
Dennis Mathiak ist bei seinem Debüt nicht zu beneiden. Er hat stilistisch einen flotten Roman geschrieben, der aber inhaltlich aber zu den enttäuschenden Tiefpunkten der Serie führen muss. Was sich Frank Borsch dabei gedacht hat, wird immer sein Geheimnis bleiben. Vor fast zwanzig Taschenheften ist Perry Rhodan aufgebrochen, um die Position der Erde aus dem geheimnisvollen Epetran Archiv zu löschen, bevor der Regent auf die Position aufmerksam wird. Zusätzlich ging es Crest bei seiner Suche im Archiv nach Hinweisen auf die Welt des ewigen Lebens. Das Perry Rhodan mit seinen Taten - das Entführen von Raumschiffen - schon jedem aufmerksamen Militär zumindest den Sektor verraten hat, in dem sich der potentielle Feind befindet und das die Arkoniden stellvertretend durch Atlan schon während der Kriege gegen die Maahks auf der Erde eine Basis unterhalten haben, dürfte eine gänzliche Lösung der Daten erschweren. Es erschien bislang schon unwahrscheinlich bis unmöglich, dass die Daten nur an einem einzigen Ort zu finden sind. Aber was sich Frank Borsch im Expose zu "Sternengötter" erlaubt hat, ist eine Frechheit.
Das Archiv befindet sich anscheinend im Gedächtnis von zwölf speziellen Arkoniden. Dazu gehört auch Onat. Die Grundidee wäre in der Theorie noch akzeptabel, wäre Crest ehrlicher gegenüber Perry Rhodan und dem Leser gewesen. Egal wie man es dreht und wendet, alle mußten von einem normalen "Datenspeicher" ausgehen. Jetzt geht es um die Ermordung von zwölf Arkoniden und das kann nicht einmal im Sinne von Crest gewesen sein. Unabhängig davon, dass sich diese zwölf Personen niemals am gleichen Ort aufgehalten haben. Crest hatte ja gesagt, das der Schlüssel in den Arkoniden selbst zu suchen ist. In diesem Punkt hat er recht. Die Gehirne werden ohne das es die "Träger wissen über die Aktivierungsglocke des Faerhl Instituts auf Iprasa mittels der fehlgeschlagenen Aktivierung des Extrasinns mit den Daten bestückt. Wenn Jahre später dieser Extrasinn wieder aktiviert wird, werden diese Daten auf andere Träger kopiert. Um an diese Daten zu gelangen, muss der Träger von einem Lauteren angesprochen werden.
Damit weiß der Leser immer noch nicht, wozu dieses Archiv wirklich dient und welche so wichtigen Daten es enthält. Im Grunde müssten die zwölf Träger die gleichen Daten tragen, denn wenn einer ums Leben kommen sollte, wären diese verloren. Weiterhin gibt es ja zumindest eine Art Verteilerstelle. Warum diese keine Kopien zieht, bleibt unausgesprochen. Auch die Idee, ein lebendes Archiv mit allerdings begrenzten Speicherkapazitäten und unbekannten Inhalten sowie einem biologischen Verfalldatum der Träger zu etablieren und über Jahrtausende im Unbekannten zu erhalten wirkt genauso bizarr wie die Schattenpaläste. Die aus dem Konzilzyklus abgeleitete Idee verhindert allerdings wie schon angesprochen, dass Rhodan wirklich erfolgreich diesen Datensatz finden und zerstören kann. Weiterhin ist es ein Widerspruch zu Crest ersten Angaben, denn das Archiv hat damit keinen festen Standort und Crest identifiziert natürlich in erster Linie aus spannungstechnischen Gründen nicht den Träger, dem er die Daten abgeluchst hat. Zusätzlich ist frasgwürdig, warum Crest nicht selbst diese Odyssee übernommen hat. Ja, er ist aus diesem Handlungsabschnitt verschwunden. Bedenkt man aber, wie schnell er ebenfalls nach endlosen Taschenheften Thora gefunden und umständlich gerettet hat, wirkt seine Eliminierung aus dieser Haupthandlung eher wie ein Eingeständnis, dass die Grundidee ignoriert werden soll oder sie aufgrund des Handlungsverlaufes nicht umsetzbar ist. Auch wenn hinsichtlich des Archivs viele Fragen offen bleiben, ist es nicht die einzige Schwäche dieses auf einem wirren sehr schwachen Expose basierenden Romans.
