Rettungskreuzer Ikarus 81: Kein Weg zu weit

Dirk van den Boom

Mit „Kein Weg zu weit“ eröffnet Dirk van den Boom eine neue Trilogie um den „Rettungskreuzer Ikarus“.

 Die Ikarus wird aufgrund ihrer diplomatischen Erfahrung auf eine besondere Mission geschickt. Erst vor kurzem ist wieder Kontakt zu einem System aus der Zeit während der Großen Stile aufgenommen worden. Die Verbindung ist allerdings noch zerbrechlich.

 Ausgerechnet in diesem System hat eines der gigantischen Verhüttungsschiffe, das die Rohstoffe im All abbaut, eine Kollision mit einem unbekannten Objekt. Die Brücke wird zerstört, der Antrieb ist nicht mehr funktionstüchtig und einige Besatzungsmitglieder sind getötet worden. Die Ikarus soll den Überlebenden zu Hilfe kommen. Ein militärischer offizieller Einsatz ist nicht möglich.

 Zu diesem Haupthandlung hat Dirk van den Boom zwei bzw. sogar drei Handlungsstränge hinzugefügt, die mehr oder minder verbunden sind und am Ende des Auftaktromans erkennbar zusammenlaufen. Zu den Besatzungsmitgliedern an Bord des Verhüttungsschiffes gehört Erik, dessen Bruder Adrian auf einem Planeten eher schwer als durchaus fähiger, aber unbequemer Anwalt über die Runden kommt. Sein „Erfolg“ hat gleichzeitig zu einer sozialen Ächtung geführt. In seiner Stammkneipe arbeitet eine junge Bedienung, die ebenfalls an Bord des Verhüttungsschiffes einen Verwandten hat. Der Kontakt zum Raumschiff ist schon seit einigen Tagen abgebrochen, so vermuten sie schlimmes. Offizielle Aussagen gibt es nicht.

 Das Raumschiff gehört einer Gruppe von verschiedenen Kapitalsammelstellen. Man entschließt sich, zusammen mit einer bewaffneten Truppe eine Frau fürs Grobe auszusenden, um an Bord des Raumschiffes nach dem Rechten zu sehen.

 Das Tempo des Romans ist hoch. Dirk van den Boom etabliert die verschiedenen Szenarien relativ zügig. Die diplomatischen Probleme mit dem neuen System erschweren den Einsatz des Rettungskreuzers, das Firmenkonglomerat hat dagegen die eigenen kommerziellen Interessen im Blick.

 Die eigentliche Spannung wird aber an Bord des Verhüttungsschiffes aufgebaut. Der Einschlag des anfänglich als Asteroiden angesehenen Flugkörpers hat fatale Folgen. Mehr und mehr stellt sich allerdings heraus, dass es möglicherweise nicht einmal ein Zufall ist, der zu dem Unfall führte. Dirk van den Boom ist ein routinierter Autor, der genau weiß, wie er eine Trilogie oder Serie eröffnen muss. Immer wieder fließen auf allen Handlungsebenen Splitterinformationen in den Plot ein. Keine Seite kann sich ein abschließendes Bild der Situation machen und die Hinweise deuten wie erwähnt auf mehr als einen Unfall hin. Andeutungen weisen auf keinen „Unfall“ hin, wobei Dirk van den Boom abschließend und im zweiten Band sehr viel verstärkter sich an den Klischees entlang hangelt und Versatzstücke aus einer reiner anderer Science Fiction, aber noch mehr Horror Werken entleiht und anpasst.

 Auch wenn sich Dirk van den Boom mit dem ein wenig zu selbst bemitleidenden Schicksal Adrians im Grunde auf der Schattenseite des Planeten zu viel seitentechnische Zeit nimmt, bleib abzuwarten, ob er diese Protagonisten effektiver in die Handlung einbaut. Momentan dienen sie eher als eine Art Ablenkung, während sich das Drama zwischen den Sternen abspielt.

 Vor allem im letzten Drittel des ein wenig kürzer als üblichen „Rettungskreuzer Ikarus“ Roman zieht der Saarbrücker das Tempo noch einmal ordentlich an, auch wenn er mit der Exekutivfrau des Konglomerats sehr stark auf der Klischeeszene reitet und die Figur im Gegensatz zu den anderen, dreidimensional und emotional überzeugend gezeichneten neuen und bekannten Protagonisten wie eine Karikatur erscheinen lässt.

 Der Titel ist Programm. „Kein Weg zu weit“, um Menschenleben zu retten und dieses Mal nutzt Dirk van den Boom eine fast „alltägliche“ Gefahrensituation im All natürlich in einem dieses Mal politisch schwierigen System, um die Crew auf eine Mission zu schicken, die wie üblich mehr als ein klassischer Rettungseinsatz werden wird.      

Rettungskreuzer Ikarus 81: Kein Weg zu weit

  • Herausgeber ‏ : ‎ Atlantis Verlag (15. April 2021)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Taschenbuch ‏ : ‎ 100 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3864027713
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3864027710