Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

Originaltitel: 
The League of Extraordinary Gentlemen
Land: 
USA
Laufzeit: 
106 min
Regie: 
Stephen Norrington
Drehbuch: 
James Dale Robinson
Darsteller: 
Sean Connery, Shane West, Peta Wilson, Stuart Townsend, Tony Curran, Naseeruddin Shah, Jason Flemyng, Richard Roxburgh
Kinostart: 
02.10.03

Die Welt steht vor einem Krieg. Ausgelöst hat diese Bedrohung das Phantom, ein entstellter Krimineller, der nach Weltmacht strebt. Er hat die besten Wissenschaftler und deren Familien gefangen genommen und presst aus ihnen das Wissen, das ihn stark macht: neuartige Waffen lässt er bauen und spielt so die Weltmächte gegeneinander aus.

In England ruft man die Liga zusammen, das sind sechs Charaktere mit ganz unterschiedlichen und außergewöhnlichen Talenten. Angeführt wird das Ganze von Allan Quatermain, einem Jäger, der eigentlich dem britischen Empire abgeschworen hatte. Doch da ihn die Verbündeten des Phantoms noch nicht einmal in seinem geliebten Afrika in Ruhe lassen, muss er wohl oder übel die Waffe zücken und versuchen einen Gipfel der europäischen Staatsmänner in Venedig zu beschützen. Der ist nämlich das nächste Ziel des mysteriösen Oberschurken.

Zur Seite stehen Quatermain so illustre Gestalten wie Captain Nemo, Dr. Jekyll, der Unsichtbare Mann, Mina Harker und Dorian Gray.
Sogar Tom Sawyer taucht auf und mischt mit.
So machen sie sich also mit der Nautilus auf nach Venedig. Doch werden sie rechtzeitig eintreffen?


Filmkritik:
von Berit Lempe (für SF-Radio.net)

Literatur hilf! Meine Güte, wer schaut denn hier durch? Jedenfalls ist es erst einmal gut zu wissen, dass die Charaktere zwar aus Büchern von Jules Verne, Mark Twain, Oscar Wilde, Bram Stoker und Robert Louis Stevenson stammen, doch der Film auf dem gleichnamigen Comic von Alan Moore und Kevin O'Neill basiert.

Im Comic kommen zwei Charaktere, nämlich Dorian Gray und Tom Sawyer, nicht vor und ich weiß um Himmels Willen auch nicht, warum diese Charaktere mit aufgenommen wurden. Durch die beiden doch sehr viel jüngeren Schauspieler wirkt Connery alt und verbraucht, nicht so wirklich wie der Held im Comic.

In diesem Film haben mich eigentlich nur zwei ganz andere Charaktere so richtig mitgerissen und das waren Dr. Jekyll und Skinner, der Unsichtbare. Die beiden waren nämlich richtig gut und waren die einzigen, die von Anfang an überhaupt nicht 'gut' wirkten.
Die Idee des Films ist klar: Es gibt eine große Bedrohung durch einen Irren. Also nehme man ein paar andere Irre, gebe ein oder zwei ziemlich stabile Charaktere hinzu und mische alles kräftig durch. Was hat man? Chaos.

Der Film ist vom Tempo her ziemlich schnell, nun ja, wenigstens kommt keine Langeweile auf. Man hat nur stetig das Gefühl, dass die Charaktere auf der Strecke bleiben. Der Film hat einen gewissen Wortwitz und man lernt nach und nach die 'Helden' kennen. Außer Quatermain und Sawyer sind das alles ein wenig gespaltene Persönlichkeiten. Mina kommt meiner Meinung nach neben Jekyll am Besten zur Geltung. Sie ist nach außen hin wirklich ruhig, doch wenn sie zu dieser Kreatur mutiert, die nur nach Blut lechzt, dann ist das schon etwas krass. Auch bei Jekyll, den wir erst einmal als Hyde sehen. Sie haben Hyde zu einem ziemlich großen Monster mutieren lassen, damit die Spaltung der Person sehr viel deutlicher wirkt.

Wer gegenüber dem wirklich fahl wirkt, sind Sawyer und Quatermain selbst. Ja, richtig. Sean Connery ist wirklich blass in diesem Film und man hat durch ihn zwar etwas zum Lachen, doch als Person ist er dem Zuschauer fast egal. Er kann halt gut schießen und ist wirklich stark – na und?
Etwas aus dem Comic fehlt hier und das ist die Beziehung zwischen Allan Quatermain und Mina Harker, doch die hüpft lieber mit Dorian Gray ins Bett...

Für Fans des Comics ist dieser Film eine richtige Enttäuschung, doch ansonsten sehr unterhaltsam. Die Bilder des viktorianischen Englands im Regen und die Aufnahmen der Nautilus sind gigantisch. Action gibt es zu hauf, auch wenn ein Captain Nemo, der á la Matrix-Karate-Kampfstil die Soldaten von den Füßen haut, wirklich lächerlich wirkt. Stellt euch das mal vor: Captain Nemo auf einem Bruce-Lee-Trip, zum Glück musste Jules Verne das nicht sehen.

Das Ende des Filmes kommt für mich ein wenig zu schnell. Die Liga hat sich kaum zusammen gefunden und schon ist der Film vorbei. Da hätte man sich vielleicht doch an die Vorlage halten sollen.
Schade wegen der Geschichte, trotzdem lohnt es sich wegen Jekyll, Mina und Skinner.

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