Der Rahmen von Axel Halbachs „Bloody Fox“ Abenteuer ist nach der Kara Ben Nemsi Geschichte um das Tetrapylon, aber auch nach der Old Shatterhand Erzählung „Das Gold der Apachen“ angelegt. Kara Ben Nemsis Onkel fasst die beiden Abenteuer aus der sächsischen Heimat in der Einleitung expressiv noch einmal zusammen.
Die eigentliche Jagd auf den Verbrecher Bloody Fox – Old Shatterhand erzählt die Geschichte aus dem Gedächtnis gekramt seinem Onkel in der sächsischen Heimat – spielt allerdings deutlich früher. Drei Jahre sind seit dem amerikanischen Bürgerkrieg vergangen.
Old Shatterhand will Sam Hawkins und den Hobble Frank in New Orleans treffen. Dort wird ihnen ein Dokument während einer Zaubervorführung zugesteckt. Es handelt sich um die Besitzurkunde einer Farm in der Nähe von Dust City. Anscheinend wollen Banditen sich das Anwesen unter den Nagel reißen und die rechtmäßige Eigentümer im Augenblick ihrer Volljährigkeit von ihrem rechtmäßigen Grund und Boden vertreiben.
Gleichzeitig beobachtet Old Shatterhand einen seltsamen Schmuggel an der amerikanischen Grenze. Zwei Azteken lassen die falschen Kisten von dem bestochenen Zollbeamten frei deklarieren.
Natürlich führen die beiden Spuren schließlich zu Bloody Fox und seiner Verbrecherbande, welcher in der Wüste um Dust City einen weiteren großen Coup mit seiner Bande plant.
Axel Halbachs “Bloody Fox“ ist ein kurzweilig zu lesender Roman mit einer Reihe von spannenden Wendungen. Allerdings unterliegt der Autor inzwischen auch dem Karl May Fluch, das es nur eine bedingt Variation der zugrundeliegenden Szenarien gibt.
Vor allem die Ähnlichkeiten zwischen den beiden Romanen „Das Gold der Apachen“ und „Bloody Fox“ fallen auf.
In beiden Fällen gibt es einen jungen Mann, der gegen seinen Willen oder aus Naivität in die Dienste der Bande gepresst wird. Dieser junge Mann sieht in Old Shatterhand und seinen Mitstreitern eine Chance, wieder auf den rechten Pfad zurückzukehren. Das passiert in beiden Fällen. Allerdings liefert der Junge entweder wie in „Das Gold der Apachen“ als Augenzeuge oder in diesem Fall als wichtiger Informant entscheidende Hinweise auf die zukünftigen Taten der Verbrecher oder dient als Mittler zu dem zwischenzeitlich gefangenen Old Shatterhand. Der Unterschied ist, das es sich einmal um einen Blutsverwandten des Bandenchefs handelt, während in „Das Gold der Apchen“ ein ehemaliger professioneller Glücksspieler seinen Sohn sucht, der Mitglied der Bande geworden ist.
In beiden Romanen gerät Old Shatterhand mindestens einmal durch Unvorsichtigkeit in die Hände der Verbrecher. Anstatt ihn direkt zu töten, will der sadistische Chef seinem eigenen Vergnügen frönen und schiebt die natürlich grausame Hinrichtung so lange auf, bis Old Shatterhand befreit werden kann. In „Das Gold der Apachen“ lief diese Befreiung zügig ab, in „Bloody Fox“ weiß der Gangster, das Old Shatterhand nicht alleine unterwegs ist. Daher gräbt er sich buchstäblich das eigene Grab.
In beiden Romanen laufen verschiedene Fälle ineinander über. In „Das Gold der Apachen“ haben sich die Verbrecher eine kleine Stadt als Schlupfwinkel ausgesucht, die sie mit Hilfe des Sherifs kontrollieren. In „Bloody Fox“ ist es eine Farm mit einer kleinen Stadt in der Nähe. Allerdings erkennt niemand mehr den Verbrecher und der örtliche Sherif kurz vor dem Rentenalter ist nicht in der Lage, alleine gegen die Verbrecher vorzugehen.
In beiden Fällen verfügen die Schurken allerdings mittels Verräter in den anderen Lagern kurzzeitig über einen Wissensvorteil. In „Das Gold der Apachen“ ist es der örtliche Sheriff, welcher Informationen gegen Geld durchsteckt, in „Bloody Fox“ ein Mitglied des Trecks. In beiden Fällen geht es neben den Waffenlieferungen um Gold.
