Joachim Körber und Christian Endres mit einem ausführlichen Nachwort präsentieren die drei Geschichten um den irischen Helden Cormac Fitzgeoffrey. Während Joachim Körber in seinem Vorwort auf Robert E. Howard im Allgemeinen und verschiedene Herausgeber eingeht, welch entweder in guter Absicht dessen Geschichten bearbeitet oder die Fragmente vervollständigt oder später die Geschichte in ihrer ursprünglichen Form veröffentlicht haben, geht Christian Endres auf den Wunsch Howards ein, mehr der Autor von historisch abenteuerlichen Texten und weniger Horror/ Western oder Fantasy zu sein. Dabei argumentiert Christian Endres zwar, dass die Recherchen für diese Texte Howard manchmal am eigentlichen Schreiben abgehalten haben und diese zusätzliche Arbeit nicht extra bezahlt worden sind, die drei folgenden Storys zeigen aber wenige Details, sondern fliegen eher mit dem bekannten Hintergrund der Rückkehrer von den Kreuzzügen; der verschiedenen Auseinandersetzungen im Britannien und Irland wie auch dem Nahen Osten über die Geschichte hinweg, um klassische Abenteuergeschichten zu erzählen, in denen ein charismatischer Überkrieger, aber niemals Held sich verschiedenen Herausforderungen gegenüber sieht. Ritterliche Tugenden verschwinden mehr und mehr in den drei Geschichten, der Geschäftsinn gewinnt die Oberhand.
„Die Falken von Outremer“ ist der literarisch heraus stechende Beweis für Robert E. Howards Huldigung der ritterlichen Tugenden. Sein Held Cormac Fitzgeoffrey ist aus dem Heiligen Land zurückgekehrt, wo er an der Seite Richard Löwenherz am dritten Kreuzzug ins Heilige Land teilgenommen hat. Als irisches Stammesfürst wird er keinem britischen König mehr die Treue schwören, wie die erste Geschichte deutlich macht. Heimgekehrt muss er erfahren, dass einer seiner besten Freunde wegen einer Frau umgebracht worden ist. Dessen Nachbar ist ihm nicht zu Hilfe gekommen. Cormac Fitzgeoffrey macht sich auf den Weg, den Freund zu rächen und erfährt dabei gleichzeitig die Wahrheit hinter dem Frauenraub.
Im April bis Juni 1931 erschien die Story in dem neu gegründeten „Weird Tales“ Ableger „Oriental Stories“. Der Hintergrund seiner Geschichte ist besser recherchiert und nutzt die Fakten sowie die Waffen/ Ausrüstung der Zeit der Kreuzzüge. Aber trotzdem ist es auch eine klassische Robert E. Howard Geschichte, in welcher ein aufrechter und einsamer Mann; ein Krieger, der aus der Zeit gefallen scheint gegen zahlreiche Widrigkeiten kämpft. Die Geschichte beginnt mit einer klassischen Szene. Viele halten Cormac Fitzgeoffrey für tot, auf dem Kreuzzug gefallen. Diese Tatsachen muss er erst gerade rücken. Anschließend tötet er einen feigen wie verweichlichten Graf auf eine spektakuläre und demonstrative Art und Weise. Im zweiten Teil der Story kann er endlich seinen Freund rächen; eine, aber nicht seine schöne Frau rächen und erkennt, dass Ritterlichkeit nichts mit der Rasse, sondern den Menschen zutun hat. Nicht nur Cormac Fitzgeoffrey kommt zu dieser Erkenntnis, sondern stellvertretend für seine Leser auch Robert E. Howard. Im Laufe seiner späteren Karriere wird der Amerikaner einige dieser Versatzstücke je nach Bedarf oder Plot auch verschieben, aber für eine mittelalterliche Geschichte mit einem Mann ohne Heimat – die Stammesfehden haben ihn von der grünen Insel vertrieben – ragt sie aus der Masse stereotyper anderer Plot positiv heraus.
