Cotton Reloaded 10- Projekt Omega

Peter Mennigen

Peter Mennigen legt mit “Projekt Omega” einen weiteren “Cotton Reloaded” Roman vor. Inzwischen scheint er sich als Hauptautor der Neuinterpretation zu etablieren. Zusammengefasst enthält „Projekt Omega“ seine bislang besten Passagen für die Serie – das Zusammenspiel inklusiv der Dialoge zwischen Cotton und Decker ist angesichts des schlüpfrigen Themas hervorragend beschrieben – und gleichzeitig mit dem frustrierend, abrupten und schwachen Ende auch einen Abschnitt, der zu seinen bislang schwächsten Arbeiten gehört.

Wie schon angedeutet ist die Grundprämisse ausgesprochen interessant. Beim Empfang des Präsidenten wie der sich unwohl fühlende Cotton von einer attraktiven Frau angesprochen. Es ist die Gattin des aktuellen Sicherheitsberaters. Sie hat in ihrer vorehelichen Zeit in einigen Hardcorefilmen mitgespielt. Die meisten Filme konnte sie – bevor es die Öffentlichkeit erfährt – aufkaufen. Plötzlich wird sie mit einem der Streifen erpresst. Sie soll geheime Dokumente ihres Mannes über einen besonderen Raketenabwehrschirm in Europa aus dem Safe ihres Mannes stehlen und gegen Übergabe des letzten „Originalstreifens“ dem Erpresser zur Verfügung stehlen. Das Team um Mr. High, Cotton und Decker entschließt sich, diskret der Frau und damit indirekt natürlich auch der Sicherheit des Landes zu helfen.

Am Ende kommt heraus, dass das Team zwei Pläne entworfen hat. Plan A von Jeremiah Cotton bestimmt den Hauptteil des Films. Er schlägt vor, sich mit einer neuen Borsteinschwalbe, die natürlich von der pikierten, wie überaus attraktiven Decker gespielt wird, ins Milieu des Pornofilms einzuschleichen und dort nach potentiellen Verbindungen zwischen den damaligen Mitarbeitern vor und hinter der Kamera sowie der gegenwärtigen Frau des Sicherheitsberaters der Präsidentin zu suchen.

Dazu muss erst einmal handfeste Recherche mit der erstaunlich naiven Decker betrieben werden. Neben Besuchen in schwierigen Sexshops, bei denen Cotton als Agent sein Frischfleisch präsentiert, werden in einem der Sitzungszimmer Pornos geschaut, welcher der sabbernde Computerfreak im Team gegen Quittung besorgen sollte. Decker kauft ordentlich ein und präsentiert ein sexuell die Männer überforderndes Outfit, das sie – nach dem Anschauen diverser Filme – eigentlich gar nicht braucht. Peter Mennigen macht sich einen positiven Spaß daraus, Decker mehrfach zu brüskieren, während Cotton schon trotz der Ernsthaftigkeit seiner Ermittlungen seinen Spaß mit seiner sonst so eiskalten Kollegin hat. Dabei macht der Autor nicht den Fehler, eine Beziehung zwischen den Beiden aufzubauen. Die Ermittlungen erfolgen anschließend ein wenig zu geradlinig, auch wenn sich die kleinen Fische im Milieu als schlagkräftiger als die beiden Agents entpuppen. Während des ersten von zwei Showdowns schafft es der Autor, wirklich Spannung aufzubauen, wenn Decker hilflos gefesselt auf Rettung in buchstäblich letzter Minute warten muss.

Das Problem ist der so genannte Plan B, der auf den letzten Seiten umgesetzt wird. Die Akteure folgen der Idee Deckers, die ungeahnte Folgen für die Gattin des Sicherheitsberaterin und im Grunde direkt für die Karriere ihres Mannes haben könnte. Das politisch terroristisch motivierte Verbrecher erstens keine Kopie des besagten Bandes mehr haben oder zweitens selbst ohne Beweise mittels Twitter, Facebook und lancierten Gerüchten in der Öffentlichkeit beiden prominenten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens schaden könnte, wirkt unglaubwürdig. Das sie sich nur den Mittelsmann vornehmen, ist ein vom Autoren konstruiertes und somit nutzbares Ende, das derartig viele Risiken enthaltend die solide und wirklich amüsant- interessante Ausgangsprämisse gänzlich negiert.

Zusammengefasst ist „Projekt Omega“ wegen Peter Mennigens schwachem Plotende eher ein durchschnittlicher „Cotton Reloaded“, der auf der emotional persönlichen Ebene allerdings ohne Frage zu den besten Romanen dieser sich weiterhin in verschiedene Richtung entwickelnden Reihe gehört.             

Bastei E- Book

109 Seiten

Juli 2013 

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