In „Bloody Fox“ beendet Axel Halbach einen Seitenarm seiner Handlung auf eine sehr abrupte Art und Weise. Old Shatterhand und seine beiden Freunde können die Pläne der Waffenschmuggler natürlich durchkreuzen, nachdem ihnen wie durch einen Zufall ein wichtiger Schlüssel in die Hände geworfen und nicht wie zu Beginn mit dem Zettel gespielt worden ist. Vielleicht wollte Axel Halbach nicht noch eine weitere Szene hinzufügen, in welcher Schurken oder Indianer grausame Rache nehmen.
Es ist die einzige Exkursion. Nach dieser Szene konzentriert sich Axel Halbach auf die Aktionen Bloody Foxs und Old Shatterhands Pläne, diesem das Handwerk zu legen.
Im Gegensatz zu Karl May erzählt Axel Halbach weiterhin die Geschichte aus mehreren Perspektiven. Dadurch erhöht sich die Spannung, weil der Leser zumindest kurze Zeit über einen Wissensvorsprung verfügt und die Gefahr besteht, das Old Shatterhands Pläne von den erstaunlich schlau wie hinterhältig agierenden Antagonisten in letzter Sekunde durchkreuzt werden.
Mehrmals kommt Old Shatterhand für einen Moment einen Schritt zu spät. Diese Entscheidungsschwäche zieht sich positiv durch alle Romane Axel Halbachs und lässt vor allem Old Shatterhand deutlich glaubwürdiger erscheinen als Karl Mays Überheld, der höchstens einen Schritt oder besser einen Moment zu spät kommt, aber grundsätzlich immer recht hat.
Hinzu kommt, dass Old Shatterhand sich zumindest immer wieder in Gefangenschaft für einen Moment hinterfragt. Die Verantwortung für seine Rettung liegt zum Beispiel sowohl in „Das Gold der Apachen“ wie auch dem hier vorliegenden „Bloody Fox“ in den Händen Sam Hawkins. Axel Halbach zeichnet den Mentor Old Shatterhands dreidimensionaler und charakterlich interessanter als es Karl May in vielen seiner Romane gemacht hat.
Neben den bekannten, aber auch markanten Protagonisten und den immer wieder ein wenig eindimensionalen Antagonisten leben die Romane aber auch vom Flair des Wilden Westens. Axel Halbach streut die notwendigen Informationen unauffälliger und damit auch effektiver in die Handlung ein. Der Autor verzichtet auch auf mehrseitige Dialoge, sondern treibt die Handlung mit Zusammenfassungen nicht relevanter Handlungsteile sowie prägnanten, aber auch konzentrierten Beschreibungen der Umgebung voran.
Das Tempo der Geschichte ist deutlich höher als bei Karl May. Axel Halbach legt Wert auf Spannung, allerdings nicht auf einen Pazifismus um jeden Preis. Wenn bei der Rettung Unschuldiger Banditen sterben müssen, dann ist es die harte Realität im Wilden Westen. Nicht immer reicht Notwehr gegen die Angreifer aus. Bei einer der Befreiung Old Shatterhands wird von Sam Hawkins der Tod der Banditen nicht billigend in Kauf genommen, es ist notwendig, so viele der Schurken mit Blei auszuschalten, damit der waghalsige Plan gelingen kann.
Damit soll auf keinen Fall ausgedrückt werden, das “Bloody Fox” ein schlechter Roman ist. Wie bei Karl May lassen sich - wie eingangs erwähnt - bestimmte Schemata erkennen und auch nicht vermeiden. Als alleinstehender Roman liest sich “Bloody Fox” ausgesprochen kurzweilig und präsentiert wie unter anderem auch “Das Gold der Apachen” eine überzeugende Hommage an die Originalgeschichten Karl Mays. Axel Halbach geht respektvoll mit den Figuren um, auch wenn er sie vorsichtig ein wenig moderner und damit auch zugänglicher beschreibt.
Da die Geschichte vor zum Beispiel “Das Gold der Apachen” spielt, verzeiht man Old Shatterhand einige naive Fehler vielleicht mehr. Es irritiert nur, das der Leser diese Geschichte erst “später” erzählt bekommt und Old Shatterhand zumindest in “Das Gold der Apachen” nicht aus seinen Fehlern gelernt hat. Unabhängig von diesen Kleinigkeiten stellen Axel Halbachs Kanongeschichten immer noch auch aufgrund ihrer bisherigen Rarität als Privatdrucke bemerkenswerte Karl May Geschichten dar, die ein deutlich größeres Lesepublikum verdient haben.
Axel Halbach
BLOODY FOX
Band: 17, Abenteuer-Roman
Seiten: 284 Taschenbuch
Exklusive Sammler-Ausgabe
Preis: 12,95 €
direkt beim Verlag bestellbar: www.blitz-verlag.de