Der Club der toten Monster

der Club der toten Monbster, Rezension, Thomas Harbach, Larry Correia
Larry Correia

„Der Club der toten Monster“ ist der zweite Band einer inzwischen fünf Taschenbücher umfassenden Serie um den Monsterjäger Owen Pitt. Die ersten drei sehr umfangreichen Teile sind in den USA ursprünglich im Eigenverlag als E Books erschienen. Die erfolgreichen Verkäufe haben einen Verlag auf den Plan gerufen. Die Veröffentlichung als gedruckte Exemplare hat die Serie sogar auf die Bestsellerliste der New York Times getrieben, wobei Larry Correia insbesondere im ersten, ebenfalls im Bastei Verlag publizierten Band die härtere Hand eines Lektors benötigt hätte.

Der Plot schließt  sich unmittelbar an den ersten Band an. Auch hier zeigt sich, dass ein Lektor oder ein konsequenterer Herausgeber einige Klippen umschifft hätte. In der kurzlebigen Zeit der E- Books ist es nicht unbedingt nötig, bei der Zusammenfassung des ersten Bandes so weit auszuholen, als gedrucktes Buch vielleicht mehr. Dabei hat der Autor vergessen, dass Owen selbst als Retter der Welt von der eigenen Behörde und seiner Regierung zum absoluten Stillschweigen verpflichtet worden ist. Warum er zu Beginn des Buches ohne wirkliche Not einem Mexikaner fast alle Geheimnisse vor allem stellvertretend für den Leser präsentiert, wird wie einiges andere in diesem Buch nicht sonderlich geschickt extrapoliert. Einen neuen Agenten nach den schweren Verlusten hätte diese ausführliche Erklärung realistischer erscheinen lassen. Auch komische Eintragungen in einem Tagebuch wären akzeptabel, aber erstens braucht der Plot sehr viele Seiten, um wieder Fahrt aufzunehmen und zweitens wirken solche Szenen bemüht und in sich nicht logisch genug.

Weiterhin wird – beginnend mit der laufenden Handlung – ausgeführt, dass der im ersten Band besiegte Alte natürlich noch ein Hühnchen mit Owen zu rupfen hat und die Sache inzwischen persönlich nimmt. Auch das ist keine wirkliche Überraschung, wird aber sehr ausführlich und zu detailliert in den Vordergrund geschoben, ohne dass sich wirklich Spannung entwickelt.  Während Owen mit seinem Team im ersten Buch  zumindest theoretisch in der Offensive gewesen ist, werden seine Familie, seine Kollegen und schließlich auch er von unterschiedlichen Gruppen gejagt. Es entspricht der ursprünglichen Struktur der fortlaufenden Veröffentlichungen, das Owen insgesamt drei sehr unterschiedlichen Gruppen begegnet. Der Nekromant ist dabei die interessanteste Figur. Er möchte nicht nur Owen stellen, sondern die Erde in ewige Dunkelheit gehüllt dem großen Alten präsentieren. Dieser Plan wirkt ambitioniert und entspricht nicht unbedingt der hierarchischen Kette, aber zumindest rückt es die Auseinandersetzung aus der persönlichen Perspektive zurück auf einen breiteren Rahmen. Die Endzeitkirche mit ihren Zombies ist der nächste logische Schritt. Da der große Alte im Hintergrund ist, braucht der Autor seine Schurken noch unbedingt zu motivieren. Sie sind böse und das zeigen sie mehrfach. Da sterben unschuldige Menschen während der Angriffe auf Owen und die Idee der ewigen Finsternis spricht für sich. Die Charakterisierung der Bösen bleibt dadurch erstaunlich oberflächlich und nicht selten versucht der Autor die Antagonisten alleine durch ihre Handlungen zu definieren, was vielleicht im Comicbereich ausreichend ist, als Buch aber nicht immer funktioniert.

