Dan Shocker´s Macabros 13- Die fliegenden Särge von Rha’loshem

Christian Montillon

Mit dem dreizehnten "Macabros" Buch - es steht für sechsundzwanzig teilweise eng miteinander verbundene Einzelabenteuer - beendet der "Zaubermond" Verlag die Fortführung der ursprünglichen im "Zauberkreis" veröffentlichten Reihe. Es gibt Gespräche, die Serie im "Blitz"- Verlag fortzusetzen. Das Titelbild ist wie alle Arbeiten eine gelungene Hommage an die Originale, wobei dieses Mal Larry Brent Vorbild gestanden hat. Unglücklich ist, dass zwischen dem zwölften und jetzt vorliegenden dreizehnten Band ein gutes Jahr vergangen ist. Ebenfalls schwierig zu beurteilen ist, warum der anfänglich so begeisterte Christian Montillon die Zügel an ohne Frage talentierte Newcomer so schnell übergeben hat. Wenn man als routinierter Autor eine Aufgabe übernimmt, sollte man sie bei einer alle drei Monate veröffentlichten Serie auch weiterhin in der Hand halten. 

Verblüffend ist, dass schon zu Beginn des ersten Teilromans "Die fliegenden Särge von Rah`Loshem" der Inhalt wieder auf den Anfang zurückgestellt wird, was positiv asls Sprungbrett für einen deutlich längeren Zyklus genutzt hätte werden können. Björn Hellmark sieht seinen tödlichen Unfall als unbeteiligter Zuschauer. In seiner Realität entstand schließlich Macabros. Ob in dieser "Ebene" Hellmark ebenfalls verwandelt wird oder er in dessen Fußstapfen treten muss, bleibt unausgesprochen. Die Risse zwischen den einzelnen Welten kommen durch die Auseinandersetzung zwischen der neuen Göttin der Dämonen Mascada und der wieder auferstandenen Rha- Ta- N`` My, die sich in und um München einen erbarmungslosen Kampf liefern. Durch verschiedene kurze Kapitel zeigen die Autoren die Auswirkungen auf verschiedene Unbeteiligte Menschen, wobei zumindest für einen Ehemann das Ende einer langen Suche eingeläutet wird. Diese kleine Episode sticht ein wenig aus dem ganzen Roman hervor, da sie auf länger zurückliegende, nicht gänzlich zufriedenstellend erläuterte Ereignisse zurückgeht. 

Die Grundidee, Hellmark in dem Augenblick zu töten, in dem seine menschliche Inkarnation am verwundbarsten ist, erscheint ohne Frage interessant. Der Leser ist mit den Ereignissen und dem Umfeld vertraut. Inzwischen gibt es für diese dramatische Szene, die Dan Shocker vor mehr als dreißig Jahren entworfen, den entsprechenden Überbau, der wie Larry Brent beim Schreiben der über einhundert Abenteuer entstanden ist. Diesen Überbau in den Startpunkt zu intrigieren, ist eine heikle Aufgabe, welche aber im vorliegenden Doppelabenteuer erstaunlich souverän und mit leichter Hand gelöst wird.  Da Macabros und damit der andere "Hellmark" quasi aber Zeugen des Unfalls sind, kann dieser Plan von den Göttinnen vielleicht nicht nur für diese Welt, sondern andere Variationen entworfene Plan nicht gelingen und sehr viel von seiner anfänglichen Effektivität wird anschließend gleich relativiert. Macabros Reise führt ihn an verschiedene nicht unbedingt exotische Orte wie die Küste Irlands, wo er das Schwert eines toten Gottes und das Buch der weißen Gesetze bergen muss. Da dieser erste Teilroman nur ein gutes Drittes der ganzen Ausgabe einnimmt, wirken diese Szenen zu komprimiert, die Hindernisse werden zu schnell überwunden und der umfassende Macabros Mythos zu wenig berücksichtigt.

