Gespenster Krimi 2: Das Monster aus der Tiefe

Rebecca LaRoche

Rebecca LaRoches „Das Monstwer aus der Tiefe“ erschien in der Originalreihe als Band 15 mit einem deutlich eindrucksvolleren Titelbild als der vorliegende Nachdruck.  Hinter dem Pseudonym Rebecca LaRoche verbürgt sich Traute Mahn,  die auch einige frühe „Professor Zamorra“ Romane zur langlaufenden Serie beigesteuert hat.

Auch wenn „Das Monster aus der Tiefe“ auf den ersten Blick aus einer Reihe von altgedienten Klischees des Genres  besteht, hat die Autorin mit viel Atmosphäre, überzeugenden Dialogen und einer interessanten Zeichnung einer Reihe von Figuren eine auf den Kopf gestellte Variation der berühmten Novelle „Der Schimmelreiter“, in einem norddeutschen Dorf unterhalb des Wasserspiegels und geschützt durch einen modernen Deich geschrieben.

Vor vierundzwanzig Jahren ist das Dorf Kroyenkoog im Meer mit allen Bewohnern nach einer Sturmflut versunken.  Die Legende vom Teufel, welcher in dem untergegangenen Dorf  wohnt, wird verstärkt durch das Verschwinden des Fischers Barnabas, der draußen auf See geblieben ist. Sein Bruder hatte ihm seine Frau ausgespannt, deren Beine bei der Geburt des einzigen Sohns kurze Zeit später gelähmt worden sind. Die alte Notburga warnt   nicht nur vor der nächsten Sturmflut,  sondern das Barnabas in der untergegangenen Stadt unter Wasser lebt und seine Rache plant.

Rebecca La Roche überlässt wenig dem Zufall. Im nächsten Kapitel tatsächlich, dass Barnabas noch lebt und sich auf eine doppelte Art und Weise  an den Menschen rächen will. Dabei scheut er nicht davor zurück, durch das Unterhöhlen des neuen Deiches Unschuldige  in Gefahr zu bringen, während er plötzlich nach vierundzwanzig Jahren auch direkt Menschen umbringt.

Spannungstechnisch bezieht der Roman seine Effektivität aus zwei  Punkten. Die Autorin hat eine Art Romeo  und Julia Geschichte mit  Liebenden zweier verfeindeten Familien eingebaut, wobei dieser Romeo mit Namen Abel beschuldigt wird, einige der Morde begangen zu haben und aus dem örtlichen Gefängnis fliehen muss, um in der bizarren Unterwasserwelt jenseits des Deichs nach Barnabas zu suchen. Das zweite Element ist die Gefahr des Deichbruchs, symbolisiert durch einen frühen Oktoberherbststurm, dem vor vierundzwanzig  Jahren natürlich Kroyenkoog zum Opfer gefallen ist.  Hier baut die Autorin konsequent die Spannung auf, das die Dorfbewohner ja selbst nach der Aufdeckung der potentiellen Gefahr ausgerechnet Abel wenig Glauben schenken. 

Der Roman lässt sich leicht auf eine Reihe von klischeehaften Abläufen reduzieren, damit tut man der Autorin aber Unrecht. Mit viel Mühe und Liebe zu Details hat sie diese norddeutsche Gesellschaft gezeichnet und das dramaturgisch  überzeugende Finale im Auge des Sturms bleibt dem Leser genauso lange in Erinnerung wie Hauke Hains Ritt über den neuen Deich. Dazwischen finden sich einige gruselige Momente wie die Gefahr, bei lebendigen Leibe  begraben zu werden und die verbalen Exzesse des  Monsters Barnabas im Vorläufer zum Finale sind  konsequent und nachvollziehbar.

Auch macht Rebecca LaRoche ihre  Kreatur zu keiner tragischen Gestalt, sondern entwickelt das Bild eines Wahnsinnigen, dem Unrecht getan worden ist und der mehr als  zwanzig Jahre unbemerkt vor den Toren des Dorfes an seiner Rache buchstäblich eigenhändig gearbeitet hat. 

Der Hintergrund ist ambivalent. Auf der einen Seite gibt es ausreichend Hinweise wie die ehemaligen Flugabwehrbunker, das die Handlung nach dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg spielt, auf der anderen Seite wirken einzelne  Spannungsbögen auch deutlich archaischer und hätten sich im 19. Jahrhundert wohler gefühlt. 

Im Gegensatz zur  Idee einer Kombination aus Grusel und Krimi handelt es sich bei „Das Monster aus der Tiefe“ um einen klassischen Gruselroman, der durch den heute noch sehr angenehm und fließend zu lesenden Stil und die besondere Atmosphäre des Hintergrunds mehr überzeugt als durch die zu stringente Handlung, welche durch die Nutzung zweier Handlungsebenen gleich zu Beginn die Fronten zwischen den einzelnen  Parteien klarstellt und im Verlauf  auch auf einige Klischees wie den schurkischen Patriarchen zurückgreift, der Barnabas vor vielen Jahren  und im Grunde auch in der Gegenwart seine große Liebe  sogar zweimal genommen hat.   

Bastei Heftroman

64 Seiten

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