Mit den beiden Robert Feldhoff Romanen "Abstieg in die Tiefe" und "Raumpiloten" schließt der Zaubermond Verlag die Kooperation mit dem Pabel Verlag hinsichtlich des Nachdrucks der Perry Rhodan Planetenromane ab. "Raumpiloten" stellte mit der fortlaufenden Nummer 415 auch das Ende der Taschenbücher abschließend im BSV Verlag dar.
In seinen beiden Nachwörtern geht Rainer Nagel weniger auf die einzelnen Abenteuer ein, sondern fasst seine Arbeit an der Neuauflage inklusiv das Lektorats pragmatisch zusammen. Es folgt noch eine Statistik der nachgedruckten Autoren und ein kurzer Einblick in seine Vorgehensweise, wobei er auch als Ergänzung zu den bestehenden Nachwörtern erläutert, warum manchmal nur zwei von drei Planetenromanen zu einem Themenkomplex ausgewählt worden sind. Rainer Nagel verschweigt aber, dass die BSV Taschenbücher im Gegensatz zu den Planetenromanen über bis zu zehn Innenillustrationen verfügten und deswegen ein wenig kürzer sein sollten. Es ist schade, dass Swen Papenbrocks gute Zeichnungen nicht einmalig im Rahmen dieses Nachdrucks übernommen worden sind.
“Abstieg in die Tiefe” ist vor allem für die Perry Rhodan Serie ein ungewöhnlicher Roman, dessen Plotauflösung allerdings nicht gänzlich zufriedenstellt. Lisa Cunning ist nicht nur alleinerziehende Mutter, sie arbeitet als Abteilungsleiterin in der ZORN Körperschaft, dem größten privaten Forschungscentrum der Erde. Dabei handelt es sich um eine gigantische Anlage, die bis zu neun Kilometer in die Tiefe gebaut worden ist. Alles besteht auch zahllosen Elementen, die als Würfel über jeweils 80 Meter Kantenlänge verfügen und beliebig umgruppiert werden können. Vieles erinnert ein wenig an einen gigantischen Zauberwürfel, der allerdings durch innere Mechanismen gedreht wird. Dadurch können die einzelnen Abteilungen im Grunde nach ihrer Wichtigkeit in der Anlage hin und her wandern. Effektiv ist das nicht unbedingt, da die meisten Angestellten wie Lisa Cunning manchmal vom Versetzen überrascht worden sind, aber es ist ein visueller Paukenschlag, den Robert Feldhoff sehr ausführlich beschreibt.
Lisa Cunning stellt relativ schnell fest, dass bei einem neuen, inzwischen nach unten in die Tiefe verlegten Projekt etwas nicht stimmt und möglicherweise auch die Erde in Gefahr ist. Sie sucht das Hauptquartier der Hanse auf und will Hilfe bei einem Hanse Spezialisten holen. Nur stellt sich Sol Bachanan in ihren Augen dümmlich an, so dass sie selbst beschließt, in die Tiefe zu steigen und das Geheimnis des Konzerns zu ergründen.
Beim Ende überschlagen sich die Ereignisse und obwohl Robert Feldhoff eine zumindest akzeptable Lösung anbietet, wirkt vieles konstruiert. Es ist die lange Reise durch die Tiefe, welche den Reiz des Buches ausmacht. Beginnend mit einer allein erziehenden Mutter, welche ihr Kind in der Obhut ihres Freundes und gleichzeitig Kindergärtners immer längere Zeit lassen muss entwickelt Robert Feldhoff eine Reihe von zugänglichen und vor allem dreidimensionalen Charakteren.
Im Unternehmen ist Lisa Cunning abschließend auf sich alleine gestellt. Ihre Odyssee durch eine sich stetig im Inneren des Würfels verändernde Firma gehört zu den intensivsten Szenen aller Planetenromane. Feldhoff beschwört eine bedrohliche Atmosphäre herauf, während Lisa Cunning mit mehr Angst als Vaterlandsliebe ihren Weg geht. Im Herzen der Anlage wird sie mit zwei Herausforderungen konfrontiert. Die eine Idee ist nicht unbedingt neu, aber zumindest so ambivalent umgesetzt, dass Opfer sich als Täter erweisen. Die zweite Idee mit der „doppelten“ Identität ihres Vorgesetzten ist nicht schlecht angelegt, aber Robert Feldhoff macht in der Hektik des Geschehens zu wenig aus ihr.
Zumindest mit den Hinterwesen – das Titelbild der alten Planetenromanausgabe verrät in dieser Hinsicht viel zu viel – kommen altbekannte, lange aus dem Fokus der Serie verschwundene Antagonisten wieder zum Vorschein, wobei ihre Vorgehensweise ein wenig zu naiv erscheint. Hätten sie öfter aktiver in die Handlung eingegriffen, hätte es wahrscheinlich dem zweiten Teil des Romans besser getan.