Schon am Ende des ersten Teilromans musste auf die Hilfe des "Monstermachers" - eine weitere Figur der Originalserie, die in diesem Abschiedsgruß aktiviert worden ist - zurückgegriffen werden. Aber der Monstermacher hat noch eine zweite Aufgabe. Dazu kommt, dass ausgerechnet die im ersten Teilroman erwähnten Bernd Blasing - der Mann, der seine Ehefrau zwischen Bade- und Schlafzimmer verloren hat - und die wieder gefundene Antje auf einige Hinweise stoßen, mit denen man Rha-Ta-N`My wenigstens verletzen kann. Das wirkt nicht zuletzt aufgrund des Rückgriffs auf einen Tippgeber ein wenig bemüht, aber die Autoren versuchen diesen Handlungsbogen so weit es möglich ist auch abzuschließen. Auf der anderen Seite muss den Autoren für den Mut Lob ausgesprochen werden, die Handlung in diesem Finale noch einmal um weitere Informationen zu bereichern. Mit der "Waffe" wird auch Rha-Ta-N`mys Vergangenheit ein wenig aufgehellt und dieser Antagonisten mehr Persönlichkeit gegeben als es die in erster Linie von Action dominierte Handlung ihr sonst zugestanden hätte. 

Interessant ist weiterhin, dass mit einer von vorne einsetzenden Handlung das ursprüngliche "Macabros" Universum quasi überschrieben wird. Es ist nicht absehbar. ob diese neue Parallelhandlung irgendwann relativiert wird, aber in der vorliegenden Ausgabe spielen die Autoren auch überzeugend mit den Erwartungen der Leser.

Wie schon angedeutet ist der Autfakt des Romans mit den verschiedenen, bizarren Situationen nicht nur elegant, sondern behandelt aus verschiedenen Perspektive eine Reihe von zwischenweltlichen Phänomenen, ohne das allerdings weitergehende Antworten gegeben werden. Erfahrene Science Fiction Leser werden diese Prämissen kennen, für "Macabros" spricht die Ambivalenz der Ideen.  Der Mittelteil des Doppelromans besteht dann eher aus dem Aufräumen verschiedener angefangener Zwischenhandlungen mit den gewalttätigen Auseinandersetzungen der beiden Göttinen in und um München. Mit dem letzten Drittel führt der Weg insbesondere Macabros mit den neu gewonnenen Utensilien auf die unsichtbare Insel Marlos, um die Weissagungen des weißen Priesters zu erhalten. Das ist in der Ausgangszeitlinie nicht gelungen.  Durch den Einbau bekannter, aber leicht verfremdeter Elemente gelingt es den Autoren, auch im letzten Band noch Spannung aufzubauen. Mit dem Tod eines Hellmarks - die Idee hätte schockierender gewirkt, wenn dem Leser die Risse zwischen den Welten nicht bekannt gewesen wären - wird zu Beginn ein Ausrufezeichen gesetzt, am Ende mit der finalen Konfrontation der beiden Göttinnen und einer lesbaren, aber nicht unbedingt ergreifenden Apokalypse ein zufriedenstellender Abschluss geworden. Auf dem Weg dahin hätten vielleicht einige alte Bekannte gestreift werden können, aber aufgrund der Tatsache, dass ein vertrauter und doch neuer Handlungsstrang "Macabros Neo" entwickelt worden ist, vermisst der Leser die Figuren nicht so stark. Ein solides Ende dieser zweiten literarischen "Macabros" Inkarnation, wobei schon der zwölfte Band im Grunde alles gesagt hat und diese fliegenden Särge - eines der stärksten Bilder der ganzen Serie - eher einen neuen, anderen Anfang versprechen, der aufgrund der Einstellung der Serie nicht mehr eingehalten werden kann. 

 

 

Zaubermond Verlag, Taschenbuch

210 Seiten

www.zaubermond.de

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