Perry Rhodan Planetenromane 69/70 "Der Untergang des Solaren Imperiums" /"Drei Stufen zur Ewigkeit"

Perry Rhodan Planetenroman 69/70 "Der Untergang des Solaren Imperiums"/ "Drei Stufen zur Ewigkeit"
Ernst Vlcek

Mit “Der Untergang des Solaren Imperiums” und “Drei Stufen zur Ewigkeit” erscheinen zwei frühe Arbeiten Ernst Vlceks in einem Sammelband.  Thematisch hängen die beiden Arbeiten durch die mögliche Idee von Phantasiewelten miteinander zusammen, wobei wie Rainer Nagel in seinem Nachwort ausdrücklich herausarbeitet, der ambitionierte „Der Untergang des Solaren Imperiums“ beginnend mit dem absichtlich provokativen Titel die ideentechnisch bessere Arbeit ist. So wird die Idee der Moebiusstreifen später von Erst Vlcek in einem der Zyklen wieder aufgenommen, die er als Expose Redakteur konzipiert hat.

Im Gegensatz zur Star Trek Geschichte „Mirror, Mirror“ geht Ernst Vlcek mehrere Schritte weiter. Seine Protagonisten John Marshall und Perry Rhodan werden nicht nur in die Zukunft „transportiert“, sondern in eine Art Paralleluniversum, das aber auf den Wurzeln der bekannten Heftromangeschichte basiert.

Im Mittelpunkt der Handlung steht der Planet Dornister, eine abgelegene Mienenkolonie des Solaren Imperiums. Hier taucht ein seltsamer Mann in einem weißen Gewand auf. Er behauptet, ein Extra- Temporal Perzeptiver zu sein, der unbedingt mit Perry Rhodan sprechen möchte. Wie es sich für die alte Zeit der Serie gehört, rückt Perry Rhodan an Bord der CREST IV mit wichtigen Teilen seines Mutantenkorps an.  Bei einer direkten Begegnung kann der Fremde John Marshall und Perry Rhodan entführen.

Entführungen sehr prominenter Protagonisten sind keine neuen Ideen. Auch im Rahmen der Nachdrucke des Zaubermond Verlages ist dieses Thema mehrfach von verschiedenen Autoren angesprochen worden.  Dieser Roman unterscheidet sich aber vor allem durch das Ziel der Entführten. John Marshall und Perry Rhodan wachen alleine in einer fremdartigen Umgebung auf einem fernen Planeten auf, der ihnen aber gegenüber als Dornister vorgestellt wird.

Im Laufe der nächsten Seiten entwickelt Ernst Vlcek eine bizarre Zukunft mit einem Großadministrator namens Perry zy Rhodan, der inzwischen ein Solares Imperium anführt, das sich über 50.000 Galaxien erstreckt. Die Grundlage dieser Expansion ist unter anderem die Wissenschaft der Psynetik. Dieser Perry zy Rhodan sieht sich als Nachfolger des Originals, er hat aber eine Dikatur erschaffen, gegen welche nicht nur einzelne Gruppen opponieren, sondern auch die berühmten Freifahrer mit ihrem exzentrischen Chef in seinem geschmückten Kugelraumschiff Robe zy Spierre. Natürlich hat Vlcek seinen Charakter nach dem Demagogen der französischen Revolution gezeichnet. In einer der besten Szenen versucht Perry Rhodan das Volk davon zu überzeugen, dass zy Spierre nicht der Retter der Galaxis ist, sondern dass er sich als der neuen Perry zy Rhodan sieht. Geschickt hat dieser aber die Übertragungskanäle gekappt.  

Es folgt ein weiteres Feuerwerk der Ideen mit Schablonen, den Hemmkristallen oder einer weiteren Zeitmaschine, welche die Entführten wieder in ihre Zeit bringen könnte.  So landen sie aber auf der anderen Seite der Moebiusschleife, in welcher die Sternenunion einen intergalaktischen Krieg mit synthetischen Kristallen als Waffe führt.  Am Ende finden sich Perry Rhodan und John Marshal an der streng bewachten Gedankentreppe, dem Schnittpunkt der beiden Universumsseiten. In der Realität ist der Abschluss des Romans allerdings pragmatisch effektiv, wobei ein melancholischer Hauch genau wie die Frage zurückbleiben, ob das alles wirklich real ist.

Ernst Vlcek hat ein wunderbar bizarres Universum entwickelt, das irgendwo zwischen Technik und „Magie“ hin und her schwankt. Die politische Satire ist deutlich zu erkennen. Während Perry Rhodan als latenter Telepath  - siehe das in dieser Hinsicht fast ironische Nachwort Rainer Nagels – verzweifelt versucht, sein  eigene in dieser Zukunft unbekannte Lebensleistung ins rechte Licht zu rücken, dient John Marshall als echter Telepath eher wie eine starke Hand, die den immer verzweifelter werdenden Perry Rhodan stützt.

