Solaris

Originaltitel: 
Solaris
Land: 
USA
Laufzeit: 
98 min
Regie: 
Steven Soderbergh
Drehbuch: 
Steven Soderbergh
Darsteller: 
George Clooney, Natascha McElhone, Viola Davis, Jeremy Davies, Ulrich Tukur
zusätzliche Infos: 
nach einer Romanvorlage von Stanislav Lem
Kinostart: 
06.03.03

Im Orbit des Planeten Solaris wurde eine Raumstation in Betrieb genommen. Der Planet selber ist von einer seltsamen Substanz umhüllt, die von Wissenschaftlern genauer untersucht werden soll.

Kurze Zeit später auf der Erde empfängt der Arzt Chris Kelvin eine Bitte des Chefwissenschaftlers der Station: Gibarian möchte, dass Kelvin nach Solaris kommt. Was das Problem ist, sagt er aber nicht. Auf der Station angekommen, findet Kelvin schnell heraus, dass etwas ganz erheblich nicht stimmt. Gibarian ist tot. Selbstmord, wie man ihm später sagt. Dann sieht er Gibarians Sohn, der eigentlich gar nicht da sein kann, durch die Station laufen. Als er ihm nachgeht, ist der Junge verschwunden. Die beiden letzten Bewohner der Station scheinen diese Erscheinungen zu kennen. Es ist längst nichts Neues mehr, dass Menschen, die nicht da sein können, erscheinen und genauso mysteriös wieder verschwinden.
Nach der ersten Nacht auf der Station erwacht Kelvin und findet in seinem Quartier seine tote Frau - sie ist sehr lebendig...


Filmkritik:
von Susi Feistel (für SF-Radio.net)

Dieser Film hatte es schon lange vor Drehbeginn schwer. Die Romanvorlage von Stanislaw Lem gilt als nur schlecht verfilmbar. Der Versuch von Tarkovsky aus dem Jahre 1972 hatte mehr schlechte als gute Kritiken. Doch schließlich scheut sich ein Steven Soderbergh ja nicht vor Herausvorderungen.

Der Roman von Lem arbeitet sehr viel mit der Fantasie des Lesers. Manche Szenen könnten aus einem Horrorfilm stammen, andere dagegen sind pure Science Fiction - aber alles nur falls man hinter den Zeilen liest und seiner Vorstellungskraft freien Lauf lässt. Zum einen geht es im Buch darum, dass die menschliche Vorstellungskraft nicht ausreicht, um all das vorherzusehen, was in den Weiten des Universums auf uns wartet. Zum anderen spielt Solaris (sowohl das Buch, als auch der Planet) mit den Wünschen, Ängsten und Erinnerungen der Menschen auf der Station. Was passiert, wenn sich erdrückende Schuldgefühle in realen Personen manifestieren?

Soderbergh baut seinen Film sehr langsam auf, in langen Momentaufnahmen setzt er ganz auf die Kraft der Bilder und seiner Schauspieler. Die Geschichte wird dabei in zwei Ebenen erzählt: Ein Handlungsstrang spielt auf der Station, mit Kelvin, Snow und Gordon - wie sie versuchen mit der Situation fertig zu werden. Der andere setzt sich aus Kelvins und Rheyas Erinnerungen an ihre Beziehung zusammen. Zum Teil verlaufen sie parallel. Soderbergh differenziert dabei auch visuell die beiden Ebenen: während die Station steril, sauber und in harten Licht gezeigt wird, erscheint die Vergangenheit von Kelvin und Rheya in warmen Farben. Szenenübergänge auf der Station erfolgen meist abrupt, die auf der Erde mit weichen Blenden.

Die Handlung des Buches wird dabei fast komplett auf die Geschichte von Kelvin und Rheya reduziert. Diese Vereinfachung ist zwar akzeptabel, die Umsetzung weniger. Ich bezweifle, dass jemand, der das Buch nicht gelesen hat, diesen Film beim ersten Schauen verständlich findet. Oder spannend. Zu lang sind die oben genannten Momente, die Szenen sind zu zerstückelt, zu verwirrend. Vielleicht ist es beim zweiten Mal einfacher zu verstehen - falls man sich dazu durchringen kann.

Als jemand der das Buch kennt und mag, muss ich sagen, dass auch diese Verfilmung es nicht geschafft hat, die Aussage des Buches zu treffen. Es fehlt die Komplexität, das Mysterium des Planeten Solaris. Viele Details, die man erwartet und die einem erst richtig verdeutlichen, dass etwas nicht mit rechten Dingen zu geht, fehlen: die "ungeheure Negerin […] mit gemächlichem, watschelndem Gang", das weiße Strandkleid von Harey (so der Name von Rheya im Buch), das man nicht aufknöpfen kann.

Die Station ist im Buch heruntergekommen, eng und dunkel - im Film ist sie neu, sauber und erstaunlich groß. Die Symmetriaden und Asymmetriaden von Solaris, die man mit heutiger Tricktechnik schon verwirklichen könnte, tauchen gar nicht erst auf. Ebenso wenig die Mimoide. Alles was den Planeten so völlig anders macht, wird weggelassen. Zurück bleibt ein zwar wunderschöner Planet, aber es fehlt die Gewaltigkeit, die im Buch beschrieben wird.

Man kann das alles als Kleinkram bezeichnen, am Ende jedoch muss man sagen, dass Steven Soderbergh (bewusst) 'nur' eine Liebesgeschichte erzählt - Chris Kelvin erhält eine zweite Chance mit seiner Frau. Bei Stanislaw Lem dagegen ist dies nur eine Facette des Romans (obwohl immer noch ausgedehnter als im Film). Es ist das Unbekannte, das nicht Fassbare was im Mittelpunkt steht.

Fazit: Der Film könnte einem gefallen, wenn man das Buch gelesen hat und darauf gefasst ist, dass die Handlung stark reduziert ist. Wenn man George Clooney mag, kann das gewiss nicht schaden. Außerdem sollte man gut ausgeschlafen sein, damit man nicht gleich einschläft.
Für alle anderen ist der Film wahrscheinlich schwere Kost.

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