The Magazine of Fantasy and Science Fiction March/ April 2017

The Magazine of Fantasy and Science Fiction March// April 2016, Titelbild, Rezension
C.C. Finlay (Hrsg)

Das Titelbild der Frühlingsausgabe von "The Magazine of Fantasy and Science Fiction" März/ April 2017 steht mit fliegenden Dinosauriern in pinken Autos für Freiluftspaß und gute Laune. Die meisten Geschichten streifen teilweise dunkle Themen eher oberflächlich, aber eine Novelle mit mehr als einem Drittel Umfang der ganzen Ausgabe rechtfertigt trotz eines erheblichen Konzentrationsrisikos den Hinweis, dass es Zeit ist, einfach mal "Spass" zu haben. Auf der anderen Seite verfügt die vorliegende Ausgabe aufgrund der veröffentlichten Novelle nur über insgesamt acht literarische Texte, was vor allem das reine Science Fiction Genre mit 2.5 Geschichten unterrepräsentiert erscheinen lässt.

  "Driverless" von Robert Grossbach ist eine interessante, wenn auch nicht gänzlich befriedigende Geschichte. Die fahrerlosen Autos sind die Zukunft. Sie machen ganze Berufszweige arbeitslos. Allerdings fehlt ihnen der menschliche Ehrgeiz, überdurchschnittlich zu performen. Ein Programm namens "Rage" - Nomen est Omen - soll Abhilfe schaffen. Natürlich kommt es zum Chaos, wobei die Fahrzeuge auch mit der Geiselnahme effektiv und strategisch vorgehen. Aus der Sicht des hilflosen CEO, dessen Reichtum sich buchstäblich in Luft auflöst, wird die Kurzgeschichte zu einer überdrehten Farce auf die kapitalistische Wohlfühlgesellschaft, die Fortschritt ohne Rücksicht auf Verluste sucht. Zu viele Ideen werden auf zu wenig Raum präsentiert, so dass der Alptraum für den CEO nicht endet, aber der Hintergrund inklusiv der belanglosen Scheidungsgeschichte zu wenig ausgeleuchtet worden ist. 

 Eine der längsten Geschichten mit über neunzig Seiten seit vielen Jahren ist "The Man Who Put the Bomp" - kein Schreibfehler - von Richard Chwedyk, der seine Miniaturdinosaurier mit einem kleinen pinken Spielzeugauto - siehe auch das schreiend bunte Cover - auf die Menschheit loslöst. Tibor und Axel finden das Spielzeug auf dem Dachboden.  Agnes warnt vor einer Teufelsmaschine, aber Danner natürlich von Toyco kommt mit seiner Kollegin Christine und ist Feuer und Flamme, nicht nur weil er die DNA Proben der kleinen künstlich gezüchteten Dinosaurier einsammeln will. Ab diesem Moment zerfällt die Handlung ein wenig, da sich die Wesenszüge der einzelnen niedlichen wie intelligenten Kreaturen kurzzeitig verändern. Ohne weitere Erklärungen trägt diese Veränderung teilweise absurde Züge und endet schließlich in dem Flug nicht zum Mond oder zu den Sternen, sondern in einem pinken Spielzeugauto einfach immer der Schnauze folgend. Grundsätzlich sind vor allem die Dinosaurier interessant. Sie sind nicht albern, keine reinen Spielzeuge, sondern emotional begabte intelligente Wesen, wobei Chwedyk zum Beispiel mit der Erfinderin aus einer anderen Dimension den glaubwürdigen Bogen in dieser unterhaltsamen, kurzweilig zu lesenden, aber leider plottechnisch sich nicht selbst erklärenden Farce überspannt. 

"Ten Half- Pennies" von Matthew Hughes ist der Beginn einer neuen Serie. Wieder eher klassische Fantasy mit magischen Einschlägen.  Ein Junge wird von Anderen drangsaliert und erpresst. Er heuert für die im Titel erwähnten zehn Half Pennies einen Geldeintreiber an, der ihn erst beschützt und schließlich ausbildet. Jahre später beginnen sie nicht nur einander zu vertrauen, sondern gemeinsam kleinere Diebstähle zu begehen, bis der Junge schließlich seinen ehemaligen Beschützer retten muss. Eine solide, gut zu lesende, aber inhaltlich auch nicht unbedingt originelle Geschichte, wobei der Leser für ein abschließendes Urteil die Fortsetzungen abwarten sollte. 