Nachdem der Autor ja zuerst das „zy“ Universum etabliert hat und dabei ganz bewusst bekannte Fakten aus der Erstauflage teilweise mit einem fast diabolischen Humor auf den Kopf stellt, legt er noch einmal in der zweiten Hälfte des Buches den Vorwärtsgang ein und erschafft noch ein weiteres „Universum“.  Ernst Vlcek verzichtet auf weitschweifige Erläuterungen, sondern lässt die Handlung alleine für sich sprechen und entwickelt aus dem hohen Tempo und den pointierten, ein wenig überzogen geschriebenen Dialogen heraus eine für die Perry Rhodan fremdartige und doch wie durch einen Zerrspiegel auch erkennbare Atmosphäre, an deren Ende ein Roman steht, der mit seinem verwirrenden Titel die Leser angelockt hat und fairerweise auch allerdings anders als erwartet befriedigt hat. Bis zum Epilog des Romans ist „ein“ solares Imperium untergangen, aber nicht das, an welches der Leser umgehend denkt.

„Drei Stufen Ewigkeit“ spielt auch mit der Möglichkeit, dass die auf verschiedenen Welten auftauchende Monster vielleicht sogar oder nur Gedankenprojektionen sind. Als mitten in Terrania City die Ungeheuer erscheinen, übernimmt Perry Rhodan selbst die Untersuchungen.  Parallel fällt John Marshall als sein treuer Begleiter ins Koma.  NATHAN errechnet in einer der weniger überzeugenden Wendungen des Romans, dass die Monster von einer Methanwelt stammen könnten. In der Nähe des möglichen Ursprungsortes ist Reginald Bull mit einem Schiff der Explorerflotte vor zwei Wochen verschwunden, was aber nur bedingte Suchaktionen ausgelöst hat. 

Anschließend folgt der Roman aber eher bekannten Schemata. In einem Orbit werden die verschwundenen Explorer Raumschiffe gefunden.  Die Besatzungsmitglieder sind in Kälteschlafkammern, es gibt einen Psycho Transmitter, der es zumindest zeitweise ermöglicht, eine neue körperliche Existenz anzunehmen.  Der Titel bezieht sich auf eine seltsame Sikh Religion, die von einem der Offiziere an Bord der Explorer propagiert worden ist.  Zuerst die Selbsterkenntnis, dann die Projektion in einen neuen Körper und schließlich die Überwindung der negativen Einflüsse des eigenen ES, wobei diese letzte Stufe fatale Folgen auf dem Planeten hinterlässt.

Während der erste Roman vor allem actiontechnisch und hinsichtlich der inneren Dynamik zugänglicher ist, konzentriert sich Vlcek im zweiten hier zusammengefassten Roman auf einige Ansätze, die vor allem in den sechziger Jahren auch immer wieder in der klassischen „Star Trek“ Serie mit dem Menschen als größten Feind des Menschen angesprochen worden sind.

Wie in einigen anderen von Ernst Vlceks bemerkenswerten Arbeiten sind die Fremden immer die Opfer. Sowohl die Ureinwohner des Planeten – sie werden Kalkis genannt – als auch Perry Rhodan werden schließlich von einem der Projektionskörper Avatara angegriffen, wobei der Autor sich nicht die Mühe macht, diese Überschreitung der Dimensionen von einer Projektion zurück zu einem „Körper“, der Menschen und Außerirdische wirklich angreifen und nicht nur erschrecken kann rückblickend zu erklären.

Interessant ist, dass ausgerechnet der ebenfalls in dieser metaphysischen Welt „lebende“ Reginald Bull Perry Rhodan die Zusammenhänge zu erklären sucht und dabei eine weitere imaginäre Ebene „öffnet“. Es sind nicht alleine die Menschen, die sich zwischen den verschiedenen intellektuellen Dimensionen bewegen, auch die Kalki agieren ähnlich.

Um ein abschreckendes Beispiel zu hinterlassen, wird eine Katastrophe als warnendes Fanal benötigt.  Hier relativiert der Autor viele seiner bisherigen Ansätze und führt den Handlungsbogen zu einem vergleichbar abrupten Ende wie bei „Der Untergang des Solaren Imperiums“. Interessant ist, dass sich Vlcek nicht die Bemerkung verkneifen kann, dass der Gasriese Maja schließlich aus allen Katalogen gelöscht und zur Geheimsache erklärt wird. Immer wenn die Perry Rhodan Autoren im Rahmen der literarischen Freiheiten der Planetenromane sich eine eigene Seifenblase erschaffen haben, musste diese abschließend wieder von der fortlaufenden Handlung isoliert werden. Es muss hunderte von solch „gesperrten“ Sonnensystemen inzwischen geben, die ganz selten in Fortsetzungen wieder aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden.

In seinen Nachwörtern geht Rainer Nagel sowohl auf die Religion ein, die Vlcek im zweiten Roman erschaffen hat als auch auf die Technik im ersten der beiden hier gesammelten Planetenromane.  In diesen kleinen Nebenkriegsschauplätzen zeigen sich viele Ideen, die Jahre später auch die Exposeära des Österreichers charakterisieren werden.

Interessant ist zusammenfassend, dass Ernst Vlcek den dynamischen, möglichst an allen Brennpunkten vertretenen Perry Rhodan sehr  überzeugend als einen Menschen mit sehr vielen Stärken, aber auch einigen Schwächen charakterisiert hat. Die Romane strahlen das Flair der Expanionsära aus, wobei trotz einer Reihe von kriegerischen Auseinandersetzungen der Drang nach Frieden, Akzeptanz des Andersdenkenden die exotischen Versuchen der drei hier versammelten Universen/ Welten noch deutlich überstrahlt.

www.zaubermond.de

Taschenbuch, 360 Seiten

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