Die Titelgeschichte „Das Blut Belsazars“ beinhaltet dagegen einen der Plots, die Robert E. Howard sehr gerne immer wieder verwandt hat. Der verfluchte Rubin, in diesem Fall aus den Fängen einer vor langer Zeit untergegangenen Stadt an die Oberfläche gebracht, der seinem jeweiligen Besitzer nur Unglück bringt. Ausgangspunkt dieser Story ist wie Cormac Fitzgeoffreys Treueschwer seinem jeweiligen Herrn gegenüber. Sir Rupert de Vaile ist in Gefangenschaft und das zu zahlende Lösegeld befriedigt die osmanischen Feinde nicht. Cormac Fitzgeoffrey will sich jetzt einer Bande anschließen, welche Karawanen – aus seiner Sicht sind es ja seine Feinde – überfällt und die zu zahlende Lösegeldsumme entweder erhöhen oder Söldner für eine Befreiungsaktion anheuern. Am roten Rubin hat der Ire kein Interesse, allerdings wird er in der Festung der arroganten, brutalen Anführers der Bande in einen Plot hineingezogen, an dessen Ende nicht nur der Diebstahl des Edelsteins, sondern eine Mord steht. Cormac Fitzgeoffrey muss nicht nur seine Unschuld beweisen, sondern versuchen, die einzelnen Gruppen mit ihren Interessen gegeneinander auszuspielen.
Die Story zeichnet ein höheres Tempo als „Die Falken von Outremer“ aus. In der ersten Nacht überschlagen sich die Ereignisse. Das Finale ist blutig und deutlich weniger ehrenhaft als in der ersten Geschichte. Cormac Fitzgeoffrey kann mir nur wenigen Leidensgenossen auf die Ereignisse ausschließlich reagieren. Das macht neben der Rückblende auf die Geschichte des Rubins den Reiz dieser kurzweiligen Story aus. Ritterliche Tugenden zeigen sich höchstens am Ende, wenn der Ire auf blutbefleckten Reichtum verzichtet und lieber seinen Lehnsherrn zu befreien sucht. Auf der anderen Seite zeigen sich mit dem angesprochenen Rubin, dem Kampf in der alten Festung und der Flucht in die Wüste Elemente, die Robert E. Howard in weiteren seiner zahlreichen Geschichten verwenden sollte. Von einem authentischen Mittelalter ist diese Story sehr weit entfernt und widerspricht auch Christian Endres Vorwort.
Die dritte Geschichte „Die Sklavenprinzessin“ ist ein Fragment. Die Zusammenfassung wird ebenfalls nachgedruckt. Aus der geht hervor, dass Robert E. Howard die Geschichte auf dem inhaltlichen Höhepunkt nicht weiter geschrieben hat. Von den drei Texten handelt es sich um die am meisten ambitionierte Arbeit, in welcher der Amerikaner allerdings mehr und mehr von den idealen der Ritterlichkeit aus dem ersten Text abgewichen ist. Mit der Burg von Amory und seinem französischen Schlossherren taucht eine Figur auf, die schon in den ersten beiden Geschichten entweder eine Randnotiz oder nur erwähnt worden ist.
Cormac Fitzgeoffrey reitet in eine Stadt, die gerade von den Turkmenen geplündert wird. Er rettet ein Sklavenmädchen, in dem er eine vor mehreren Jahren verschwundene Prinzessin erkennt. Er nimmt das Mädchen mit und möchte von dem damaligen Bräutigam 10.000 Goldstücke erpressen. Suleiman Bey ist eigentlich Fitzgeoffreys Todfeind. Während Fitzgeoffrey mit Bey verhandelt, verliebt sich Amory in das Mädchen und möchte den Handel am liebsten platzen lassen. Nur stehen mehrere hundert Krieger Beys vor den Toren der Burg und auch der Bey hat wenig Interesse, Fitzgeoffrey die riesige Summe auszuzahlen.
