Mit „Crisis 2000“ legt der Apex Verlag einen Science Fiction Roman des britischen Autoren Charles Eric Maine neu auf, der ursprünglich 1955 unter dem Titel „Crisis 2000“, drei Jahre später unter „The Wall of Fire“ in England erschienen ist. Das Buch erschien in Deutschland als Leihbuch im Gebrüder Weiß Verlag und erst 1972 in der Reihe der Terra Taschenbücher.
Charles Eric Maine ist durch die Verfilmung seines Romans „Spaceways“ durch Terrence Fisher für das Hammer Studio genauso bekannt geworden wie die Adaption seines nicht in Deutschland publizierten längeren Textes „The Mind of Mr. Soames“.
Seine Kurzgeschichten und Romane erschienen in Deutschland vor allem im Pabel Verlag bzw. bei den Goldmann Weltraumtaschenbüchern.
Der Roman spielt im Jahre 2000. In seiner Version findet die Weltausstellung dieses Jahres nicht in Hannover, sondern in New York statt. Ein Senator lädt vollmundig nicht nur alle Völker der Welt ein, in New York sich zu präsentieren, sondern auch Bewohner des Kosmos. Diese nehmen prompt seine Einladung an.
Eine fliegende Untertasse nähert sich New York, setzt auf dem Gelände auf und bedankt sich für die Einladung. Ein unsichtbarer und für die Menschen undurchdringlicher Wall umgibt das Raumschiff. Die Fremden warnen die Menschen, dass sie diesen Wall noch erweitern werden und sie sollen sich aus der Schutzzone begeben, ansonsten werden die vernichtet.
Natürlich ruft dieses aggressive Verhalten das amerikanische Militär auf den Radar, das gerne derartige Bedrohungen notfalls auch atomar beseitigt.
Der Roman ist aus heutiger Sicht nur teilweise interessant. Zu den Schwächen gehört die Liebesgeschichte. Eine Frau zwischen zwei Männern. Im Grunde ist sie in ihrer Beziehung glücklich, bis sich der forsche Wissenschaftler hineindrängt und die Beziehung egoistisch auseinanderbringen möchte. Die Dialoge wirken sperrig. Es ist keine Überraschung, das gegen Ende die den Männern emotional überlegene Frau einen wichtigen Schlüssel zur Lösung beiträgt, aber die Männer sich die Hand geben und alles vergessen müssen, um die finale Auseinandersetzung anzugehen. Und diese geht in eine etwas andere Richtung als es der Leser erwartet.
Die Zeichnung aller Protagonisten ist eher eindimensional bis pragmatisch. Der Autor konzentriert sich eher auf mögliche Handlungen und ihre Positionen als auf eine dreidimensionale Charakterisierung. Dadurch gehen dem Buch zu Lasten einiger Klischees eine Reihe von sperrigen Ansätzen verloren. Positiv ist allerdings, dass Charles Eric Maine vor allem dem amerikanischen Militär im Einklang mit der entsprechenden Politik gegen Ende des Buches die Möglichkeit gibt, das eigene Verhalten zu überdenken.
Bis zu diesem sehr späten Punkt wird das Militär allerdings sehr kritisch angesehen. Anfänglich versuchen sie Dominanz zu zeigen, um dann einzusehen, dass ihr Weg der falsche ist. Eine Verkettung von unglücklichen Umständen führt dann in eine Katastrophe, welche sie nicht richtig interpretieren können und die Schuld natürlich bei Anderen suchen. Interessant ist aber, das im Laufe des Buches ein gewisses Umdenken einsetzt und sie erkennen, dass nicht zuletzt dank des politischen Drucks ihr Weg nur bedingt funktionieren kann. Charles Eric Maine wollte aber keinen gänzlich dunklen Roman schreiben und hatte selbst für dieses Szenario eine Art Totmannschalter im Köcher, der zur Verblüffung aller eingesetzt wird.
