Eon Band 4- "Augenblicke und Ewigkeiten"

Sascha Vennemann & Alan J. Stark

Mit „Augenblicke und Ewigkeiten“ präsentiert Sascha Vennemann seinen neuen Co- Autoren bei einigen weiteren Romanen. Alan J. Stark  hat sich seit einigen Jahren als Titelbildzeichner einiger Atlantis Produktionen einen guten Namen geschaffen. Daneben hat er auch immer wieder SF und Fantasy Geschichten geschrieben. In diesem Jahr beginnt er mit seiner „Asgaroon“ Serie im „Papierverzierer Verlag“. Da die „Eon“ Romane seit dem ersten Abenteuer immer auf mehreren Ebenen spielen, können die beiden Autoren nach einem stringenten Expose ohne Probleme nebeneinander schreiben. Alleine drei Handlungsebenen, von denen eine nicht nur die Ausgangssituation der Serie wieder aufnimmt, sondern stärker ausbaut und ein weiterer Spannungsbogen auf den Beginn des zweiten Romans zurückgreift, werden mit unterschiedlichen Längen, aber auch verschiedener Intensität präsentiert.

Durch die Veränderungen innerhalb der EON Crew müssen die einzelnen Gruppen unterschiedliche Aufgaben in der von ihnen nicht unbedingt bevorzugten Mega Stadt Rovzath erledigen. Reb und Bar kümmern sich um das Umschreiben der Betriebsgesellschaft. Positiv für den Verlauf der ganzen Serie ist, dass Sascha Vennemann wichtige Figuren auch einmal in den Hintergrund drängt. So haben Vater und Sohn relativ wenig zu tun, auch wenn die Ereignisse der anderen Handlungsebenen mittelbar mit ihren Aktionen und Reaktionen in Zusammenhang steht.

Cul Varian ist dabei die am Schwierigsten zugreifende Person. Da ihm das Vermögen, das die Crew bei der letzten Expedition potentiell "geborgen" hat, nicht gleich zusteht, versucht er sich wieder als Freelancer. Aufgrund seines Anzugs stößt er empfindlich in einer Bar auf Widerstand. Schon beginnt er es zu bedauern, dass er Reb und Bar aus der ersten Emotionen heraus verlassen hat. Anscheinend ging es ihm nicht schlecht. Zurückkehren will er auch nicht. Also entschließt er sich, alleine auf die Suche nach dem Mann zu gehen, der ihm in den Gängen erschienen ist. Während die Motivation noch sorgfältig herausgearbeitet worden ist und diese Handlung mit den Begegnungen innerhalb der Labyrinthe abschließend die meisten historisch relevanten Informationen beinhaltet, wirkt Cul Varians Persönlichkeit zu ambivalent dargestellt. Immerhin fühlt er sich anfänglich unter Wert behandelt, zeigt aber an keiner Stelle eine entschlossene oder ausgereifte Persönlichkeit. Die grundlegende Idee einer potentiellen Auseinandersetzung und die Beeinflussung der Zukunft durch den "Umschwung" sind bislang eher ambivalent abgehandelt worden, setzen aber "Eon" mehr und mehr von anfänglich ähnlich klingenden Serien wie "Sliders" mit Artefaktjägern ab. 

 Misa ist bislang eine Figur gewesen, die sich noch entwickeln musste. Zu Beginn der Serie durchlitt sie den Verlust ihrer Schwester, die beim Spielen in den künstlichen Labyrinthen durch ein Tor gefallen und verschwunden ist. Im Gegensatz zu ihr weiß der Leser, dass die Schwester es "überlebt" hat. Beim Besuch der CMC Zentrale erhält sie relativ problemlos und eher durch einen Zufall die Informationen, dass ihre Schwester nicht nur noch lebt, sondern auf der dortigen Krankenstation untergebracht worden ist. Hinzu kommt, dass die im Hintergrund der Nachricht von Var Neth zu hörenden Stimmen auch Hinweise auf das zukünftige Schicksale aller "evolved" Personen beinhalten können. Im Gegensatz zum klassischen Spannungsaufbau konzentrieren sich die Autoren auf dieser Handlungseben auf das Präsentieren von Vermutungen im Vergleich zu den "historischen" Fakten. als Misa durchläuft Misa Freunde und Trauer zu gleich. Das Problem des Spannungsbogens ist allerdings, das notwendige Tempo zu erzeugen. Es wird zu viel angedeutet und zu wenig bislang gehandelt. Mehr und mehr hebt sich der Plot von der anfänglich technorealistischen Ebene ab und führt weitere evolutionäre, nicht unbedingt uninteressante Elemente ein. In seinem Nachwort geht Sascha Vennemann beginnend mit einem Einzelschicksal auf diese Freiheiten weiter ein. Ohne Frage erlaubt die Möglichkeit der Improvisation ungeahnte Freiheiten, aber im Vergleich zur deutlich stringenteren "Heliosphere 2265" Serie reißt Sascha Vennemann einige wichtige Schlagpunkte an, ohne das die Brisanz wirklich dem Leser deutlich verständlich gemacht wird. "Augenblicke und Ewigkeiten" ist ohne Frage ein interessanter Titel, der auf den vielschichtigen Plot passt. Wichtig ist aber auch, dass die Vielzahl der Schauplätze nicht nur entwickelt wird, sondern der grundlegende Handlungsbogen ein wenig zügiger fortschreitet. Zusammengefasst ein solider Roman, der von beiden Autoren kompetent verfasst worden ist, dem aber ein wenig der überraschende Esprit angesichts der vielen Informationen fehlt.  

 

 

 

(Cover: Arndt Drechsler, Innenillustrationen: Anja Dyck)

E-Book (ca. 103 Seiten), 2,49 Euro
Taschenbuch (2 Romane, ca. 250 Seiten), 8,99 Euro