Neben dem alltäglichen Bild alleinerziehender Terraner hat Feldhoff mit dem ZORN Komplex ein düster architektonisches in der Tiefe befindliches Meisterwerk erschaffen. Beide Aspekte alleine sind die Lektüre der geradlinigen Schmugglergeschichte Wert.
Während Robert Feldhoff bei „Abstieg in die Tiefe“ sich um das Schicksal nicht unbedingt als Abteilungsleiterin kleinen Leute, aber normalen Menschen gekümmert hat, spricht der Autor in „Raumpiloten“ einen gänzlich anderen Aspekt an. Die „Meister der Insel“ sind vernichtet worden, das Wettrüsten ist zu Ende und viele ehemalige Raumsoldaten werden arbeitslos. Seborian A´Ascer hat gegen die MDI als junger Raumpilot gekämpft. Eigentlich will er sich mit seiner Freundin auf einer einem ruhigen Planeten niederlassen, als er das Angebot der Außenwelt Piloten erhält, einer Gruppe von ehemaligen Kampffliegern, die sich als eine Art Schutztruppe außerhalb der militärischen Strukturen des Imperiums bewegen. In dem Bereich ist eine kriminelle Organisation namens PACET aktiv, die mit High Tech Diebstählen und vor allem der Produktion von Vernichtungswaffen versucht, die Kontrolle der einzelnen, schwach bewaffneten Welten in diesem Sektor zu übernehmen.
Robert Feldhoff hat im Gegensatz zum deutlich originelleren „Abstieg in die Tiefe“ bei „Raumpiloten“ ein fast klassisch klischeehaftes Garn entwickelt. Eine Truppe von Freiwilligen, die aber trotzdem sehr viel Wert auf militärische Ränge legen, gegen eine Verbrecherorganisation mit einem potentiellen Verräter – der unwahrscheinlichste Charakter neben den beiden Hauptprotagonisten – in den eigenen Reihen gegen die Übermacht eines sehr gut organisierten Feindes, der ihrem Mut aber nicht entgegen setzen kann.
Heroische Opfer, eine schnelle Karriere, Kameradschaft und schließlich ein fatalistisch selbstmörderischer Angriff gegen einen übermächtigen Feind zeichnen den weiteren Plotverlauf aus. Der Roman ist nicht schlecht geschrieben und Robert Feldhoff kann auch eine zufriedenstellende Spannung erzeugen, aber als Ganzes betrachtet hat der Leser unwillkürlich das Gefühl, als habe er vieles nicht unbedingt in der Perry Rhodan Serie, aber mindestens der Science Fiction des Golden Age gelesen, aber vor allem auch Wehrertüchtigungsstreifen wie „Top Gun“ gesehen.
Robert Feldhoff weicht zu wenig von den bekannten Handlungsmustern ab. Einzelne Angriffe bilden die jeweiligen Höhepunkte des sehr stringenten Plots. Es kommt keine echte Langeweile auf, da Feldhoff zumindest einige der markant charakterisierten Nebenfiguren zum Wohle der ihnen anvertrauten Menschen auf den zahlreichen unschuldigen Welten auch sterben lässt. Aber an einigen anderen Stellen fallen den Raumpiloten die Informationen zu leicht zu und mit einem Spion an einer der markantesten Stellen innerhalb der Organisation stellt sich für den Leser spätestens ab der Mitte der Handlung die Frage, warum PACET die aus ihrer Sicht lästigen Raumpilotenfliegen nicht schon längst eliminiert hat.
„Raumpiloten“ ist ein solider Roman, der aus seiner ursprünglichen Idee der ausgemusterten ehemaligen Raumsoldaten vielleicht nicht unbedingt sehr viel macht, aber ein spannendes Garn mit einem fulminanten Finale präsentiert. Hollywood Actionkino trifft im wahrsten Sinne des Wortes auf die Perry Rhodan Serie und an einigen Stellen hat der Leser auch das unbestimmte Gefühl, als wenn Robert Feldhoff absichtlich die Versatzstücke des Genres nutzt, um sie in den Perry Rhodan Kosmos einzubauen.
Mit diesen beiden immer noch gut lesbaren Perry Rhodan Planetenromanen endet das Experiment Doppelpack im Zaubermond Verlag viel zu früh. Wer sich die im Weltbild Verlag vor einigen Jahren veröffentlichten Doppelbände anschaut, kann erkennen, dass in den mehr als vierhundert Planetenromanen noch mancher Schatz verborgen liegt.