Zu den Stärken gehört die originelle Ausgangslage. Die Weltausstellung als Symbol einer zusammenwachsenden Erde natürlich in New York und die fatale Einladung. Es ist für einen Roman der fünfziger Jahre symbolträchtig, das die Wesen aus den Tiefen des Saturns emotionaler und vor allem menschlicher sind als die Menschen selbst.
Dabei macht es Charles Eric Maine seinen Lesern aber auch nicht einfach. Wie seine Protagonisten muss der Leser ohne Beweis darauf vertrauen, das die Fremden hinter ihrem undurchdringlichen Vorhang ausgerechnet auf einem der zukünftig am meisten besuchten Plätze der Erde wirklich die Wahrheit sagen. Die Beweise gibt es erst gegen Ende des Buches.
Auch die ursprüngliche Geschichte ihrer Herkunft wirkt stark konstruiert. So haben sie eine überlegene Technik, die sie vor allem zur Existenz ihrer eigenen Rasse gegen Wesen nutzen, die ihnen natürlich gefährlich werden. Eine klassische ökologische Treppensituation. Die Fremden sollen nicht ausgerottet werden, sie dienen auf dem Saturn als Nahrung. Nur hat die Evolutionen ihnen quasi einen Streich gespielt, in dem sie technisch fortschriftlicher und intelligenter geworden sind als ihre natürlichen Feinde.
Aber erst die Einladung hat sie angeblich auf die Erde aufmerksam gemacht. Diese Idee erscheint unwahrscheinlich, da sie sich oberflächlich das Gesicht des einladenden Politikers gegeben haben. Technisch wären sie schon früher in der Lage, ihren Planeten zu verlassen und quasi eine neue Welt zu erobern, da die Raumschiffe anscheinend nur Basen sind. Auch die Idee, das die Menschen abschließend feste Beziehungen zum Saturn aufnehmen und diese faszinierende wie exotische Welt besuchen können, relativiert die anfänglich aufgeworfene Gefahr.
Die fremden Wesen sind nicht nur hinsichtlich ihrer Herkunft, sondern vor allem auch ihrer technischen Möglichkeiten interessant wie exotisch fremdartig zu gleich beschrieben worden. Charles Eric Maine bemüht sich, auf einem schmalen Grat zwischen Spannungserhalt und Aufbau eines dynamischen Handlungsbogen beide Seiten zu befriedigen. Nach dem interessanten Aufbau bis zur Aufdeckung des Politikerfehlers passiert auf wenigen Seiten sehr viel.
In der Mitte flacht der Plot allerdings auch stärker ab. Auf zu vielen Ebenen versucht Charles Eric Maine ein ambivalentes Bild der Situation zu entwerfen und unterminiert dabei teilweise seinen soliden Ansatz. Am Ende mit dem klassischen, fast klischeehaften Szenario zieht der Autor nicht nur das Tempo an, sondern begradigt einige unnötige Exzesse und beendet den Plot auf einer sehr versöhnlichen Note.
„Krise im Jahre 2000“ ist ein in Ehren gealtertes Werk aus der Hochzeit der britischen Science Fiction in den fünfziger Jahren, das sich mit einem beliebten Thema – Invasion aus dem All – vor allem gegen Ende ausgesprochen progressiv und pazifistisch auseinandersetzt. Christian Dröge hat bei der Neuausgabe die ein wenig distanzierte Übersetzung geglättet und präsentiert keinen Klassiker des Genres, aber einen auch heute noch gut zu lesenden Roman aus der angesprochenen goldenen Epoche in einem neuen Gewand und zum ersten Mal als E-Book.
- Format: Kindle Ausgabe
- Dateigröße: 1670 KB
- Seitenzahl der Print-Ausgabe: 355 Seiten
- Verlag: Apex Verlag
- Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
- Sprache: Deutsch
- ASIN: B07L19S2FM