 In den Bereich der Urban Fantasy gehört "The Toymaker's Daughter" von Arundhati Hazra. Eine interessante, auch anrührende Geschichte um ein junges Mädchen, das Spielzeugtiere zum Leben erwecken kann. Natürlich wird ihre Fähigkeit von Geschäftsleuten ausgenutzt, bis sie sich von ihrer Umwelt zurückzieht und anscheinend ihre Fähigkeiten verliert. Erst die Liebe einer Familie führt sie in ein besseres Leben, in dem sie ihre einzigartigen und emotional überzeugenden Fähigkeiten der Öffentlichkeit indirekt zur Verfügung stellen kann.  In eine ähnliche Richtung zielt Cat Hellisons "A Green Sile Dress and a Wedding Death". Im Fluss nahe einer kleinen Fischersiedlung wird ein mutierter Fisch gesichtet, der sich als Flussgeist entpuppt. Er erwartet ein Geschenk - eine Braut aus dem kleinen Ort. Das Ende ist fatalistisch. Stilistisch sehr ansprechend geschrieben präsentiert die Autorin aber keine überraschende Pointe.

 In den Bereich der Urban Fantasy bzw. latentem Grusel gehört die insgesamt 75. Geschichte für "The Magazine of Fantasy and Science Fiction"  von Albert E. Cowdrey: "The Avenger". Zwei Leute streiten sich um Geld. Als der Rabiatere der Beiden zu weit geht und dabei den Anderen tötet, rächt sich die Witwe auf eine ungewöhnliche Art und Weise. Mittels Visionen wird der Mörder quasi in die Enge getrieben. Gut geschrieben mit einigen gruseligen Szenen unterhält Cowdrey solide, wobei er in seiner langen Karriere als Kurzgeschichtenautor schon bessere und vor allem auch originellere Arbeiten abgeliefert hat. 

 Im Umkehrschluss ist "Miss Cruz" von James Sallis die Geschichte eines Außenseiters, der Menschen positiv beeinflussen kann. Natürlich steht er vor der Versuchung, seine Macht missbräuchlich einzusetzen.  Es ist eine der Stories, in denen die Musik im Allgemeinen und ein Musiker im Besonderen eine wichtige Rolle spielen. Das Thema ist grundsätzlich durch eine Reihe von Kurzgeschichten abgehandelt worden, aber dank seines angenehm, leicht zu lesenden Stils und vor allem der Kürze ragt "Miss Cruz" positiv aus der Masse der eher durchschnittlichen Arbeiten dieser Ausgabe heraus.

 Eleanor Arnason „Daisy“ kommt dem Leser irgendwie bekannt vor. Ein eher herunter gekommener Detektiv, eine fremde Stadt und eine absurde Mission. Er soll den verschwundenen Oktopus eines Gangsters suchen, der dank genetischer Züchtung nicht nur intelligent ist, sondern vor allem Buchhaltung kann. Eine kurzweilig zu lesende, sehr solide Detektivgeschichte mit einem eher pragmatischen Ende, aber wenigen nachhaltigen Wendungen im vielleicht zu ernst erzählten bizarren Plot.  Über die besten Dialoge verfügt sowieso der Oktopus, während die Figur des Detektivs umfangreicher und vor allem auch lebendiger hätte entwickelt werden können. Hier klebt die Autorin eher an den Klischees des Genres als das sie eine lebendige Reinkarnation versucht.    

 Michelle West hat ihre Buchkolumne genau wie Charles de Lint in den Tagen nach der Trumpwahl geschrieben. Politik spielt bei den beiden Nichtamerikanern eine wichtige Rolle, obwohl die vorgestellten Bücher - bei de Lint wieder mehr Serien, bei Michelle West einige seltene SF Romane - mehr Raum verdient hätten. David J. Skal geht auf "Arrival" ein, wobei er im Gegensatz zu einigen anderen Kritikern die Umsetzung der Ted Chiang Geschichte noch im Rahmen findet. Neben einem lustigen Gedicht schließt ein weiterer Artikel aus dem Bereich der Wissenschaften diese solide, aber ein wenig bemüht erscheinende Ausgabe von „The Magazine of Fantasy and Science Fiction“ ab

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Taschenbuch, 256 Seiten