Seit Jahrhunderten tobt ein Krieg zwischen Vampiren und Werwölfen. Und trotzdem schmiedet der Vampir-Monarch Kraven eigene Pläne, um an die Macht zu kommen. Durch seinen Verrat stirbt die Vampir-Älteste Amelia. Bei der Aufdeckung dieses Verrates erweckt die Vampirdame Selene den Vampir-Ältesten Viktor außerplanmäßig, nur um später zu erfahren, dass er ihre Familie ermordert hat. Zusammen mit dem Vampir-Werwolf-Hybriden Michael tötet sie Viktor – und ist nun auf der Flucht.
Einzige Hoffnung für Selene ist nun Marcus Corvinus – der erste aller Vampire und Sohn von Alexander Corvinus – der erste Unsterbliche. Doch anstatt ihr zu helfen, attackiert Marcus sie direkt nach seinem Erwachen, so dass sie nur mit Hilfe von Michael entkommen hat. Denn auch Marcus hat andere Pläne. Denn auch er ist, wie Viktor und Amelia, einer der Vampir-Ältesten, die die Vampire abwechselnd anführen. Nun, da Viktor und Amelia beseitigt sind, kann Marcus endlich seinen Bruder William Corvinus – der erste und mächtigste aller Werwölfe - aus jahrhundertlanger Gefangenschaft befreien, um so ein neues Zeitalter einzuläuten.
Filmkritik:
von Mario Rössel (für sf-radio.net)
Im Herbst 2003 entwickelte sich Underworld zu einem Überaschungserfolg für Sony Pictures und schon vor dem deutschen Kinostart im Januar 2004 stand fest: Dieser Film bekommt eine Fortsetzung. Etwas mehr als zwei Jahre später bringt Regisseur Len Wiseman nun seine Vampir-Heldin erneut auf die große Leinwand, die sich gewohnt gegen Werwölfe und verräterische Vampire mit großem körperlichen Einsatz zur Wehr setzen muss.
Das Besondere an Underworld war, dass er trotz eines für Hollywood mickrigen Budgets von ca. 22 Mio. Dollar ein optisch ansprechender Actionfilm war, dem es im Gegensatz zu anderen Blockbustern nicht an einer verwickelten Story fehlte. Das niedrige Budget zwang die Macher auch, nicht wild mit Special Effects um sich zu werfen, sondern mit relativ einfachen Mitteln zu Werke zu gehen – diese Mischung trug zum Erfolg des Filmes bei, so dass er bereits vor der Veröffentlichung auf DVD das Fünffache seines Budgets einspielte.
Kein Wunder also, dass die Erwartungen an den zweiten Teil nicht gerade niedrig waren und so wurde das Budget auch gleich mehr als verdoppelt – für Hollywood-Maßstäbe immer noch ein recht billiger Film. Das Mehr an verfügbaren Mitteln ist somit auch im Film sichtbar. Die Fortsetzung bietet nicht nur beeindruckendere Actionszenen als das Original, sondern auch gleich wesentlich mehr davon. Wurde der erste Teil – meiner Meinung nach zu Unrecht – noch mit „Matrix“ verglichen, wird bei der Fortsetzung kaum noch einer diesen Vergleich ziehen wollen. Klar gibt es auch hier die ein oder andere Zeitlupen-Actionszene, aber wie schon im ersten Teil gibt es keinen Einsatz von Bullet-Time. Und wie sagt man so schön: Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne. In diesem Fall wird kräftig geblutet, weitaus mehr als im ersten Teil. Für einen Vampirfilm aber nichts Ungewöhnliches.
Dem höheren Actionanteil im Film musste leider aber die Story weichen. Sicher bietet die Fortsetzung noch immer reichlich Stoff und Gehirnschmalz, aber Fans haben sich mit Sicherheit mehr erwartet. Für alle, die den ersten Teil nicht kennen, sei jedoch eine Warnung ausgesprochen. „Underworld Evolution“ bietet zwar einen kleinen Rückblick am Anfang des Filmes, dieser wird aber nicht ausreichen, damit man die Verwicklungen um die handelnden Personen – vor allem um die, die nicht mehr auftauchen - versteht. Ein Gang in die Videothek vor dem Kinobesuch sei daher empfohlen. Das ist auch ein Hinweis darauf, dass die Story – insgesamt gesehen - gar nicht so dünn ist.
Optisch hat sich der Film nur leicht verändert. Da die Handlung nun nicht mehr ausschließlich nachts angesiedelt ist, sind auch beim zweiten Teil die meisten Szenen in ein nächtliches Blau getüncht. Durch die Dämmerungszenen bekommt der Zuschauer aber dieses Mal auch ein paar andere Farben zu sehen. „Underworld Evolution“ verlässt zudem die Enge der Großstadt, der Film spielt nun vor allem außerhalb, in der Natur. Deshalb drehte man den Film nicht mehr in Budapest sondern im kanadischen Vancouver. Patrick Tatopoulos, der im ersten Teil nur die Kreaturen entworfen hatte, konnte sich hier als Szenenbildner austoben, denn in der Gegend von Vancouver sucht man vergebens nach der alten, europäischen Archtiktur, wie sie Budapest bot. Dabei hat er gute Arbeit geleistet, denn nicht nur durch die nun künstlich errichteten Gebäude, sondern auch die osteuropäischen Fahrzeuge im Film merkt man von dem Umzug nichts.