Um Owen herum scharren sich kunterbunte Verteidiger. Auch hier greift der Autor auf Versatzstücke der Urban Fantasy oder der Dresden Serie zurück. Im Gegensatz aber zu vielen anderen Fronten bemüht sich der Autor bei den Guten sehr viel mehr Individualität walten zu lassen. Einige Szenen sind wirklich originell. Die Orks sind eben nicht die Bösen – diese Karte haben auch schon einige Fantasy Autoren gespielt – und sie lieben Heavy Metall. Es gibt Gangster Gnome, die wie eine Parodie aus dem amerikanischen Filme wirken und trotzdem nichts an Gefährlichkeit eingebüßt haben. Die Elfen als Vagabunden dieses Universums entsprechen keiner Norm und sind vielleicht wirklich die originellste Variation dieser Serie. Wenn es dann auch noch Würmer gibt, die sich im übertragenen Sinne ins Gehirn fressen und ein partielles Vergessen auslösen, dann überschreitet der Autor die Glaubwürdigkeit und die Opportunitäten ein wenig zu sehr. Ausgeglichen wird das durch die Konfrontation mit seiner eigenen Mutter, die ausreichend Stoff bietet, um zahllose Klischees zu überspitzen und den Roman zu einem zufriedenstellenden Abschluss zu bringen. Obwohl das Tempo des Buches kontinuierlich anzieht, bemüht sich der Autor, im Verlaufe der Handlung die zahllosen Begegnungen deutlich zu differenzieren und die einzelnen Protagonisten zu individualisieren. Interessant ist, dass mit Agent Frank Owen ein Leibwächter an die Seite gestellt wird, dessen Auftrag nicht unbedingt das Überleben des Schutzbefohlenen einschließt. Auch hier erscheinen zahlreiche amerikanische Buddystreifen als Vorbilder. Während Agent Frank allerdings im Auftaktband eher eindimensional und klischeehaft erscheint, bemüht man sich, ihn am Ende dieses zweiten Buches in einem deutlich differenzierteren Licht erscheinen zu lassen. Es ist ein schmaler Grat, auf dem sich der Autor bewegt, da Frank Owens und sein manchmal zu stereotypes Erscheinen zu erdrücken droht. Unabhängig davon, dass der Autor immer wieder auf mystische Figuren zurückgreift, entwickelt er keine klassische magische Welt oder greift in einigen Actionszenen auf „Deus Ex Machina“ Lösungen übernatürlicher Art zurück. Sein Owen ist nicht nur im ersten Buch ein Hobbywaffennarr, auch in der Fortsetzung geht es bei den zahlreichen Schusswechseln wie im amerikanischen Actionfilm positiv zu.   

Negativ ist, dass trotz oder vielleicht auch wegen der ganzen Action nicht immer auf mehreren Handlungsebenen, sondern stringent und einen dreidimensionalen Aufbau des Spannungsbogens mit einzelnen manchmal sehr lustigen, dann wieder albernen Szenen unterminierend dieser zweite Band aus sich selbst heraus nicht zufriedenstellend originell erscheint. Nicht nur die lange Einleitung, sondern einzelne Sequenzen wirken wie eine nur leicht umgestaltete Kopie des ersten Buches. In dieser Hinsicht hätte etwas mehr Originalität dem Plot gut in den Details gut getan. Ebenfalls negativ auffallend ist, dass auf der einen Seite Vorgaben von anderen Autoren höflich gesprochen entliehen und vielleicht leicht variiert werden, auf der anderen Seite sollte bei den Aspekten seiner eigenen Hintergrundschöpfung sich mehr Mühe geben. Die Kräfte der Monster erscheinen wie bei einem Superheldencomics in allen Variationen aus dem Nichts heraus. Angesichts der Tatsache, dass diese Monster ja schon länger bekannt sind, gibt es sehr wenige Fakten und die Argumentation, dass sowieso zu erst geschossen und dann gefragt wird, reicht für ein/ zwei Szenen, aber nicht als Grundphilosophie eines umfangreichen Buches aus. Ambivalent erscheint der ganze Tonfalls des Romans. Auf der einen Seite einige humorvolle Szenen und durchaus auch in der Übersetzung lustige Dialoge, auf der anderen Seite eine Reihe von sehr blutigen Auseinandersetzungen und tödlichen Verletzungen, die auf der Leinwand einen „Monster Hunter International“ Film eher in das Subgenre des Horrors geschoben hätten. Es ist nicht so, dass diese beiden konträren Extreme nicht passen, aber die Bindung fehlt auch teilweise zwischen ihnen.

Wie der erste Band liest sich „Der Club der toten Monster“ – der deutsche Titel lockt den Leser allerdings in eine falsche Richtung – oberflächlich mit einigen deutlichen Längen unterhaltsam. Ein klassischer Popcorn Roman, der mit Geschwindigkeit und zahllosen, allerdings gut voneinander zu unterscheidenden Charakteren einige unlogische Elemente im Handlungsaufbau und den Rückgriff auf Versatzstücke aus dem ersten Band übertünchen kann.  

 

Originaltitel: Vendetta - Monster Hunters International 2
Übersetzung Michael Krug
Titelillustration von Hrvoje Beslic
Bastei Lübbe, 2015, Paperback, 672 Seiten

ISBN 978-3-404-20807-4

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