungs-Variante zeigt die Blindheit der offensichtlich amerikanischen Aufklärung dem Leser im Allgemeinen und leider nicht den Verantwortlichen im Besonderen vor Augen. Das Erstveröffentlichungsdatum jeder einzelnen Seite ist unten abgedruckt, so wirken die auf der Erde spielenden Szenen wie ein verhängnisvoller Countdown bis zum 6.12. 1941 hin. Im Comic besiegte Flash Gordon zu diesem Zeitpunkt die Flotte des Feindes, kann aber noch nicht den Weltkrieg beenden. In der bitteren Realität traten die USA wieder in den Krieg ein.

Ansonsten nutzen Don Moore und Alex Raymond das stellenweise vor allem in der hier präsentierten Konzentration stereotype Konzept der Serie mit entsprechenden Bluffs; verschiedenen Zellen, aus denen Helden und Schurken abwechselnd erstaunlich leicht entkommen können und schließlich der Rettung in letzter Sekunde. Dabei spielt es handlungstechnisch keine Rolle, ob es sich um eine Dschungelpatrouille auf Mongo; ein zufällig vorbeifliegendes Luftschiff oder bei den auf der Erde spielenden Episoden um einen Kreuzer bzw. Flugzeugträger – zweimal werden Flash Gordon, Dale und Zarkov aus dem Wasser gefischt – der amerikanischen Marine handelt.

Da ein Sieg gegen die Flotte des Diktators nicht ausreicht, müssen Zarkov, Flash Gordon und Dale nach Mongo zurückkehren, um Radium zu holen. Der Treibstoff an  Bord der wieder schnell zusammengebauten Rakete ist knapp bemessen, so dass sie wieder in einem exotischen, wie unbekannten Teil Mongos notlanden müssen.

Der Auftakt mit einer wunderschönen Königin, ihrem verräterischen Verräter und den schweren, von exotischen Tieren zugefügten Verletzungen wirkt wie ein Sprung zurück an den Anfang der Serie. Auch wenn die Expedition nach Mongo wegen des auf der Erde nicht in ausreichender Menge vorhandenen Radiums von Alex Raymond und Don Moore zumindest logisch vorbereitet worden ist, muss der neue/ weitere Handlungsstrang für die Leser noch mehr angesichts des Kriegseintritts der USA wie Fluchtlektüre der leichten Art vorkommen. Und das in einer Zeit, als aufgrund der Papierknappheit viele Zeitungen Comicstrips en Masse aussortierten und einstellten.    

Im letzten Abschnitt finden sich auf die ersten Sonntagsseiten Aston Biggs, der kurze Zeit eingesprungen ist, als Alex Raymond andere Terminaufträge übernommen hat.   Raymond war mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Die Seiten stechen auch negativ hervor. Sie sind deutlich einfacher gestaltet, die feine Strichführung wirkt grober und die Gesichter unrealistischer. Der Krieg muss Raymond derartig gefesselt haben, dass er im Grunde gleichgültig seiner Nachfolger gegenüber gewesen ist. Sonst hätte er Aston Biggs nicht das Feld überlassen.

Auch der Texter Don Moore wirkt weniger inspirierend. Der Weg führt vom Dschungel Mongos in die Feuerwüste. Die Flüchtenden begegnen nicht nur einer Reihe von exotischen Tieren, die aber mit ihrer Mischung aus Schlangen, Sauriern und gigantischen Würmern aufgrund der Farbgebung eher bizarr als exotisch erscheinen. Flash Gordon, Dale und Zarkov stranden schließlich im Königreich Tropica, regiert von einer jungen schönen Frau. Dort kennt man den Namen Flash Gordon eher aus weiter Ferne. Technisch gesehen müsste Flash Gordons Auftreten eher wie ein Donnerschall erscheinen, denn Mongo ist zwar ein Planet, aber kein Universum.

Der Tyrann Ming wurde gestürzt, im Grunde ein großer Teil dieser technisch irgendwo zwischen Barbarei und Zukunft angesiedelten aus vielen unterschiedlichen Königreichen bestehenden Ansiedlungen vom Joch befreit. Flash Gordon fliegt zur Erde und kehrt zurück. In der Zwischenzeit müsste sein Name legendär überall auf dem Planeten bekannt sein.

Ein großer Teil dieses Handlungsbogens nimmt der Sturz der schönen Königin durch einen natürlich sadistischen Untergebenen ein. Die gemeinsame Flucht. Verschiedenen Gefangenennahmen auf beiden Seiten, Verräter an den entsprechenden Stellen und immer wieder Konfrontation zwischen Jägern und Gejagten vor exotischen Hintergründen. Aber Alex Raymond und Don Moore verzetteln sich in zu vielen Wiederholungen. Teilweise nicht nur hinsichtlich der ganzen Serie, sondern innerhalb des Teilhandlungsabschnitts. Die Hintergründe und Personen sind austauschbar, aber die grundlegenden Szenarien inklusiv der eifersüchtigen Frau, die sich dann mit einem mehrfachen Verräter und Mörder aus Eifersucht verbündet, hat man zu oft in „Flash Gordon“ gelesen.

Das Großformat bringt wieder die durchgängige Qualität der Zeichnungen Alex Raymond schön zur Geltung. Allerdings auch die Schwächen seines Vertreters und Nachfolger. Der hoffentlich bald publizierte vierte Band wird die Alex Raymond Ära abschließen. Auf der letzten Seite kehren Flash Gordon, Dale Arden und Zarkov in das Reich Mings zurück.

Die auf der Erde spielenden teilweise ein wenig zu heroisch beschriebenen Kriegsszenen erden den ansonsten phantastischen und für die Ära auch sehr modernen (ohne Berücksichtigung des Frauenbildes) Plot. Wie die ersten beiden Bücher dieser empfehlenswerten Werksausgabe spricht der Hannibal Verlag die Legionen von „Fash Gordons“ Fans genauso an wie mögliche Neueinsteiger, die vielleicht mal schauen wollen, wen Queen auch musikalisch unsterblich gemacht hat.   

 

1. Auflage December 2021, 208 Seiten, Hardcover
Format: 25 x 28
Flash Gordon Band 3
ISBN 978-3-85445-714-5
35,00 EUR
sofort lieferbar

Flash Gordon

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