Die große Überraschung ist das Auftreten Reginald Bulls am Ende des Romans, der mit den „terranisierten“ Naats ins Herz des Imperiums auf einem wahrscheinlich nicht registrierten Raumschiff geflogen sind, um in Absprache mit den Anetis Anhängern Rhodan und seine Freunde zu retten. Hoffentlich wird im folgenden Roman dieses Manöver noch einmal aufgegriffen, ansonsten macht es keinen Sinn. Es wirkt unglaubwürdig und zeigt nicht einmal mehr, wie wenig sich Arkon verteidigen kann. Zusätzlich ist Rhodan von starken Truppenverbänden umzingelt. Wenn es wenigstens einen Kampf oder eine militärische Auseinandersetzung gegeben hätte oder wie früher die Teleporter die Handvoll Männer mit einem waghalsigen Sprung aus und in das tief fliegende Raumschiff gerettet hätten, dann wäre das vielleicht als Hommage an die alten Roman akzeptabel gewesen. In der vorliegenden Form wirkt es wie vieles an diesem Roman, aber noch mehr am laufenden Zyklus hilf- und viel schlimmer einfallslos.
Ein neues Element - siehe Titel - sind die Sternengötter. In der Nähe des Kristallpalasts ist der Hügel der Götter, wo den vierundzwanzig Sternengöttern ein Tempelkomplex gewidmet worden ist. Angeblich ist dieser Tempelbezirk mindestens dreizehn bis zwanzigtausend Jahre - die Grotte - alt. Wie der Vatikan verwaltet er sich selbst, wobei man hinsichtlich der imperialen Politik im Allgemeinen und dem jeweiligen Regenten im Besonderen strikte Neutralität wahrt. Zwischen den beiden wichtigsten Denkern Kuspa als Vorsteher und Vaygoke gibt es Streit um die zukünftige Neutralität. Es wirkt aufgesetzt, dass ausgerechnet Kuspa durch das unfreiwillige Auftauchen der Fremden seine bisherige Position nach anfänglichem Geschrei aufgibt und ihnen hilft. Bedenkt man, wie oft Perry Rhodan auf dieser Odyssee von dritter Seite aus dem Nichts heraus geholfen worden ist, so wirkt diese abschließend gereichte Hand auch nicht unwahrscheinlicher.
Nicht zum ersten mal werden die arkonidischen Sicherheitskräfte als Idioten dargestellt. Bedenkt man, welche Bedrohung das arkonidische Reich unter dem Roboterregenten in der Originalserie darstellte und wie spannend, aber bodenständig Scheer die Kommandounternehmen der Terraner konzipieren konnte, dann wirkt „Neo“ wie ein primitiver Abklatsch, der fast verzweifelt versucht, die alten Versatzstücke neu zu ordnen, aber keinen Boden und vor allem keine nachhaltigen Ideen findet. Es ist nicht das erste Mal bei Frank Borsch, dass der Leser das Gefühl hat, als wäre der rote Faden improvisiert und je nach Laune ausgerichtet.
Zusammengefasst führt der vorliegende Roman eine amateurhaft geplante Expedition ins Herz des gegnerischen Sternenreiches zu einem absoluten Tiefpunkt. Der Autor hat sich wirklich bemüht, die verschiedenen Actionszenen dreidimensional und spannend anzulegen, den exotisch kirchschlichen Hintergrund plastisch zu beschreiben und Nebenfiguren überzeugend zu charakterisieren, aber zwischen den wenigen Höhepunkten finden sich zu viele schwache und unglaubwürdige Passagen, in denen es sich Frank Borsch und Co leider zum wiederholten Male zu einfach machen.
- Format: Kindle Edition
- Dateigröße: 595 KB
- Seitenzahl der Print-Ausgabe: 159 Seiten
- Verlag: Perry Rhodan digital (13. Februar 2014)
- Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
- Sprache: Deutsch
- ASIN: B00HK64LES