Wer in „Underworld“ nicht um die Ecke gebracht wurde, der durfte auch im zweiten Teil mitmischen – allen voran natürlich Selene, gespielt von Kate Beckinsale. Und da die Schauspielerin zwischen Original und Fortsetzung den Regisseur Len Wiseman geheiratet hat, saß sie nun direkt an der Quelle und konnte selbst Einfluss auf ihren Charakter nehmen. Und das wird auch auf der Leinwand sichtbar. Selene wirkte im ersten Teil vor allem kühl, berechnend und ließ niemanden nah an sich heran. In der Fortsetzung zeigt sie nun auch andere Seiten und beweist, dass auch Vampire leidenschaftlich sein können. Damit klärt der Film auch die Frage, ob aus Selene und Michael ein Paar werden könnte, denn als Mensch hatte Michael nicht den Hauch einer Chance bei ihr.
Auch wenn bei Selene so etwas wie Charakterentwicklung erkennbar ist, bleibt Michael – gespielt von Scott Speedman - im zweiten Teil immer noch ein blasser Charakter. Gerade weil am Ende des Originals angedeutet wird, dass er die ultimative Waffe im Krieg zwischen Vampiren und Werwölfen sein könnte, hat man sich mehr erwartet. Man könnte es damit erklären, dass sich Michael erst noch an die neue Situation gewöhnen muss und auf der Suche nach sich selbst ist. Aber seine Rolle beschränkt sich leider fast ausschließlich darauf, wie ein Wachhündchen immer an Selenes Fersen zu hängen, und ihr bei ihren Actioneinlagen zu helfen. Es muss schon die Sonne aufgehen, damit er die Kontrolle über ihre Mission übernimmt und auch mal die Initiative ergreift. Aus diesem Charakter hätte man einiges mehr herausholen können.
Achtung Spoiler!
Bill Nighy hat als Viktor zwar nur einen kurzen Auftritt in einer Rückblende, aber selbst in diesen wenigen Szenen zeigt er erneut, dass er ein ausgezeichneter Charakterdarsteller ist. Eine ebenso perfekte Besetzung hat man für den Charakter des Alexander Corvinus gefunden. Sir Derek Jacobi durfte die ehrenvolle Rolle des ersten Unsterblichen übernehmen, der sich als besorgter Vater herausstellt. Versteckt auf einem modernen Schiff lebend versucht dieser, die Folgen des Krieges vor der normalen Bevölkerung zu verschleiern. Obwohl er es in der Hand hat und bereits immer hatte, den Krieg sofort zu beenden, kann er es dennoch nicht über sein Herz bringen, seine beiden Söhne dafür zu opfern, ohne daran zu denken, dass ihm dies selbst zum Verhängnis werden könnte.
Ende Spoiler
Neben Selene, Michael und Alexander ist Marcus Covinus der vierte Hauptdarsteller des Filmes. Er wird von dem schottischen Darsteller Tony Curran gespielt, den man bisher in einigen Blockbustern in Nebenrollen sehen konnte. Jetzt hatte er die Chance, in einer größeren Produktion ganz vorne zu stehen. Obwohl Marcus der älteste Vampir ist, war er nie der mächtigste und musste sich immer Viktor und Amelia unterordnen, da sie mehr Erfahrung hatten. Die über Jahrhunderte angestaute Wut machte aus Marcus deshalb einen verbitterten Vampir, und Curran gelingt es auch, dies auf der Leinwand überzeugend rüberzubringen.
Betrachtet man sich diese Charakterliste des Films, so wird auch die meiner Meinung nach größte Schwäche deutlich: Es wir eindeutig zu viel hochwertige Pulver auf einmal verschossen. Hier geben sich die Mächtigsten der Mächtigen und ihr Vater ein Stelldichein. In anderen Vampir-Universen – wie zum Beispiel auch im „Vampire“-Rollenspiel von White Wolfe, von dem sich „Underworld“ sicher einige Ideen geholt hat - bekommt man diese mächtigen Vampire nie oder nur sehr selten zu Gesicht. Sie bleiben daher mystisch und wirken dadurch noch gefährlicher und mächtiger. „Underworld“ präsentiert uns im ersten Teil gleich zwei dieser Ältesten, und der Rest wird in der Fortsetzung nachgeliefert. Weniger wäre hier vielleicht mehr gewesen.
Trotz all der Kritikpunkte bleibt „Underworld Evolution“ ein sehenswerter Actionfilm, und jeder, dem das Original gefallen hat, darf beruhigt eine Kinokarte erstehen. Bleibt natürlich die Frage, ob es auch dieses Mal schon eine Aussicht auf eine Fortsetzung gibt. Es ist zwar nicht nötig und die eigentliche Geschichte scheint zu Ende erzählt, dennoch hält sich Wiseman genug Punkte offen, an denen man in einer Fortsetzung anknüpfen kann. Dann aber bitte wieder mit etwas mehr Story und weniger Action.