Während Cormac Fitzgeoffrey in der ersten Geschichte noch sehr viele ritterliche Tugenden aufweist und in der zweiten Story Plünderungen unternimmt, um seinen Herrn aus der Hand der Araber freizukaufen, zeigt sich der irische Ritter mit fränkischem Blut inzwischen als klassischer Opportunist. Durch die buchstäbliche Hinrichtung des feigen verweichlichten deutschstämmigen Ritters in der ersten Geschichte „Die Falken von Outremer“ sind ihm viele Burgen verwehrt. Amory ist der einzige Freund, der ihm immer wieder Obdach gibt. Allerdings ist es eine brüchige Freundschaft, wie der entfachende Streit um die junge Frau zeigt. Mit dem erpressten Geld will Cormac Fitzgeoffrey Söldner anheuern, um auf Raubzug im Nahen Osten zu gehen. Es ist eine blanke Ironie, dass quasi ein Stammesfürst diese neuen Unternehmungen finanzieren soll. Fitzgeoffrey ist auch der Meinung, dass er nur ein echtes Sklavenmädchen befreit hat, welche der Prinzessin ähnlich sieht. Betrug gehört inzwischen zu seinem Handwerk. Wieder endet die Geschichte nach einigen sehr blutigen Auseinandersetzungen und dieses Mal einer Rettung in letzter Sekunde aus dritter Hand mit einem neuen Bündnis und einer neuen, die Rassenschranken überschreitenden Allianz. Damit geht Robert E. Howard noch einen Schritt weiter, als er es am Ende der ersten Geschichte mit dem ritterlichen Respekt einem Araber gegenüber präsentiert hat.
Die Story zeichnet – wie fast alle Pulps Robert E. Howards – ein sehr hohes Tempo aus. Mit der dritten Geschichte hat der Amerikaner den Hintergrund entsprechend etabliert und verzichtet gänzlich auf Flüche oder Legenden. Cormac Fitzgeoffrey ist zum ersten Mal ein Pragmatiker, der für die eigene Kasse arbeitet. Er ist sich nicht zu schade, bei Plünderungen mitzumachen und den Plünderern ihre Beute gleich wieder abzunehmen. Robert E. Howard lässt zwar die Frage unbeantwortet, ob der Ritter sich von selbst an solchen Unternehmen beteiligen würde, aber folgt der Leser den Äußerungen seines Heldens, dann steht das Geldverdienen an erster Linie und nicht die ritterliche Moral. Solange man sich außerhalb der Grenzen von Europa aufhält und die Feinde eher osmanischer/ arabischer Herkunft sind.
Durch die Zusammenfassung kann der Leser „Die Sklavenprinzessin“ fast wie eine vollständige Geschichte goutieren. Alle fehlenden Elemente finden sich in der Zusammenfassung. Die eigentliche Geschichte mit ihren unterschiedlichen Perspektiven zeigt Robert E. Howard auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Vor allem die Nebenfiguren beginnend mit der Sklavenprinzessin über Fitzgeoffreys Freund Amory bis zum hinterhältigen Ägypter sind gut gezeichnet worden. Triumph und Niederlage liegen in Fitzgeoffreys Welt noch enger beieinander als in den Conan Geschichten.
Mit den drei Novellen um Cormac Fitzgeoffrey vervollständigt Herausgeber Joachim Körber das in der deutschen Sprache zur Verfügung stehende Robert E. Howard Werk. Die Faszination mit dem Mittelalter und den Rittern strömt zwar nicht aus jeder Pore, aber die Geschichten strahlen eine Dynamik und eine bessere Konzeption als einige andere Texte aus, die Howard in Masse geschrieben hat. Einzelne Handlungsfacetten hat der Amerikaner in anderen, später veröffentlichten Texten wieder aufgenommen, aber dieses Ideenrecycling lässt sich einem Lohnschreiber in Masse durchaus verzeihen, weil der Amerikaner stilistisch vielen seiner Kollegen überlegen ist und eine fast kindliche Erzähldynamik in seine Storys einfließen lässt.
- Herausgeber : Edition Phantasia; 1., Edition (17. August 2012)
- Sprache : Deutsch
- Taschenbuch : 158 Seiten
- ISBN-10 : 3937897526
- ISBN-13 : 978-3937897523